Bestie Belinda
an. »Und diese Person ist Ihnen entkommen, nicht wahr?«
»Leider.«
»Man kann nicht immer Glück haben.«
Da Abe Douglas seinen Kopf zurückgelegt und die Augen geschlossen hatte, sprach ich mit der Nachbarin. »Es geht zwar ins Persönliche, aber wissen Sie vielleicht mehr über die Bekanntschaften des guten Clint?«
»Nein«, murmelte sie vor sich hin. »Eigentlich weiß ich so gut wie nichts.«
»Aber etwas schon.«
Sie hob die Schultern. »Natürlich haben wir hin und wieder über unsere Beziehungen gesprochen. Das war ein Thema an den langen Abenden. Er hatte keine feste Beziehung, ich auch nicht. Natürlich leben wir nicht wie Eremiten, da gab es schon Bekannte, aber das waren nur flüchtige Begegnungen.
»Da sind Sie sich sicher?«
»Was meinen Part angeht, schon.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich will mich auch nicht mehr binden, nachdem ich drei Jahre mit einer Freundin zusammengelebt habe. Die Enttäuschung ist einfach zu groß gewesen.«
»Das kann ich verstehen. Und wie verhält es sich mit Ihrem Nachbarn, Miss Lindner?«
»Er hat nie in einer Beziehung gelebt.«
»Aber Frauen gehabt.«
»Ja.«
»Ist Ihnen da eine in besonderer Erinnerung geblieben? Haben Sie die Person gesehen? Oder hat Ihr Nachbar mehr über sie erzählt als über andere?«
Sie musste nachdenken und trank.
»Vielleicht ist da etwas in der letzten Zeit gewesen. In den vergangenen Wochen.« Ich versuchte, ihr auf die Sprünge zu helfen, und sah, dass sie überlegte.
»Schon«, meinte sie.
»Und erinnern Sie sich?«
»Nein und ja. Ich kenne die Person nicht. Er hat davon gesprochen.«
»Wissen Sie ihren Namen?«
Carol Lindner schaute hoch und nickte mir dabei sehr langsam zu. »Das allerdings. Nur ihren Vornamen. Sie heißt Belinda. Wenn ich Cliff richtig verstanden habe, war er von ihr sehr angetan.«
Das war ein Anhaltspunkt. »Wie lange kennen sich die beiden? Wissen Sie darüber Bescheid?«
»Nicht genau. Vielleicht seit einer Woche. Oder seit zehn Tagen. So ähnlich.«
»Gesehen haben Sie die Frau nie?«
»Nein.«
»War sie mal hier in der Wohnung?«
Carol Lindner schaute nachdenklich ins Leere. »Das kann ich Ihnen auch nicht sagen. Jedenfalls hat mein Nachbar nie darüber gesprochen.«
»Ansonsten war er also angetan von ihr?«
Sie nickte.
»Hat er sie beschrieben?«
Carol lächelte und überlegte. »Nicht wie Sie meinen, Mr. Sinclair. Clint ist ein erwachsener Mensch und kein Teenager mehr. Nein, nein, so schlimm war es nicht. Ich weiß nur, dass sie blondes langes Haar hat. Darauf steht Clint. Das macht ihn an.«
»Belinda«, murmelte ich. »Eine Frau, die existiert, von der wir aber nichts wissen.«
»Glauben Sie denn, dass sie hier in der Wohnung gewesen ist und Sie angegriffen hat?«
»Wir schließen es zumindest nicht aus.«
Carol Lindner war etwas durcheinander. »Aber warum sollte sie es getan haben? Das hat sie gar nicht nötig.«
»Wie kommen Sie darauf?«
»Zu den ärmsten Personen gehört sie auch nicht. Hat mir Clint zumindest gesagt. Ich weiß aber nicht, was sie beruflich macht. Jedenfalls muss sie selbstständig sein. Ich hätte sie auch kennenlernen sollen, aber die Zeit hatten wir beide nicht. Er wollte mich mal in eine Bar mitnehmen.«
»Kennen Sie den Namen?«
»Nummer sieben.«
»Ach.«
»Ja, nicht mehr. Das muss so ein In-Lokal sein, in das man eben geht. Sie kennen das vielleicht. Heute ist das Lokal für zwei, drei Monate in, morgen ist es ein anderes. In der Szene findet ein ziemlich schneller Wechsel statt.«
»Ja, das kenne ich.«
»Sonst kann ich Ihnen leider nicht helfen. Ich weiß auch nicht, wo sich Clint an diesem Abend herumtreibt. Kann durchaus sein, dass er dienstlich unterwegs ist.«
»Danke«, sagte ich und nickte ihr zu. »Danke, dass sie sich soviel Mühe gegeben haben.«
»Keine Ursache. Ich hätte Ihnen gern erfolgreicher geholfen.«
»Das war schon ein Hinweis.« Ich gab ihr den Schlüssel zu Walkers Wohnung zurück. »Ach so, noch eine Frage. Wissen Sie vielleicht, wo wir die Bar finden können?«
Carol überlegte und spielte dabei mit dem Schlüssel. »Nun ja, nicht direkt, wenn ich ehrlich sein soll. Aber weit von hier ist es wohl nicht. Mehr zum Fluss hin. Fast bei den alten Gartenanlagen.«
»Was hat es denn damit auf sich?«
»Da gibt es Hütten und Wohnungen für Menschen, die sich die überhöhten Kosten hier in der Stadt nicht leisten können. Von der Bar aus kann man auch den Fluss sehen.«
»Danke nochmals.«
Im Hintergrund
Weitere Kostenlose Bücher