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Bestien

Bestien

Titel: Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Marks
Hände es schon gepackt und ihm den Hals umgedreht.
Er hatte das Kaninchen unter das Seil gesteckt, das er
irgendwo gefunden hatte und nun als Gürtel benutzte. Mark
war fast sicher, daß die Tiere, die er tötete, kaum etwas
spürten, genauso wie er sicher war, daß Martin Ames nichts
gespürt hatte, als sein Wagen vor einer Weile von der Straße
abgekommen und an einem Felsen zerschellt war.
Es war ein sonderbares Gefühl gewesen, den heranrasenden
Wagen zu sehen und zu wissen, daß er nicht aus dem Weg
gehen würde. Eine seltsame Erfahrung, denn hier hatte er sich
zum ersten Mal wirklich wie das wilde Tier gefühlt, das er
geworden war.
Und als er nachher den Leichnam von Martin Ames gesehen
hatte, war ihm wieder klargeworden, wie sehr er sich verändert
hatte. Denn beim Anblick des Mannes, der ihm sein Leben
gestohlen hatte, war er fast empfindungslos geblieben.
Aber wenn er jetzt auch ein Geschöpf der Wildnis war und
sich den Tieren näher fühlte als den Menschen, war er in einem
Teil seiner Persönlichkeit doch Mensch geblieben. Er wußte,
daß es bestimmte Dinge gab, die er benötigte und weder auf
den verlassenen Lagerplätzen noch auf der Müllhalde, die er
sechzig Kilometer entfernt am Rande einer anderen Siedlung
entdeckt hatte, finden konnte.
Er hätte die Dinge überall stehlen können, aber Silverdale
hatte ihn zu dem gemacht, der er geworden war, also sollte
Silverdale ihm liefern, was er brauchte.
Und nur bestimmte Leute in Silverdale.
Schon als er in die Nähe gekommen war, hatte er gemerkt,
daß Collins’ Haus leerstand. Alle Instinkte sagten ihm, daß ein
Einsteigen gefahrlos sein würde. Selbst als der Hund
angeschlagen hatte, ehe es ihm gelungen war, die Hintertür
aufzubrechen, war er unbesorgt gewesen.
Sein Instinkt sagte ihm, daß der Hund ihn nicht angreifen
würde.
Und er hatte recht gehabt, denn als die Tür unter der Kraft
seiner Arme endlich nachgegeben hatte, war der Hund
verstummt und hatte den Kopf gesenkt. Dann war er neugierig
schnüffelnd nähergekommen und hatte dem geduldig
wartenden und freundlich murmelnden Mark versuchsweise die
Hand geleckt.
Mark hatte in der seltsam gutturalen Halbsprache, die alles
war, was sein deformierter Kiefer und die ausgewachsenen
Zähne ihm noch erlaubte, zu ihm gesprochen und ihn
gestreichelt. Als seine Hand das Fell des Tieres berührt und er
freundlich zu ihm gemurmelt hatte, war der Hund sein
geworden.
Darauf war er rasch durch das Haus gegangen und hatte nur
die Dinge an sich genommen, die er am dringendsten brauchte
– eine feste Hose aus Baumwolldrillich und ein dickes
Flanellhemd aus dem Kleiderschrank, und eine Wetterjacke
von der Garderobe.
Im Keller hatte er einen Satz Campinggeschirr und ein
Schweizer Armeemesser gefunden.
Er hatte eben das Haus verlassen wollen, als die Haustür
aufgegangen war, und er war rasch die Treppe hinaufgesprungen, um die Kellertür zu schließen. Er wollte unten
warten, bis es im Haus still geworden war, um dann
hinauszuschlüpfen.
Aber der Hund hatte ihn unbewußt verraten, und dann, als er
die Stimme des Mannes erkannt hatte, der die Treppe
heruntergekommen war, hatte er Furcht verspürt, eine Furcht,
die der Hund verstanden hatte.
Er hatte den Hund ermutigt, Collins anzufallen und zu töten,
das wußte er. Er hätte ihn zurückhalten können, hatte es aber
unterlassen.
Als alles vorbei war, spürte er, daß der letzte Rest der
unvernünftigen Wut, die ihn geplagt hatte, von ihm gewichen
war. Es war kein Zorn, kein Rachedurst mehr in ihm. Doch als
er, begleitet von seinem neuen vierbeinigen Gefährten, zum
nächsten Waldrand trabte, war er entschlossen, in dieser Nacht
noch einmal nach Silverdale zurückzukehren.
Aber noch nicht.
Erst in der dunkelsten Stunde der Nacht, wenn der Mond
untergegangen war und alle Bewohner schliefen.
    Kelly wußte nicht genau, was sie geweckt hatte. Einen
Augenblick hatte sie fest geschlafen, und im nächsten war sie
hellwach, saß aufrecht im Bett, und ihre Sinne prickelten vor
Erwartung. Mark.
Er war hier, irgendwo ganz in der Nähe.
    Sie schlüpfte aus dem Bett, lief zum Fenster und spähte in
die Dunkelheit hinaus.
Der Mond war im Begriff, hinter den Bergkämmen zu
verschwinden, und der Garten der Harris’ lag in tiefen
Schatten. Obwohl sie nichts sehen konnte, spürte sie, daß etwas
draußen in der Nacht war.
Sie verließ das Fenster, schlich zur Tür hinaus und in Lindas
Zimmer nebenan.
Auch Linda war hellwach.
»Er ist hier«, flüsterte Kelly. Sie

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