Bestien in der Finsternis
Zenke
landet hinter Gittern, wie es sich gehört. Und Goldmann kann seinen Schmuck in
Empfang nehmen. Gebongt?“
„Bin gespannt, wie du das
machen willst.“
„Wart’s ab. Du bist ja dabei.“
Achtlos stopfte Tim den Schmuck
in den Beutel zurück. 1,2 Millionen DM waren sie wert, die Pretiosen. Na und?
Kein Grund, eine Kniebeuge zu machen.
Lediglich der chilenischen
Göttin wurde etwas Beachtung geschenkt.
Beide meinten, daß sie sich zum
Briefbeschwerer eigne.
Durch die Terrassentür
verließen sie die Villa.
Bevor Tim die Lampe
ausschaltete, glitt der Strahl über den Rasen.
Etwas Funkelndes blitzte auf.
„Da liegt noch was“, meinte
Klößchen. „Ist wohl aus dem Beutel gefallen.“ Er hob es auf. „Aha! Echt golden.
Aber kaputt.“
Tim betrachtete das flache
Metallstück. Es zeigte eine Hälfte eines Löwenkopfes. Auf der Rückseite befand
sich eine Art Spange.
„Das ist nicht aus dem Beutel.
Sieht aus wie Teil einer Gürtelschnalle. Vielleicht gehört es einem der
Einbrecher.“
Er steckte es ein.
Sie gingen zu den Rädern.
Tim trug den Schmuck-Beutel.
„Den Zierat, Willi, verstecken
wir in deinem Schokoladen-Karton. Für den interessiert sich niemand außer dir.
Dort sind die Juweliersachen sicher.“
16. „Aber nur vom Sehen!“
Um 4.31 Uhr an diesem Morgen
kehrten Zenke und Lena Oehm heim.
Assmanns Gartenfest war
gelungen. Alle halbseidenen Typen — darunter einige Ratsherren — , die der
Bauunternehmer um sich versammelte, lobten, was es zu loben gab: das kalte
Büfett von Feinkost-Schnecke, dem Party-Ausrichter, die Getränke, die Musik,
die Stimmung.
Aber nun!
Lena schrie minutenlang wie
unter Zahnschmerzen, als sie den Einbruch entdeckte.
Zenke wurde schlagartig
nüchtern. Kalter Schweiß trat ihm auf die Stirn. Er starrte in den leeren Safe
und schob schließlich einen Finger in den Mund, weil ihm die Zähne so
klapperten.
„Schlimmer konnte es nicht
kommen“, keuchte er. „Verfluchter Zufall. Verfluchtes Elend! Ausgerechnet
jetzt! Wo der Goldmann-Schmuck drin war!“
„Habe ich dir nicht gesagt, du
sollst ihn woanders verstecken.“
„Halt den Mund! Ihr Weiber habt
ja von nichts eine Ahnung.“
„Natürlich nicht. Aber du hast
den Durchblick. Deshalb sitzt du ja jetzt in der Sch... Pampe.“
„Was?“
Lenas Hexenaugen sprühten
Vorwürfe. „Überleg doch! Der Schmuck ist in der Zeitung abgebildet. Der
Einbrecher weiß also, was ihm da ganz zufällig in die Hände fällt. Was wird er
machen? Erpressen wird er dich. Und du kannst dich nicht mal an die Bullen
wenden, hihihihi!“
„Ich kann es nicht leiden, wenn
du so lachst.“
„Hihihihi!“
Böse sah er sie an. Dann ließ
er die hochgeraffte Oberlippe sinken.
„Lena-Liebling! Ich habe
tatsächlich Durchblick. Weißt du, wem wir das hier verdanken? Schottloff! Klar!
Nur ihm. Der glaubt doch nie und nimmer, daß ihm seine Taube die Bude
angezündet hat. Der denkt immer noch, ich war’s. Und das hier ist die Rache.“
Sie überlegte. „Meinst du
wirklich, der würde bei uns einbrechen?“
„Ich weiß es. Er ist ein
abenteuerlicher Typ. Reist dauernd in Krisengebiete, wo er bedrohte Tierarten
fotografiert. Der ist aus hartem Holz, und der läßt sich nichts bieten.“
„Mit dem Schmuck, Albi, hat er
dich in der Hand. Du hast dir jedes Stück genau angesehen. Das Gold hat viele
glatte Flächen. Auf denen wimmelt es jetzt von deinen Fingerabdrücken.“
Zenke grinste. „Das nützt ihm
gar nichts. Denn den Spieß drehe ich um. Indem ich Schottloff durchschaue, bin
ich ihm einen Schritt voraus. Den Schmuck hole ich mir zurück. Rödl ist ein
sehr geschickter Einbrecher. Patzke ist zwar der Klügere. Aber die
Handfertigkeit dazu hat er nicht. Rödl wird bei Schottloff einbrechen, sobald der
richtige Augenblick kommt. Ich wette, unser Kahlkopf findet den Schmuck.“
„Schottloff hat ein Haus in der
Amalien-Allee. Richtig?“
„Richtig“, nickte Zenke.
*
Während der großen Pause verzog
sich die TKKG-Bande in die entfernteste Ecke des Pausenhofs.
Klößchen hatte eine Miene
aufgesetzt, als sei er staatlicher Geheimnisträger und hüte ein Wissen, das
mindestens den genauen Termin des dritten Weltkrieges betreffe.
Karl wurde starr vor Schreck,
als er sich Tims Plan anhörte.
Gaby erbleichte.
„Tim, da kann ich nicht
mitmachen. Mein Papi ist Kommissar bei der Kripo.“
„Aber du bist nicht beamtet,
sondern nur meine Mitwisserin. Also behalt die Nerven und denk an Oma
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