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Bestien in der Finsternis

Bestien in der Finsternis

Titel: Bestien in der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Es wäre also Bargeld aus der
Schublade. Und gleich 200 000! Andererseits könnte es sich — falls er die
Wahrheit sagt — Schein für Schein um Mathilde Habrechts Geld handeln. Und es
wäre wirklich komisch, wenn es auf diese Weise dorthin zurückläuft. Jedenfalls
— alles in allem ist Zenkes Gejaule kein Grund für mich, großen Wirbel zu
machen. Möchte jemand noch Nachtisch?“
    Klößchen meldete sich — aber
erst nach zweimaligem Schlucken.
    Bärenstark! dachte Tim, was wir
hier vom Teller ziehen. Die totale Verständigung zwischen uns und Gabys Vater.
So läuft alles bestens. Die Gerechtigkeit obsiegt.
    Zu seiner eigenen Verwunderung
— weil das sonst nicht seine Art ist — hörte er sich sagen: „Bitte, Frau
Glockner, auch ich möchte noch etwas Tiramisu.“
     
    *
     
    Am Sonntagabend kam Schottloff
aus Paris zurück.
    Er hatte Sonne im Herzen und
lächelte häufig vor sich hin, obwohl der Flieger in einen Gewittersturm geriet
und so heftig gebeutelt wurde, daß die Triebwerke quietschten.
    Madeleine, die Angebetete,
hatte endlich ja gesagt. Anfang Oktober sollte in Paris Hochzeit sein.
    Nach weicher Landung auf dem
hiesigen Flughafen ließ sich Schottloff vom Taxi nach Hause bringen.
    Er hatte ein bißchen schlechtes
Gewissen.
    Gewohnheitsmäßig hatte er vor
seiner Abreise Keitas Terrarium geöffnet. Ohne nachzudenken, weil er mit seinen
Gedanken schon in Paris war.
    Erst nach dem Start der
Maschine fiel ihm dann ein, was er der TKKG-Bande versprochen hatte. Aber da
war’s schon zu spät.
    Jetzt ging er als erstes in die
Garage, wo Auto und Rasenmäher standen. Aus der sogenannten Gerümpelecke holte
er sein Fanggerät. Denn Keita, die Waldklapperschlange, hätte auch ihn
angegriffen. Was das betraf, machte sie weder Unterschiede noch Ausnahmen.
    Das Fanggerät bestand aus einem
zwei Meter langen Stahlrohr, das sich vorn gabelte. In der Gabel verlief eine
steife Gummischlinge, die er vom Griff aus öffnen und schließen konnte.
     
     
    Er umrundete das Haus. Alles
war in Ordnung. Er schloß die Eingangstür auf und war auf der Hut.
    Keita lag im Kaminraum nahe der
Abstellkammer.
    „Na, meine Hübsche.“
    Einen Moment später hatte er
den Angriff abgefangen und ihren Kopf festgeklemmt.
    Der Schlangenleib wand sich.
    Schottloff bugsierte Keita ins
Terrarium und schloß den Deckel. Dann ging er zur Abstellkammer, wo das
Fanggerät üblicherweise seinen Platz hatte.
    Als er ahnungslos die Tür
öffnete, explodierte eine Faust an seinem Kinn.

    Er sah, hörte und fühlte nichts
mehr. Totaler Blackout schaltete seine Gehirnzellen auf null.
    Bewußtlos fiel er zu Boden.
    Rödl stieg über die
ausgestreckte Gestalt. Er schlotterte. Hunger und Durst plagten ihn. Die Enge
der Abstellkammer hatte ihm Einzelhaft vorgegaukelt. Er war nervlich und
körperlich am Ende.
    Die verdammte Schlange — wo war
sie? Doch wohl in ihrer Kiste? Richtig! Und Gott sei Dank!
    Rödl dachte nicht mehr ans
Klauen. Die vergangenen 30 Stunden hatten ihn fertiggemacht.
    Noch ahnte er nicht, wozu das
gut gewesen war. Noch sah er nur die Gemeinheit des Schicksals. Eilig verließ
er die Villa. Im Schweinsgalopp strebte er heimwärts.
    Als er dort eintraf, lungerte
sein Nachbar — ein vorbestrafter Autodieb — auf den Eingangsstufen herum.
Grinsend und schadenfroh berichtete der, zweimal schon seien die Bullen hier
gewesen — gestern und vorhin — und hätten ihn, Rödl, gesucht. Hätten gefragt,
wo er sein könnte, und angedeutet, sie kämen wieder.
    Ihm, Blätschmeier, wäre
empfohlen worden, sofort im Präsidium anzurufen, sobald Rödl auftauche.
    „Indem ich dich warne“, meinte
er, „verzichte ich wahrscheinlich auf ‘ne Belohnung. Ist doch charaktervoll,
wie? Was hast du denn angestellt?“
    „Ich? Nichts! Das muß eine
Verwechslung sein.“
    Nur zehn Minuten gab er sich,
um einen Koffer mit dem Nötigsten zu packen. Auch die Tasche mit den
Einbruchswerkzeugen, bislang im Keller versteckt, nahm er mit.
    Ohne Träne im Knopfloch sagte
er seiner Wohnung Adieu. Mit seiner Maschine heizte er zu Hugo Patzke, der auf
der anderen Seite der Stadt hauste: in einer ähnlichen Bude. Patzke traten die
Glubscher hervor, als Rödl erzählte.
    „Bin völlig genervt“, schloß der
seinen Bericht. „Die Schlange, die Einzelhaft, jetzt die Bullen - weiß der
Teufel, was die von mir wollen. Hängt bestimmt mit Zenke zusammen. Bei dir
waren sie noch nicht?“
    Patzke schüttelte den Kopf.
„Kein Aas. Es weiß ja auch keiner, daß ich

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