Bestien in der Finsternis
und sie zahlt die Kohle auf ihr Konto ein.“
Und ich vermute fast, dachte
er, daß Kommissar Glockner nicht allzu heftig nach Zenkes Geld suchen wird.
Denn wenn er uns durchschaut, müßte er nach Vorschrift handeln — und
gleichzeitig unmenschlich, nämlich Oma Habrecht das Geld wieder wegnehmen.
Nein! Niiiiiieeee macht er das!
„Zenke sitzt hinter Gittern“,
sagte er. „Oma Habrecht erhält ihr Geld zurück. Mir scheint, wir haben unser
Ziel erreicht.“
„Dann kann ich ja anfangen,
mich auf meinen Onkel zu freuen“, sagte Gaby.
„Auf wen?“ fragte Klößchen.
„Auf meinen Onkel Robert. Den
erwähnte ich doch schon. Den Amtsrichter Solthus.“
Die Jungs erinnerten sich.
„Onkel Robert hat sich eine
Wohnung gekauft. Amselweg 11. Am Montag kommt er. Noch nicht zum Einzug.
Sondern wegen der Pflanzen, die angeliefert werden. Dabei helfe ich ihm. Ihr
könnt mich begleiten.“
„Müssen wir helfen?“ fragte
Klößchen.
„Altes Faultier!“ meinte Gaby.
„Übrigens kommt Onkel Robert schon mittags an. Ich werde ihn vom Bahnhof
abholen. Meistens geht er dann mit mir gleich ins Intercity-Restaurant, wo es
bemerkenswerte Schokoladentorte gibt. Und Schokoladeneis. Und Schokoladenmus.
Und...“
„Das wäre eine gute Gelegenheit,
deinen Onkel kennenzulernen“, fand Klößchen. „Wir alle sollten ihn vom Bahnhof
abholen. Hm?“
Bevor das beraten wurde, sagte
Karl rasch: „Der Schmucksammler Goldmann kriegt ja nun seine Kostbarkeiten
zurück. Eigentlich müßte er eine Belohnung ausspucken. Zehn Prozent. Oder?“
„Das wären nur 120 000 Mark“,
sagte Tim. „Oma Habrecht würde also fast 80 000 einbüßen. Außerdem ist der Zug für uns abgefahren.“
18. Auf eigene Faust
Seine Einbruchswerkzeuge und
das Miniatur-Schweißgerät hatte Otto Rödl, der Kahlkopf, im Keller versteckt.
Heute, am Samstag, hatte er
frei. Im Zoo übernahm ein Kollege seine Arbeit.
Rödl hockte in seiner
Zwei-Zimmer-Wohnung. Es ging auf Mittag zu. Er hatte noch nicht gefrühstückt,
trank aber schon die zweite Flasche Bier.
Nachdenken mußte er. Irre, wie
das gelaufen war. Erst die Pleite vorletzte Nacht. Den ganzen Schmuck hatten
sie verloren — und Hugo Patzke seine Gürtelschnalle. Eine sauere Enttäuschung!
Aber die Sache entwickelte sich noch verrückter.
Denn gestern vormittag rief
Zenke ihn an und erteilte den Auftrag, bei Schottloff einen Einbruch zu machen
— in dessen Stadtvilla.
„Weil“, so hatte Zenke gesagt,
„der es gewesen ist. Jetzt hat er den Schmuck, und du holst ihn zurück. 10 000
kriegst du dafür. Und mach’s allein. Patzke brauchen wir nicht.“
Irre! Einfach irre!
Gestern abend hatte sich Rödl
die Schottloff-Villa in der Amalien-Allee angesehen — und das im richtigen
Moment, nämlich beobachtet, wie Schottloff, dem er gefolgt war, zum Flugplatz
fuhr, sich in die Abflughalle Ausland verzog und nicht mehr zurückkam.
Beinahe wäre Rödl dann gleich
in die Villa eingedrungen. Aber im Fernsehen wurde ein Fußballspiel übertragen,
und das war ihm wichtiger.
Schottloff würde sicherlich
übers Wochenende wegbleiben. Also hatte er Zeit genug.
Um den Irrsinn der weiteren
Entwicklung noch zu steigern, rief Lena Oehm vorhin an — vor knapp einer
Stunde.
Heulend berichtete sie, alles
sei nun hinfällig, überholt, die Kripo habe ihren Albi letzte Nacht verhaftet.
Er sei in eine Falle getappt, und jetzt gäbe es kein Leugnen. Ein
Teilgeständnis hätte er sich abquetschen müssen. Natürlich ohne sie, Lena, ihn,
Rödl, und Patzke reinzureißen. Ob Schottloff nun wirklich dahinterstecke, wisse
sie nicht. Der Einbruch bringe nichts mehr. Das könne er vergessen.
„Kopf hoch, Lena!“ hatte er
getröstet. „Wird schon nicht so schlimm werden.“
Und nun saß er hier und machte
die dritte Flasche Bier auf.
Irre! dachte er. Also waren das
doch Bullen, die uns erwischt haben. Und sie haben Zenke ins Messer gelockt.
Ist ja schlimmer als bei ‘ner Anti-Kernkraft-Demo.
„Der Einbruch bringt
nichts...“, murmelte er. „Das denkst du, Lena. Für euch bringt er nichts. Aber
ich müßte bescheuert sein, wenn ich die Gelegenheit sausen lasse.“
Die Schottloff-Villa wirkte
zwar alt und nicht so gepflegt wie die Blechkutsche eines Auto-Fans. Aber viele
handelten ja heutzutage nach dem Grundsatz: Äußerlich bescheiden, damit sich
die Einbrecher nichts denken — innen um so wertvoller: mit vergoldetem
Klodeckel.
Für mich lohnt sich’s bestimmt,
dachte Rödl. Den Bruch (Einbruch)
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