Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bestie Mensch: Tarnung - Lüge - Strategie (German Edition)

Bestie Mensch: Tarnung - Lüge - Strategie (German Edition)

Titel: Bestie Mensch: Tarnung - Lüge - Strategie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Müller
Vom Netzwerk:
und ich sterbe, es gibt nichts mehr.“
    Moser: „Moor, das sind Gedanken deiner Verzweiflung, die gleichsam mit einem einzigen Satz zerreißen werden wie Spinnweben.
    Du musst sterben.
    Aber ich schlage dir eine Wette vor. Wenn der Arzt an deinem Bette steht und kopfschüttelnd feststellt, jegliche menschliche Hilfe ist umsonst, wenn du dann noch beständig bleibst, dann sollst du gewonnen haben. Aber ich warne dich, Franz Moor, wenn dich zu diesem Zeitpunkt nur der geringste Schauer befällt, dann merkst du zum ersten Mal, dass du dich betrogen hast.“
    Franz: „Nein!“
    Moser: „Dann zum ersten Mal, Moor, wird dein diabolisches Nein zu einem heulenden Ja. Dann zum ersten Mal wirst du dich fühlen wie der lebendig Begrabene am Kirchhof oder der Selbst mörder, der den tödlichen Schnitt bereits getan und nun bereut. Aber siehe, Moor, du hast zeit deines Lebens tausend Menschen an jeder Hand gehabt und 999 davon unglücklich gemacht. Bilde dir doch nicht ein, Gott hat all diese Menschen zu Puppenspielern deiner selbst erkoren. Hüte dich, Franz Moor, dass du zum Zeitpunkt des Todes nicht so aussiehst wie Nero oder König Richard III. Für einen Nero fehlt dir nur das Römische Reich und für einen Pizarro Peru. Bedenke, der letzte Atemzug des Lebens weckt einen fürchterlichen Nachbar auf und sein Name ist Richter … du bist sterblich.“
    Franz: „Was sagst du, wer hat dich überhaupt rufen lassen, du schwarze Grille.“
    Moser: „Fühlst du denn die Last auf deiner Schulter so früh, warum bläst du meine Argumente nicht hinweg mit dem Hauch deines Mundes?“
    Als Franz erkennt, dass es kein Entrinnen mehr gibt, begeht er im Stück von Schiller Selbstmord.
    Die Tarnung wird geboren im Irrtum jener, die glauben, die Tarnung erkennen zu können. Der Geburtsort der Lüge liegt im falschen Vertrauen der Opfer, und die immerwährende Strategie nährt sich aus der Vergesslichkeit jener, welche die Ursachen des Schmerzes schon einmal erlebt haben. Wir beobachten die Tarnungen. Wir beobachten die Lügen und wir erfahren und beobachten auch die Strategien.

45.

    Hamburg, Fuhlsbüttel, Hochsicherheitstrakt
11.25 Uhr

    Ich fragte mich allen Ernstes, ob es bereits die Anzeichen der ersten Halluzinationen waren, denn jedes Mal, wenn ich die Augenlieder schloss, tauchten andere Geschichten vor mir auf. Der Schweiß drang mir bereits aus allen Poren. Meine feuchten Handflächen verkrampften sich unter der Tischplatte. Wahrscheinlich musste mein ganzer Körper bei Lutz Reinstrom bereits denselben Eindruck hinterlassen wie jene, denen man in den Museen von Pompeji begegnet, Menschen, die während ihrer tagtäglichen Arbeit von der Hitze der Lava und dem erstickenden Aschenregen überrascht wurden und die man Jahrhunderte später so wiederfand, wie sie damals verstarben, nämlich mit unnatürlich verkrampften und starren Gliedmaßen und schmerzverzerrtem Gesicht.
    Reinstrom musste mir bereits ansehen, dass ich jenseits jeder Kontrolle war. Ich stellte zwar ein paar Fragen, aber sie waren zweifelsohne nicht mehr ernst zu nehmen. Je mehr ich versuchte, logisch an die ganze Situation heranzugehen und mich dabei nur noch mehr verkrampfte, weil ich langsam irgendwie auf den stechenden Schmerz, den bohrenden Druck im Kopf oder die Übelkeit wartete, desto ruhiger wurde mein Gegenüber. Das Zucken seiner Mundwinkel, das ich vermeinte wahrgenommen zu haben, als sich der letzte Schluck Tee in meine Mundhöhle bahnte, dieses Zucken vermeinte ich jetzt regelmäßiger wahrzunehmen.
    Jetzt teilte er mir höflich, aber bestimmt mit, dass er nicht vorhabe, als Person in einem Dokumentarfilm über Sexualstraftäter aufzutauchen. Er sei ja auch keiner. Aber er bekräftigte nochmals seinen Vorschlag, als Konsulent in einem anderen Film tätig zu sein. Er machte mir Vorschläge! Er sah in die Zukunft! Was für ein Witz der Geschichte!
    Ich wünschte mir inständig, frisch zu sein, ausgeruht, klar denkend und sauber, um diesen Fähigkeiten entgegentreten zu können. Ich wünschte mir einen Partner mit entsprechender Ausbildung herbei, der die Situation erfassen würde, aber es war zu spät. Ich hatte alle Regeln gebrochen. Ich wähnte mich sicher im Wissen um all die Details, die ich aus den Akten kannte, ein Gespräch mit diesem zweifelsohne einzigartigen Taktiker alleine zu führen. Was für eine Selbstüberschätzung! Aber ob ich wollte oder nicht, ich musste meine Augen abermals schließen. Ich hatte nicht die Fähigkeiten eines Jack

Weitere Kostenlose Bücher