Bestseller mit Biss - Bardola, N: Bestseller mit Biss
noch so absonderlich sein), er solle sich nicht ständig Sorgen machen, sie zu kränken oder zu ängstigen. So denke er nun mal und sie verstehe das, oder sie versuche es zumindest.
Bella unternimmt zudem viel, um in den physischen Genuss seiner Perfektion zu kommen. Sie kennt aber – wie ein
jungfräulicher Teenager beim Petting – ihre Grenzen, denn sie will nicht »seine Selbstbeherrschung überstrapazieren«. Problemlos ließe sich die Gefahr des Beißens, die von Edward ausgeht, zur »Gefahr« des Penetrierens, die von Männern ausgeht, verallgemeinern.
Edward selbst spricht von »dieser Begierde – der Durst dieses grauenhaften Wesens, das ich bin« und später noch von anderen Begierden, die ihm selbst noch fremd sind. Er ist es nicht gewöhnt, sich so menschlich zu fühlen.
WELLBLECHWERKSTATT GEGEN LUXUSVILLA
Je größer die strukturellen Schwierigkeiten einer Beziehung – man denke an Romeo und Julia -, desto geringer die Akzeptanz. Es fehlt nicht an warnenden Stimmen, die Bella vor den Cullens schütze wollen. Sehr früh schon sagt beispielsweise Mike zu Bella, ihr neuer Freund Edward schaue sie an, als wäre sie etwas zu essen. Das sagt Mike ganz ohne Hintergrundwissen. Und natürlich haben sich Liebespaare oft zum Fressen gern und knabbern aneinander. Daraufhin ist Bella, wie so oft in der Anfangsphase, hin- und hergerissen zwischen einem hysterischen Anfall und einem frechen Kichern. Den Lesern erlaubt Mikes Bemerkung kurz die Bella-Perspektive zu verlassen und sich zu überlegen, ob Edward in Wirklichkeit – also von außen betrachtet – Bella tatsächlich anschaut wie ein Raubtier seine Beute.
Vor allem Billy Black warnt aus guten Gründen eindringlich vor der Freundschaft. Und nicht zuletzt ist Bella auch bei den Cullens umstritten. Die Beziehung zwischen Bella
und Edward wird von den Cullens sehr unterschiedlich beurteilt: Carlisle, Esme und Alice sind die verständnisvollsten, Rosalie am ablehnendsten. Der erste Besuch bei der Familie Cullen macht das Dilemma deutlich und entspricht einer weiteren Stufe in der Geschichte eines schwierigen Liebespaares. Sie erhält besondere Dynamik durch starke Kontraste. Bella hat Angst, die Vampirfamilie könne sie nicht mögen. Sie hat dann aber das Gefühl, sie begegne einer Märchenfigur, als sie das erste Mal Esme, ihre potentielle künftige Schwiegermutter, sieht. Trotzdem schwebt stets Unheil über den Begegnungen, das dann aber erst zu Beginn des zweiten Bandes eintreten wird, als Jasper versucht, Bella anlässlich der Geburtstagsfeier zu ihrem achtzehnten Geburtstag zu töten. Ein kleiner Schnitt in Bellas Finger, verursacht durch das Geschenkpapier, führt zu einem Blutstropfen und zu einer Beinah-Katastrophe, die Edward und im Gefolge die gesamte Familie Cullen veranlasst, Forks zu verlassen.
Ganz anders als die Liebe zwischen Bella und Edward, aber durchaus auch erotisch ist die Beziehung zwischen Bella und Jacob. Die beiden kennen sich aus der Kindheit. Ihre Väter, Charlie und Billy, sind beste Freunde. Seit dem ersten Wiedersehen von Bella und Jacob zu Beginn des ersten Bandes herrscht ein Missverständnis zwischen den beiden. Um Einzelheiten über Vampire und Werwölfe zu erfahren, versuchte Bella ein wenig mit Jacob zu flirten. Daraufhin verliebte sich dieser in Bella. Diese Liebe nimmt bis weit in den vierten Band der Vampirsaga hinein kein Ende, im Gegenteil, sie wird immer stärker und verzweifelter. Erst Reneesme, Bellas und Edwards außerordentlich schnell wachsende Tochter, halb Mensch, halb Vampir, auf die Jacob geprägt ist, verändert das komplizierte Dreiecksverhältnis.
Bella empfindet viel für ihren Freund Jacob. Es sei Freundschaft,
keine Liebe, versucht sie Jacob immer wieder klar zu machen. Allerdings ist die Freundschaft so stark, dass manchmal Bella selbst nicht mehr ganz sicher ist, wo sie die Grenze ziehen soll. Schließlich verbinden wundervolle Erinnerungen Bellas Schicksal mit dem Jacobs. Während Edwards Abwesenheit, im Interregnum, das einen großen Teil des zweiten Bandes einnimmt, kommen sie sich sehr nahe. Jacob ist verglichen mit Edward eher der Loser-Typ, aber er besitzt doch viele Eigenschaften, die Edward fehlen. Angefangen von der Körperwärme und der physischen Menschlichkeit, also einem schlagenden Herzen und der damit verbundenen Sterblichkeit, bis zu einer Art Spitzweg-Romantik, die von Jacob ausgeht: Das alte Sofa in einem kleinen Zimmer, die Werkstatt aus Wellblechwänden, warme Cola. Alles
Weitere Kostenlose Bücher