Bestien in der Finsternis
an.
Gabys reizender Mutter wurden
die Blumen überreicht; und Tim stellte fest, daß alle Gesichter strahlten. Sehr
schlimm konnte es also nicht werden.
Dann saßen sie bei Tisch. Es
gab Pizza mit Meeresfrüchten, dazu viel Salat, Tomatensuppe zuvor und als
Nachtisch Tiramisu (italienische Süßspeise).
„Euch interessiert sicherlich,
wie es mit Zenke steht“, sagte der Kommissar. „Inzwischen liegt ein Haftbefehl
gegen ihn vor. Das bedeutet, an Freiheit ist nicht zu denken. Meine Kollegen
und ich sind ein großes Stück weitergekommen, denn gestern wurde Zenkes Villa
durchsucht. Und die Wohnung seiner Freundin Lena Oehm. Dabei haben wir
Unterlagen gefunden, die sich auf seine sogenannte Im-Export-Firma beziehen.
Der Kerl hat üble Geschäfte gemacht. Das läßt sich jetzt nachweisen. Unter
anderm hat er gepanschten Wein importiert. Auch in der Sache wird es zur
Anklage kommen.“
„Wir sind ja nicht
schadenfroh“, sagte Tim. „Aber das freut uns. Der Ganove hat nichts anderes
verdient.“
Glockner nickte. „Ich bin sogar
sicher, daß er nicht nur der Hehler des Goldmann-Schmucks ist. Bestimmt geschah
der Einbruch auf seine — Zenkes — Veranlassung. Aufgrund der Spuren, die wir in
Goldmanns Haus sichern konnten, sind dort zwei Einbrecher gewesen. Mein
Verdacht fällt jetzt auf einen gewissen Otto Rödl, einen plumpen Typ mit kahlgeschorenem
Schädel. Wie Lena Oehm unbedachterweise verriet, arbeitet Rödl für Zenke als
eine Art Laufbursche. Zenke leugnet eisern, die Oehm natürlich auch. Aber wenn
wir diesen Rödl in die Finger kriegen, packt er möglicherweise aus. Und
belastet Zenke. Darauf will ich hinaus. Wir haben Rödls Adresse. Aber er ist
offenbar untergetaucht. Seit gestern ist er nicht mehr zu Hause.“
„Den Kahlkopf kennen wir“,
sagte Tim und erzählte, daß sie ihn in Zenkes Garten gesehen hatten.
Arglos schaltete sich Margot
Glockner ein, indem sie sich an ihren Mann wandte.
„Wenn man nur wüßte, wer bei
Zenke eingebrochen — und dir dann den Schmuck zugespielt hat, Emil! Ein
rätselhafter Vorgang.“
Wie auf Kommando senkten die
Jungs den Blick.
Beknackt! dachte Tim. Wie sieht
denn das aus! Wir verhalten uns wie das leibhaftige schlechte Gewissen.
Rasch hob er den Kopf.
Huschte da ein Lächeln über
Glockners Gesicht?
„Tja“, meinte der Kommissar.
„Der Unbekannte hat mir den Schmuck zugespielt und Zenke in die Falle gelockt.
Außerdem hat er ihm 200 000 Mark abgeluchst. Angeblich. Zenke schwört sich die
Finger steif, das sei wahr. Was haltet ihr davon?“
Tim fühlte Kälteschauer auf dem
Rücken. Aber seine Füße schienen in kochendem Wasser zu baden.
Dennoch gelang ihm eine
harmlose Miene.
„Zenke hätte das verdient“,
meinte er. „Immerhin hat er Oma Habrecht um ungefähr denselben Betrag
bestohlen. Vielleicht ist es wahr, was Zenke sagt. Und es steckt jemand
dahinter, der die Oma kennt und ausgleichende Gerechtigkeit betreibt. Aber dann
ist der Unbekannte sicherlich nicht identisch (personengleich) mit den
Einbrechern, die Zenkes Safe aufgeschweißt haben. Eher könnte ich mir denken,
daß dem Unbekannten der Schmuck in die Hände fiel, als er nächtens bei Zenke
ums Haus schlich — was ja bei gewohnheitsmäßigen Nachtwandlern durchaus üblich
ist. Er störte die Einbrecher, und sie verloren den Schmuck bei der Flucht. So,
meine ich, könnte es gewesen sein. Rein theoretisch.“
„Rein theoretisch“, nickte
Glockner mit unbewegter Miene. „Meinst du, der Unbekannte hat die Einbrecher
erkannt?“ Tim hielt es für richtig, erst mal kräftig mit den Achseln zu zucken.
Dann schüttelte er den Kopf.
„Nö! So wie der gestrickt ist
und sich verhält, hätte er Ihnen Namen oder Personenbeschreibung zugespielt —
oder am Telefon gesagt. Rein theoretisch.“
„Rein theoretisch“, bestätigte
Glockner den Gedanken. Klößchen hatte inzwischen mehrmals die Farbe gewechselt.
Im Moment glühte er dunkelrot bis zu den Henkelohren.
Karl putzte schon seit Minuten
seine Brille.
Gaby war hingebungsvoll mit dem
Nachtisch beschäftigt. Noch nie hatte sie — wie jetzt — jede Löffelportion von
allen Seiten betrachtet, von oben und unten.
Ohne sich direkt an jemanden zu
wenden, sagte Glockner: „Ich glaube, ich sollte die Nachforschungen über die
200 000 Mark vernachlässigen. Vielleicht steckt gar nichts dahinter. Daß Zenke
behauptet und schwört, muß uns nicht stören. Nachweisen kann er nichts. Denn er
hat kein Geld von einem seiner Konten abgehoben.
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