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Bestien

Bestien

Titel: Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Autovermietungen und einer ganzen Kette von
Touristikunternehmen geführt.
Als nächstes hatte Thornton den Überalterungsprozeß der
amerikanischen Bevölkerung erkannt und in Krankenhäuser,
Pflegeheime und pharmazeutische Unternehmen investiert. Der
Bereich Digitalsysteme war inzwischen nur noch ein kleines
Rädchen in der gewaltigen Maschine, aber Ted Thornton hatte
sein Büro nach wie vor in dem Gebäude, das zur Keimzelle
seines ausufernden Imperiums geworden war, vielleicht aus
einem Gefühl von Nostalgie, vielleicht aber auch, um
bescheidener zu erscheinen, als er war.
»Gehen Sie nur hinein, Mr. Tanner«, sagte Anne Leverette
von ihrem Vorzimmer-Wachtposten vor Thorntons Tür. »Er
erwartet Sie.« Ihr Lächeln genügte, daß Blakes nervöse
Spannung nachließ, denn es war wohlbekannt, daß Anne
niemals das Opfer anlächelte, wenn Thornton jemanden einen
Kopf kürzer machte. Ihre Loyalität zu Thornton war legendär,
und sie war dafür bekannt, daß sie eine Abneigung gegen jeden
hegte, von dem sie annahm oder wußte, daß er ihrem Chef
Verdruß bereitet hatte.
Blake trat durch die doppelte Tür in das weitläufige
Eckbüro, wo Ted Thornton hinter einem leeren, schwarzen
Marmorschreibtisch saß, einen Telefonhörer zwischen Schulter
und Ohr geklemmt. Thornton signalisierte ihm, sich zu setzen,
dann beendete er rasch sein Telefongespräch. Nachdem er
aufgelegt hatte, erhob er sich, bot Blake die Hand und fragte,
ob er etwas trinken wolle.
Blake entspannte sich weiter; das Angebot eines Getränkes
konnte nur Gutes bedeuten und durfte nicht abgelehnt werden.
»Chivas und Wasser«, sagte Blake, und Thornton lächelte.
»Man soll sich nie mit geringerem als dem Besten
zufriedengeben«, sagte er und versorgte sich selbst und Blake
mit jeweils einem großzügigen Schuß über einen einzigen
Eiswürfel. Lächelnd reichte er Blake eines der Gläser. »Es ist
ein Klischee, aber was in unserem Leben ist nicht zum
Klischee geworden?« Er hob sein Glas zu einem großen,
gerahmten Mosaik an der Wand. Auf kobaltblauem Grund war
dort in stilisierten weißen Buchstaben der Wahlspruch zu lesen,
den Blake sieben Jahre zuvor ersonnen hatte:
IST ES HI-TECH; DANN IST ES TARRENTECH
»Da haben Sie recht«, sagte Blake und nippte vom Whiskey.
Thornton mußte für dieses Gespräch wichtigere Beweggründe
als den Wahlspruch haben, der mit den Jahren tatsächlich zum
Klischee verkommen war. Blake fragte sich, worauf Thornton
abzielte, während der Vorstandsvorsitzende sich wieder hinter
seinen Schreibtisch zurückzog und ihn abschätzend betrachtete.
»Haben Sie je von Silverdale in Colorado gehört?« fragte er,
und Blakes Herzschlag setzte aus. Das war etwas, woran weder
er noch Rosalie gedacht hatte.
»Gibt es jemanden bei Tarrentech, der nicht davon gehört
hat?« konterte er.
»Oh, bestimmt gibt es da einige.« Thornton schmunzelte.
»Ich bin nicht sicher, ob die meisten Leute im Dienstleistungsbereich überhaupt wissen, daß wir eine Konzernabteilung Forschung und Entwicklung haben. Und wenn sie
es wissen, wird es ihnen gleichgültig sein.«
Blake erlaubte sich ein kleines Lächeln. »Ich fürchte, da
werde ich Ihnen widersprechen müssen«, sagte er. »Schließlich
leitet Tom Stevens die Abteilung Touristik, und sein letzter
Posten war Silverdale.« Er hielt es nicht für erforderlich
hinzuzufügen, daß nicht nur der Präsident der Konzernabteilung Touristik einmal in Silverdale gewesen war, sondern
so gut wie alle führenden Männer in der Tarrentech-Hierarchie.
Jedermann im Konzern wußte, daß eine Versetzung nach
Silverdale das Sprungbrett zur Vorstandsetage war. Soweit
Blake jedoch bekannt war, war noch nie ein Marketing-Mann
dorthin geschickt worden.
»Stimmt«, sagte Thornton, dann blieb er eine Weile stehen,
während seine grauen Augen Blake taxierten. »Jerry Harris hat
dort eine Gelegenheit, und er hat Sie angefordert.«
Blake war bemüht, sich seine Verblüffung nicht anmerken
zu lassen. Bis vor zwei Jahren hatte Jerry die Konzernabteilung
Digitalsysteme geleitet, und obwohl er in der Konzernhierarchie mehrere Stufen über Blake rangierte, waren die
beiden Männer gute Freunde geworden, hauptsächlich durch
den Einfluß ihrer Frauen, die einander schon lange kannten und
sich wenig aus Ted Thorntons Grundregel machten, nach der
Führungskräfte sich nicht allzueng mit Männern befreunden
sollten, die sie eines Tages womöglich würden feuern müssen.
Als hätte er seine Gedanken gelesen, sagte

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