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Bestien in der Finsternis

Bestien in der Finsternis

Titel: Bestien in der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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mache ich auf eigene Faust und zu
meinem Verdienst.
    Er stellte das Bier weg, zog
seine abgewetzte Monteurskluft an und schob los.
    Zum zweiten Mal überprüfte er
in der Amalien-Allee das Umfeld von Schottloffs Villa.
    Die Rückseite ließ sich von
nirgendwo einsehen. Eine Hecke schirmte ab. Wie günstig!
    Im übrigen war der Garten zu
sehr verwildert, als daß sich Ehefrau oder Lebensgefährtin damit abgefunden
hätten.
    Nein! Schottloff lebte allein.
Die Info, die er — Rödl — von Zenke hatte, war garantiert richtig.
    Trotzdem! Bei einem Typ wie
Schottloff konnte man nicht wissen. Vielleicht hatte er sich jüngstens ein
Schätzchen zugelegt — das jetzt bei ihm wohnte.
    Von einer nahen Telefonzelle
rief Rödl an.
    Niemand hob ab.
    In seiner Monteurskluft betrat
er das Grundstück — ungeniert, als sei er bestellt, um die Heizung zu
reparieren.
    An der Rückfront knackte er die
Kellertür. Aber ohne Gewalt, sondern mit dem Dietrich. Er besaß mehrere. Einer
paßte immer.
    Seine Spezialität war, ein Haus
zu durchwühlen, ohne Spuren zu hinterlassen. Oft merkten die Bestohlenen erst
nach Wochen, was fehlte. Ausgenommen, es handelte sich um Wertgegenstände von
dekorativer (schmückenderj Bestimmung.
    In Ruhe durchforschte er die
Kellerräume, fand aber nichts, was ihn interessiert hätte. Dann stieg er die
Treppe hinauf.
    Mittelpunkt des Hauses war eine
düstere Wohnhalle, wie er feststellte. Grünes Licht füllte sie. Grün — wegen
der gleichfarbigen Bleiglasscheiben.
    Alte Möbel standen herum. In
der Ecke entdeckte er einen großen Glaskasten. Den Boden bedeckten Sand, Kiesel
und Grünzeug. Die obere Glasplatte war zu einem Drittel beiseite geschoben.
    Schildkröten-Liebhaber! dachte
er und sah nicht genauer hin.
    Es gab mehrere Türen, die in
andere — freundlichere — Räume führten. Alle — bis auf eine — waren geöffnet.
    Natürlich zog ihn die
geschlossene Tür an. Mit dem Raum wollte er die Plünderung im Erdgeschoß
beginnen.
    Als er die Hand auf die Klinke
legte, hörte er ein seltsames Rasseln hinter sich.
    Er fuhr herum.
    Zwei, höchstens drei Schritte
entfernt hatte sich Keita aufgerichtet. Ein Drittel ihres armdicken Leibes
stand aufrecht. Braun-schwarz der muskulöse Schlangenkörper. Der eckige Kopf
zielte auf Rödl. Die gespaltene Zunge tastete die Luft ab.
    Schimmerten die Giftzähne?
    Rödls Blut erstarrte. Das
Ächzen erstarb ihm in der Kehle.
    Er wußte, was für eine Schlange
das war. Als Saubermann im Zoo hatte er sich die Reptilien oft angesehen. Sie
ekelten ihn an. Sie machten ihm Angst. Schaudernd hatte er den Gedanken
durchgespielt, so einem Biest mal in freier Wildbahn zu begegnen.
    Und jetzt? Es war keine Halluzination.
Es war Wirklichkeit. Und er hielt nichts in der Hand, womit er die
Klapperschlange hätte abwehren können.

    Sein Rücken berührte die Tür.
Fast ohne sich zu bewegen, drückte er auf die Klinke.
    Verschlossen?
    Die Tür gab nach. Er ließ sich
zurückfallen, taumelte in einen stockdunklen Raum. Sein Tritt schmetterte die
Tür zu — im selben Moment, da die Schlange gegen das Holz prallte.
    Minutenlang konnte er sich
nicht regen. Um ihn war Dunkelheit. Wo war er? Lauerte auch hier eine Schlange?
    Er fand den Lichtschalter.
    Eine Glühbirne tröpfelte
mageres Licht in die Abstellkammer.
    Kein Fenster, kein zweiter
Ausgang und kein Gegenstand, der sich als Waffe gebrauchen ließ.
    Er öffnete die Tür einen halben
Zentimeter und spähte durch den Spalt.
    Nur eine Armlänge entfernt
hatte sich die Schlange zusammengeringelt. Ihr Kopf zuckte empor.
    Rödl drückte die Tür zu und
sackte in die Knie.
    Gefangen! Er war gefangen.
Dieser verfluchte Kerl! Wieso ließ der hier eine Schlange frei rumkriechen? Bestimmt
war das verboten. Unglaublich, was sich manche Leute erlaubten!

19. Tischgespräch bei Glockners
     
    Gaby übermittelte die
Einladung.
    Am Sonntag wurden die Jungs bei
Glockners zum Abendessen erwartet.
    „Jetzt geht’s uns an den
Kragen“, unkte Klößchen. „Es ist sozusagen die Henkersmahlzeit. Trotzdem werde
ich sie genießen. Das Gegenteil würde Frau Glockner beleidigen. Sie kocht so
großartig.“
    „Natürlich nehmen wir einen
prachtvollen Blumenstrauß mit“, sagte Tim und äugte prüfend über den Sauerlichschen
Garten. „Das nimmt Gabys Mutter für uns ein — und stimmt den Kommissar milde.“
    Pünktlich um 19 Uhr standen die
drei dann bei Glockners vor der Tür.
    Gaby ließ sie ein. Oskar
stimmte sein Begrüßungsgeheul

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