Bestien in der Finsternis
wohl war ihm nicht.
Klößchen kam wieder herein und
zog die Tür hinter sich zu.
Tim drehte die Durchwahl-Nummer
von Kommissar Glockner. Er meldete sich.
„Es geht darum, Herr
Kommissar“, keuchte Tim mit der verzerrtesten Stimme, zu der er fähig war.
„Zufällig ist mir der Schmuck in die Hände gefallen, der einem gewissen
Bernhard Goldmann geraubt wurde. Bitte, verstehen Sie richtig: Ich bin nicht
etwa der Einbrecher. Nein! Das geht auf das Konto eines gewissen Albert Zenke.
Der ist der Goldmann-Täter. Aber inzwischen ging Zenke der Beute verlustig.
Heute abend will er sie zurückkaufen — von mir. Ich habe Zenke zu dem ehemaligen
Hendrichsen-Bauernhof bestellt. Gegen 22.30 Uhr soll er dort sein. Man wird
sehen, wieweit er sich an die Anweisung hält. Eine Aktentasche, in der sich der
Schmuck befindet, wird auf dem Brunnenrand stehen. Im übrigen ist anzunehmen,
daß Zenke seine Fingerabdrücke zahlreich auf den Schmuckstücken hinterlassen
hat. Auf der chilenischen Göttin, zum Beispiel. Das wird Ihnen nützlich sein
als Beweis.“
„Wer Sie sind“, sagte Glockner,
„werden Sie mir vermutlich nicht sagen.“
„Nicht so gern. Ach, noch
etwas: Es wäre ein großes Entgegenkommen, wenn Sie und Ihre Leute sich dem
Bauernhof über die Zufahrtsstraße aus Preistlfink nähern — nicht über den
Feldweg, der vom Steinbruch aus hinführt.“
„Weshalb?“ fragte Glockner.
„Aus... äh... privaten
Gründen.“
„Ich habe das Gefühl, daß wir
uns kennen.“
„Aber nur vom Sehen“, sagte Tim
und legte auf.
17. Halbes Geständnis
Es war Freitag. Das
unterrichtsfreie Wochenende stand bevor.
Assessor Kahl hatte nichts
dagegen einzuwenden, daß die ADLERNEST-Bewohner mal wieder ausflogen.
Klößchen erklärte, sein Freund
Tim sei bei seinen — Klößchens — Eltern übers Wochenende eingeladen. Und auch
er selbst sei als anwesend zu Hause erwünscht.
Beides traf zu. Klößchen hatte
das veranlaßt. Esersparte den beiden die Flucht mit der Strickleiter.
Außerdem verkürzte es die
Anfahrt zur Steinbruch-Kreuzung bei Fritzlbrunnhausen. Denn die vornehme
Eichen-Allee, wo Klößchens Eltern wohnen, liegt unweit jener Landstraße, über
die Zenke anreisen sollte.
Gaby mußte zu Hause bleiben.
Zum einen wegen später Stunde, zum anderen, weil neue Erklärungen hätten
herhalten müssen. Aber keiner der vier wollte sich die Seele mit weiterer
Flunkerei belasten — jedenfalls nicht gegenüber Gabys Eltern.
Daß sich Tim und Klößchen aus
der Sauerlich-Villa abseilten, war kein Problem. Sie wollten angeblich ins
Kino, in eine englischsprachige Spätvorstellung — jugendfrei, natürlich — , um
sich damit für die Schule zu verbessern.
Unterwegs stieß Karl zu ihnen.
Gegen 21.06 Uhr erreichten sie
die Kreuzung.
Es war noch recht hell.
Sie versteckten ihre Stahlrosse
im Steinbruch und verkrochen sich in einem Gebüsch neben der Kreuzung.
„Gaby sagte am Telefon“,
berichtete Tim, „ihr Vater sei nach dem Abendessen wieder ins Präsidium
gefahren. Was das bedeutet, liegt auf der Hand. Er hat die Falle aufgestellt.
Nachher beim Hendrichsen-Hof schnappt sie zu. Das ist dann das endgültige Aus
für Zenke.“
Es dunkelte.
Der Boden war feucht. Aber die
drei hatten vorgesorgt, nämlich leere Müllsäcke mitgebracht, die nun als
Unterlage dienten. Jeder Hintern saß trocken.
Um 21.46 Uhr näherte sich ein
Wagen.
Erst als er am Straßenrand
hielt, erkannten sie Zenkes Landrover.
Der Ganove stieg aus, schloß
die Fahrertür ab und legte den Schlüssel hinter das linke Vorderrad.
Sie beobachteten ihn, als er
abschob. Er folgte dem Feldweg und verschwand in der Dunkelheit.
„Sieht aus wie ehrliches
Spiel“, meinte Tim. „Seinerseits. Wir sind ja nicht ehrlich. Ich schleiche zum
Wagen. Ihr gebt
mir Rückendeckung. Es ist immer
noch möglich, daß ein schlagstarker Typ im Landrover kauert. Ich denke an Otto,
den Kahlkopf, der für die Gurken zuständig ist.“
„Für das Tomatenbeet“, sagte
Karl — und lieferte mal wieder einen Beweis für sein Computer-Gedächtnis.
Tim huschte los.
Als er den Landrover erreichte,
richtete er sich vorsichtig auf.
Seine Augen waren der
Dunkelheit angepaßt. Durch die Seitenscheibe linste er hinein.
Offenbar leer.
Hinter dem linken Vorderrad
fand er den Schlüssel. Er öffnete die Beifahrertür. Die Innenbeleuchtung
flammte auf.
Tim blickte hinter die Lehnen.
Nein, kein Hinterhalt. Aber auf dem Nebensitz lag ein Aktenkoffer. Er enthielt
einen
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