Bestien in der Finsternis
für Zenke gearbeitet habe. Bei dir
ist das anders. Dich hat man dort gesehen. Und nun?“
„Den Bullen gehe ich aus dem
Weg. Kann ich bei dir wohnen — für die nächsten Tage?“
„Klar. Kannst du. Und dein Job
im Zoo?“
„Morgen gehe ich noch mal hin.
Ist ja nicht zu erwarten, daß die Bullen gleich antanzen. So schnell ermitteln
die nicht — jedenfalls nicht übers Wochenende. Und ab Dienstag kann ein anderer
die Elefantenkacke wegschaufeln. Damit verläuft sich dann Otto Rödls Spur im
Sand.“
Patzke nickte. Sein böses
Gesicht wirkte noch verbissener als sonst.
Der mißlungene Einbruch bei
Zenke zeigte Spätfolgen. Es war schon verdammt stressig — dieses Dasein als
Klein-Ganove. Auf die Dauer, das spürte er, blieben ihm die Magengeschwüre
nicht erspart.
„Du mußt untertauchen“, meinte
er. „Das sehe ich ein. Aber wer schafft die Kohle ran? Ich darf weiter
malochen. Bei Assmann als Hilfsgärtner. Bockmist! Vor die Füße werfen wollte
ich ihm die Drecksarbeit. Ist nun nicht! Vorläufig bleibe ich dabei. Morgen
geht’s weiter — bei der neuen Wohnanlage Amselweg 11. Mit Humuserde,
Pflänzchen, Kunstdünger und Grassamen. Mann, wie ich das hasse! Ich hasse
überhaupt alles. Wieso greifen nur wir in die Pampe? Immer wir! Wieso haben
andere mehr Glück?“
Rödl hob die Achseln.
„Aber Zenke sitzt im Knast“,
meinte er. „Das ist doch wenigstens etwas.“
„Interessiert mich nicht mehr“,
knurrte Patzke. „Ich kenne nur noch Haß und Wut. Ich muß irgendwo Dampf
ablassen. Vielleicht sprenge ich die Wohnanlage in die Luft.“
20. Betrifft ältere Oma
Für die TKKG-Bande wurde der
Montag ein ereignisreicher Tag. Es fing ganz sachte am Vormittag an. Als
nämlich Assessor Kahl den Schüler Willi Sauerlich über die Wormser
Stadtgeschichte befragte.
Klößchen wußte erstaunlich
viel. Gestern abend noch hatte er sich die Daten einverleibt — und während der
Nacht das Geschichtsbuch unters Kopfkissen gelegt.
Bekanntlich wirkt das immer.
Man lernt sozusagen im Schlaf — eine Methode wie der Nürnberger Trichter.
Mittags wurde Gaby von den
Jungs zum Hauptbahnhof begleitet, wo ihr Onkel — Amtsrichter Solthus — mit
fahrplanmäßiger Pünktlichkeit eintraf.
Vom ersten Moment an
begeisterten sich auch die Jungs für ihn. Er sah genauso aus, wie man sich
einen gütigen und weisen Amtsrichter vorstellt, den der Staat jetzt in die wohlverdiente
Pension entläßt.
Es wurden zwar viele Worte
gewechselt. Aber derer hätte es nicht bedurft, um die Freundschaft zwischen
Jung und Alt zu besiegeln.
Ein bäriger Typ, dachte Tim.
Der richtige Onkel für Gaby. Irgendwie ähnelt er meinem Großvater Timotheus.
Der war ja Altertums-Ausbuddler (Archäologe) und noch im Greisenalter
wahnsinnig gut drauf. Oldies mit der Klasse sind wirklich noch kostbarer als
Antiquitäten.
Seine Einladung, zu den
Glockners mitzukommen, mußten die Jungs leider ausschlagen.
„Wir müssen noch was Dringendes
erledigen“, meinte Tim. Und schwenkte seine Supermarkt-Einkaufstüte.
Die war oben verknotet. Daß sie
200 000 Mark in gebündelten Hundertern enthielt, sagte er nicht.
Erstens war das ein Geheimnis.
Zweitens hätte es zu vieler Erklärungen bedurft. Drittens lag der Amtsrichter
diesbezüglich zu sehr auf der Linie von Kommissar Glockner, hätte also nach
Vorschrift einschreiten müssen — und daraus wären dann nur Probleme entstanden.
„Es betrifft eine ältere Oma“,
sagte Klößchen. „Sie kriegt was von uns. Und wir...“
„Also“, schnitt ihm Gaby das
Wort ab, „verbleiben wir so: Ich fahre mit Onkel Robert zu uns. Dann stoße ich
zu euch. Das heißt, ich komme zum Trockdöppler Weg. Ihr wartet bei Oma
Habrecht. Wir wickeln die Sache ab. Später gurken wir zu deiner Wohnung, Onkel
Robert. Zur Adresse Amselweg 11. Wo das ist. wissen wir. Wir werden dir nämlich
helfen. Beim Auf- und Einräumen — und wenn die Pflanzen geliefert werden. Das
ist dir doch recht?“
„Ich freue mich“, lächelte
Solthus.
*
Oma Habrechts Hände zitterten.
Sie blickte auf den Tisch, wo das Geld lag. Sie schluckte und schluckte, konnte
aber nicht verhindern, daß ihr die Tränen übers Gesicht liefen.
„Nie... nie hätte ich geglaubt“,
schluchzte sie, „daß ich mein Geld wiedersehe. Selbst Gabys Vater konnte mir
keine Hoffnung machen. Wie ist euch das gelungen?“
„Nun“, meinte Tim. „Manchmal
helfen die Umstände.“
„Dann hat es dieser Albert
Zenke also
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