BETA (German Edition)
Über längere Zeit kann ich hier keine Gäste gebrauchen.«
»Aber warum nicht? Jeder mag doch etwas Gesellschaft.«
»Nicht unbedingt. Wenn du getan und gesehen hättest, was ich in Dr. Lusardis Krankenstation getan und gesehen habe, dann würdest du für den Rest deines Lebens auch lieber allein sein. Außerdem musst du bald mit dem Aquino von hier fortgehen. Er ist auf dich geprägt.«
»Was meinst du damit?«, frage ich.
Aber ich weiß bereits, was es bedeutet. Du weißt, dass ich dir gehöre, Z. Allmählich begreife ich.
Aquinos binden sich fürs Leben. Was auch immer geschehen sein mag und die beiden voneinander getrennt hat, Alex fühlt sich immer noch an Zhara gebunden. Und deshalb, weil ich ihr Klon bin, auch an mich. Ob ich will oder nicht. Egal ob ich ihn begehre oder nicht.
»Du bist seine Gefährtin«, sagt M-X. »Er hat dich gerettet. Er hat dich gesund gepflegt.«
»Aber ich dachte, das hast du gemacht.«
»Ich habe dir einen Sud aus Heilkräutern bereitet. Aber er war Tag und Nacht an deiner Seite, wischte dir den Schweiß von der Stirn, hielt deine Hand, löffelte dir heiße Brühe in den Mund, wusch dich. Ich glaube, er hat sogar für dich gebetet.«
Wenn er glaubt, dass ich jetzt ihm gehöre, dann hat er sich getäuscht.
Ich will nicht mehr das Eigentum von jemandem sein, nie wieder.
Das Äffchen von M-X klettert ihr auf die Schulter, springt auf die nächste Bananenstaude und pflückt dort ein Büschel Bananen ab. Es bricht eine davon ab und reicht sie M-X, damit sie sie schält. Aber sie reicht die Banane dem Affen zurück. »Geh und biete sie unserem Gast an. Elysia hat bestimmt Hunger.«
Der Affe kommt auf mich zu und bietet mir die Banane an. Ich nehme sie und bedanke mich. Als der Affe mich fragend ansieht, schäle ich sie für ihn und reiche sie ihm zurück. »Hier, für dich«, sage ich.
»Du musst etwas essen«, erwidert M-X. »Auf dem Krankenlager hast du nichts als heiße Brühe mit Heilkräutern zu dir genommen, aber jetzt brauchst du etwas Kräftigendes.«
»Ich hab ja auch Hunger, aber aus irgendeinem Grund wird mir vom Geruch der Bananen schlecht. Hast du nicht zufällig einen geheimen Schokoladenvorrat? Oder einen Erdbeershake?«
»Deine Tage mit den Erdbeershakes sind vorbei. Die gibt es hier draußen in der Wildnis nicht und außerdem solltest du deinen Körper nicht weiter mit den Chemikalien aus Dr. Lusardis Labor vollstopfen.«
»Warum nicht?«
»Weil du schwanger bist.«
Ich sehe sie fragend an. Ist das hier ein neues FantaSphere-Spiel? Oder erlaubt sich M-X aus irgendeinem Grund einen blöden Scherz mit mir?
»Unmöglich«, antworte ich schließlich. »Klone können nicht schwanger werden.«
»Dachten wir auch. Bis jetzt.«
»Woher weißt du das?«
»Ich bin eine Heilerin, vergiss das nicht. Ich bin mir ganz sicher.«
»Aber ich will nicht«, sage ich. Ich presse die Hände gegen meinen Bauch. Ich spüre nichts. »Da soll etwas in mir sein? Mach es weg.« Die Vorstellung, dass da in meinem Körper ein anderer Körper heranwächst, finde ich abstoßend. Ich habe gerade erst begonnen, mein eigenes Leben zu leben. Wenn tatsächlich neues Leben in mir entsteht, dann gegen meinen Willen. Ich bin durch eine Vergewaltigung schwanger geworden und so etwas darf nicht sein. Und außerdem bin ich ein Klon, bei mir dürfte eine Schwangerschaft überhaupt nicht möglich sein. Die Menschen haben mir lauter Lügen erzählt.
Ich will nicht!, würde ich am liebsten so laut ich kann schreien.
»Dieses ›Etwas‹ ist ein Embryo und er ist offensichtlich ein genauso großer Kämpfer wie du. Du musst ihm Achtung entgegenbringen. Wenn es dir möglich war, schwanger zu werden, dann ist es vielleicht für uns alle möglich. Du verkörperst für uns eine große Hoffnung.«
»Ich habe jemanden umgebracht. Ich bin es nicht wert, ein Symbol für Freiheit und Hoffnung zu sein. Ich bin dumm und unfähig.«
»Wenn das wahr wäre, hätte ich mich nicht groß damit aufgehalten, dich zu heilen.«
Aber ich will nicht! »Ich kann kein Kind haben. Ich weiß doch selbst noch nicht einmal, wie es ist, eine eigenständige Persönlichkeit zu sein. Wirst du dem Baby helfen?«, frage ich. »Sobald es fertig ist?«
»Geboren ist«, verbessert sie mich. »Es wird von dir geboren werden.«
»Wenn es geboren ist«, sage ich. Die Angst und Verzweiflung, die ich plötzlich in mir spüre, verstört mich genauso sehr wie die Nachricht, dass mein Körper, der nicht zur Fortpflanzung geschaffen
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