Bestie Belinda
bewegte sich Abe Douglas stöhnend aus dem Sessel. »Ich habe alles gehört«, sagte er. »Da haben wir dann noch etwas vor.«
»Fühlst du dich denn fit?«
Er lachte abgehackt. »Mach dir um mich keine Sorgen. So leicht wirft mich nichts um.« Er grinste schief.
»Ich sehe wieder Land. Sagt mir zumindest mein Gefühl.«
»Hat es dich schon mal getäuscht?«
»Nur selten, John. So gut wie kaum.«
»Dann ist alles in Ordnung.«
Die Tür zur Terrasse war wieder geschlossen, und so verließen wir zu dritt die Wohnung. Bevor Carol Lindner in ihrer verschwand, hatte sie noch eine Frage. »Sagen Sie ehrlich, muss ich jetzt Angst um mein Leben haben?«
»Nein«, erklärten wir beide wie aus einem Mund und voller Überzeugung. »Das brauchen Sie nicht.«
»Aber Sie! Oder?«
Ich winkte ab. »Das sind wir gewohnt. Es ist alles nicht so tragisch.«
Sie wünschte uns trotzdem alles erdenklich Gute. Bevor sich die Lifttür schloss, sahen wir noch ihr besorgtes Gesicht.
Wir fuhren nach unten. Abe lehnte an der Wand. Er sah wieder etwas besser aus.
»Sollen wir wetten, John?«
»Warum?«
»Dass wir unsere Freundin noch in dieser Nacht stellen!«
»Du bist davon überzeugt?«
»Eigentlich schon.«
»Und ich lass mich überraschen...«
***
Wie ein Phantom, wie ein tanzender Affe oder wie ein geschickter Kletterer war sie gewesen, als sie sich von Terrasse zu Terrasse gehangelt hatte, um festen Boden zu erreichen.
Mit einem letzten Sprung hatte sie es geschafft,blieb auf dem Boden hocken und kauerte sich zusammen.
Belinda hatte sich eine möglichst dunkle Stelle ausgesucht. Sie wollte auf keinen Fall entdeckt werden, denn es war etwas passiert, dass sie so schnell nicht einordnen konnte.
Da waren zwei Männer in Clints Wohnung gekommen. Zuerst hatte sie an Einbrecher gedacht. Doch dieser Gedanke war bald wieder verflogen, denn zumindest einer der beiden trug etwas bei sich, das sie nicht gesehen, das aber sehr wohl seine Spuren bei ihr hinterlassen hatte. Sie kannte den Gegenstand nicht, aber von ihm strahlte etwas ab, das ihr Furcht einjagte.
Es musste schon eine mächtige Waffe sein, die selbst einer Werwölfin Angst einjagte.
Jetzt kauerte sie mit dem Rücken an der Wand und ließ die Blicke aus ihren kalten Augen in die Dunkelheit schweifen. In der kommenden Nacht hätte es passieren sollen. Dann wäre ihr auch der Letzte dieser Schweine in die Falle gelaufen. Es war anders gekommen, und jetzt dachte sie daran, dass man ihr auf der Spur war.
Die beiden Männer hatten sie gesehen, aber nicht gekannt. Es waren Fremde für sie und jetzt zu Feinden geworden. Belinda stufte diese beiden Personen als gefährliche Gegner ein, die darauf aus waren, sie zu vernichten.
Einen noch – den Letzten!
Die anderen hatte sie bereits fertig gemacht. Sie lebten nicht mehr und hatten für ihre Taten gebüßt. Clint Walker sollte ebenfalls an die Reihe kommen. Sie hatte sich den Typ bis zum Schluss aufbewahrt. Es war so wunderbar gelaufen, und nun musste sie wieder von vorn beginnen. In einem Anfall von Wut hätte sie beinahe um sich geschlagen, doch das brachte ihr auch nichts. Sie musste überlegen, cool bleiben und einen neuen Plan fassen.
In dieser Nacht mussten die Dinge aus der Vergangenheit endlich gerade gerückt werden. In dieser Nacht musste es passieren. Koste es, was es wolle.
Es war eigentlich ganz einfach, und sie ließ bei diesen Gedanken auch die beiden Fremden außen vor. Sie hatte Clint in seiner Wohnung überraschen wollen. Das war nicht mehr möglich, aber der Faktor der Überraschung blieb bestehen.
Sie wusste, wo er sich aufhielt. Ihr war bekannt, an welchem Fall er arbeitete. Es ging um irgendeine Sache, die sehr unsauber war und sich hineinzog bis in hohe Regierungskreise. Clint Walker hatte dort recherchiert und hatte berichtet, dass er nach Feierabend bis in den späten Abend hinein immer einen Drink brauchte.
Absacker in der Stammbar!
Belinda kannte den Schuppen. Sie wusste, wo er lag, und sie wusste auch, wie sie am schnellsten dorthin kam. Nur nicht als Wölfin, als Mensch, als eine Frau, die fast jeder Mann als einen tollen Schuss ansah und oft vor Staunen den Mund nicht geschlossen bekam.
Belinda war gut. Sie beherrschte vieles. Sie sah sich als eine Pfadfinderin an, die einen neuen Weg beschritten hatte. Der Keim war schon immer in ihr gewesen. Selbst als kleines Kind hatte sie ihn gespürt und gemerkt, dass sie anders war als die übrigen Kinder.
Erst später war es voll zum Ausbruch
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