BETA (German Edition)
die äußersten Glieder an meinen Armen – meine Hände – sich kalt und feucht anfühlten und das Etwas in meinem Brustkorb oben links – mein Herz – wie wild zu toben schien, sodass das Pochen bis zu der Sache in meinem Schädel – dem Gehirn – zu spüren war. Als würde hastig überprüft, bei welchem Körperteil zuerst alle Sicherungen durchbrennen würden. Sobald dann mein Chip implantiert war, begriff ich, dass dieses Gefühl Panik hieß. Nachdem mir mein Chip eingebaut war, blieb mir diese Erfahrung, auf die ich liebend gern verzichtet hätte, erspart. Dieses Gefühl hatte ich nur ganz am Anfang.
Die einzige Empfindung, die ich bei meinem ersten Erwachen wirklich verstand, war die einer bitteren Kälte, was ich daran erkannte, dass heftige Schauder meinen Körper durchfuhren, während ich nackt und ohne Laken auf dem kühlen Metalltisch lag, der zu Dr. Lusardis genialer Erfindung, der Duplikationsmaschine, gehörte. Dieser Apparat, aus dem ich gerade neu geschaffen aufgetaucht war, glich einem offenen Sarg, der an den Enden mit Schläuchen versehen war, die von einem darüber angebrachten Metalltisch herunterführten und Materie transportierten. Auf diesem Paralleltisch hatte meine First gelegen, während sie mich dupliziert hatten. Aber ihr toter Körper war nicht mehr dort, als ich erwachte.
Eine Stimme in der Nähe war zu hören – vermutlich Dr. Lusardis Assistent. »Richtig knackig für eine Beta. Die ist ein Leckerbissen, keine Frage.«
Ich spürte eine feuchte Berührung auf meiner Stirn, die Hand von Dr. Lusardi, die überprüfte, ob ich Fieber hatte. »Die Neu-Schöpfung scheint erfolgreich verlaufen zu sein«, sagte sie. »Gib ihr noch ein paar Stunden, nur um sicherzugehen, dass sie keine Ausschussware ist. Aber da hab ich bei ihr eigentlich keine Bedenken. Alles, was sie im Moment braucht, ist eine Spritze mit einem leichten Beruhigungsmittel. Sobald ihr Blutdruck und ihre Körpertemperatur sich stabilisiert haben, soll sie eine Vollnarkose erhalten, damit ihr dann bei ihr das Brandzeichen auf ihrem Gesicht anbringen und die Chips implantieren könnt.«
Als ich das zweite Mal erwachte, nachdem mir meine Chips implantiert worden waren, beugte sich Dr. Lusardi erneut über mich.
»Mommy?«, fragte ich. Meine unmittelbare Umgebung, beim ersten Mal noch ganz verschwommen, nahm ich jetzt deutlicher wahr. Ich verstand, dass Dr. Lusardi mich geschaffen hatte.
»Schöpferin!«, sagte Dr. Lusardi streng. »Nicht Mommy. Und jetzt setz dich auf.«
Ich setzte mich auf und fühlte mich etwas schwindlig, als ich die Auswirkungen der Schwerkraft auf meinen Körper zu spüren bekam. Mein Gesichtsfeld war immer noch leicht verschwommen, aber ich begriff immerhin, dass ich in einem medizinischen Labor war. An den Wänden hingen riesige Schautafeln mit anatomischen Darstellungen des menschlichen Körpers, daneben waren chemische Formeln geschrieben; Skelette in Lebensgröße standen herum, und aus den Beschriftungen auf einem Rollcontainer ging hervor, dass dort DNA -Proben gelagert waren. Als ich mich in dem weißen fensterlosen Laborraum weiter umsah, entdeckte ich vom Boden bis zur Decke reichende Interfaces, über die Leuchtziffern und Symbole huschten. Dahinter stand ein Tisch mit chirurgischen Instrumenten – Skalpelle, Spekula, Glasfaserapparate, Laserschneidegeräte, Spritzen und Nadeln sowie Messwerkzeuge. Außerdem ein Lasermessgerät und ein Greifzirkel. Die Wand hinter dem Tisch war von Regalen bedeckt, auf denen medizinische Bücher und Glasgefäße standen, Gläser über Gläser – mit Blut gefüllt oder mit einer gallertartigen Flüssigkeit, in der einzelne Körperteile schwammen wie Finger, Zehen, Ohren und Nasen.
Dr. Lusardi tastete mit ihren Fingern über meinen Körper und untersuchte mich. »Die Haut ist noch etwas wächsern, aber das ist nach der Stasis nicht unüblich; es wird sich bald geben. Du bist wirklich ein exquisites Exemplar. Du brauchst auch einen passenden Namen. Ich werde dich … Ja, ich werde dich Elysia nennen. Sag es mir nach. E-L-Y-S-I-A.«
»… Z I-A«
Mehr brachte ich nicht heraus.
Dr. Lusardi nickte. »Ja, du brauchst noch einen Tag, bevor wir dich in den Orientierungskurs schicken können.« Sie wandte sich an einen hohläugigen Assistenten, der in der Ecke stand. Vielleicht war er auch einmal auf demselben Tisch erwacht, auf dem ich jetzt saß. »Bring sie ins Wartezimmer, bis sie fit genug für den Kurs ist. Und gib ihr was zum Anziehen.«
Dr.
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