Bestie Belinda
nach rechts weg, stieß gegen ein Hindernis und landete auf der Lehne eines Sessels, bevor ich nach hinten kippte.
Noch immer hatte ich meine Beretta nicht gefunden. Als Waffe besaß ich nur das Kreuz. Es musste ausreichen, um den Angreifer zu stoppen, von dem ich zunächst nichts sah.
Bis sich schließlich etwas vom Boden her in die Höhe drehte. Es war eine Gestalt, aber es war kein Mensch. Das Wesen wurde zu einem Kreisel, ich hörte das wilde Fauchen. Dabei nestelte ich an der Kette, um das Kreuz hervorzuholen.
Plötzlich war mein Gegner verschwunden. Einfach weggesackt. Er musste am Boden liegen.
Licht einschalten? Es dunkel lassen? Ich quälte mich mit den Gedanken herum. In den nächsten Sekunden musste ich mich entscheiden. Von meinem Freund Abe war keine Hilfe zu erwarten. Ihn hatte unser Gegner schlimmer erwischt als mich.
Der kalte Luftzug traf mich unvorbereitet. Der Eindringling hatte die Terrassentür aufgezogen. Sie war noch in Bewegung und schwang nach innen, als sich die Gestalt in der sich öffnenden Tür für einen Moment geduckt abhob.
Ich hätte sie jetzt mit einer Kugel erwischen können, aber meine Beretta lag irgendwo und war nicht zu sehen.
Die Gestalt sprang mit einem mächtigen Satz auf die Terrasse. Die Tür war noch nicht wieder zugefallen, sodass ich freie Bahn hatte und die Verfolgung aufnahm.
Es war auf der Terrasse heller als hier im Zimmer. Von außen her wurde sie von einigen Lichtreflexen erreicht, und zum ersten Mal sah ich den Eindringling deutlicher.
Eine Frau?
Ein Mann?
Vielleicht beides. Oder eine Bestie, die sich aus diesen beiden Hälften zusammensetzte?
Da konnte alles zutreffen, aber am Schlimmsten war der verdammte Schädel. Der gehörte keinem Menschen, auch wenn ich ihn nur von hinten sah. Beim Laufen schwang nicht das Haar in die Höhe, es bewegte sich eine regelrechte Mähne. Auch nicht dunkel, sondern hell, fast schon bleich.
Das Wesen sprang auf die Brüstung. Es passierte aus dem Lauf heraus, ohne zuvor abzustoppen. Geduckt wie ein Affe blieb es dort hocken. Und wie zum Hohn schaute es sich um. Genau in dem Moment, als ich die Terrasse betrat.
Es war eine Wölfin!
Eine Werwölfin!
Plötzlich kam alles zusammen. Plötzlich konnte ich mir auch die schrecklichen Wunden der toten FBI-Agenten erklären. Ich wusste, wer sie hinterlassen hatte.
Ein Blick nur. Eine knappe Drehung. Dann ließ sich das Wesen fallen. Verdammt, wir waren im achten Stock, das überstand auch eine Werwölfin nicht ohne gebrochene Knochen.
Ich war noch immer etwas benommen und torkelte auf die Terrasse. Allerdings tat mir die kalte Luft gut. Sie frischte mich auf. Zwei Schritte später stand ich an der Brüstung und beugte mich darüber. Der Boden war nicht zu sehen. Also war es nicht möglich, den Landeplatz zu entdecken.
Oder war sie gar nicht bis nach unten durchgefallen?
Ich beugte mich noch weiter vor. Aus den verschiedenen Wohnungen drang das Licht auf die Terrassen, sodass die Fliesen dort schimmerten wie stehendes Wasser.
Jemand bewegte sich zwei Etagen unter mir. Ob es die Werwölfin war, konnte ich nicht erkennen. Zudem war die Gestalt nach einer Sekunde zwischen zwei Terrassen verschwunden. Es gab dort einen Knick, eine Lücke und möglicherweise auch irgendein Hilfsmittel, über das man den sicheren Boden erreichte.
Für mich war die Strecke in meinem Zustand zu weit. Das bekam ich nicht mehr geregelt, und von außen schon gar nicht. Bevor ich die Stufen der Treppen nach unten gelaufen war oder den Lift genommen hatte, war die Bestie längst über alle Berge.
Mit noch immer wackligen Beinen trat ich vom Geländer zurück. Auch mein Kopf brummte, doch mehr war mir nicht passiert.
Mit müden Schritten betrat ich die Wohnung des FBI-Agenten. Im Schein meiner kleinen Lampe suchte ich nach dem Lichtschalter. Es gab nicht nur einen an der Tür, ich sah auch einen zweiten neben einer Regalwand.
Unter der Decke erhellte sich eine runde Glaslampe, die aussah wie ein UFO. In ihrem Licht sah ich meine Beretta nicht weit entfernt liegen. Ich hob sie auf und steckte sie ein. Dabei fiel mein Blick in Richtung Zimmertür.
Dort lag Abe Douglas auf dem Rücken. Das helle Licht schien ihm nicht zu gefallen, denn er hatte beide Hände auf sein Gesicht gelegt, um nicht gegen die Decke schauen zu müssen. Ich hörte auch sein Stöhnen. Es klang eher wütend als schmerzvoll.
Er musste mich bemerkt haben, als ich neben ihm stand, denn er drehte sich nach rechts. Dabei rutschten
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