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Beth

Beth

Titel: Beth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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ich es eben ohne ihn! Er hat mich nicht davongejagt, Tobias Stifter, ich habe ihn verlassen - ihn und seine erbärmliche, schwache Brut.«
    Ein Schrei, geboren aus Zorn und Furcht, zitterte durch das Gewölbe.
    Landru?
    Die anderen hatten ihn zu Boden gerungen. Und einer von ihnen -Pascal! - hob just in dieser Sekunde seinen Pfahl, um ihn dem Hüter ins schwarze Herz zu stoßen.
    Remigius war abgelenkt.
    »Komm!« zischte mir Tobias zu. Er sah, daß mir ein Dutzend Fragen und mehr auf der Zunge brannten, und sagte nur: »Später. Schnell weg von hier!«
    Ich ließ mich nicht von ihm mitziehen. Wie angewurzelt blieb ich stehen.
    »Was ist? Wir müssen fliehen - jetzt oder nie!« drängte Tobias. Seine Augen funkelten energisch unter buschigen Brauen, die in den Jahrzehnten zu einem Gespinst von Silberfäden geworden waren.
    »Nein, wir müssen ihm helfen!« erwiderte ich und deutete hinüber, wo Landru am Boden lag.
    »Was redest du da? Ich habe genug gehört, um zu wissen, was er ist«, begehrte Tobias auf.
    »Vertrau mir«, sagte ich nur. »Und tu etwas!« »Stoß zu!« befahl Remigius in diesem Augenblick.
    »Jetzt!« schrie ich. »Tobias - bitte!«
    Den Bruchteil einer Sekunde lang sah er mir noch fest in die Augen, und ich spürte seinen Blick tief in mir. Dann, als habe er dort erkannt, wie ernst ich es meinte, nickte er und wandte sich den Männern um Remigius und Landru zu.
    »Ich wünsche mir«, hob er an, ganz ruhig und nicht einmal sonderlich laut, »daß ihr alle einschlaft.«
    Ich spürte, daß etwas geschah. Daß etwas von Tobias ausging, aus seinem Innersten herausströmte und hinüber zu den anderen glitt. Wie unsichtbarer Nebel, der jeden ihrer Sinne umhüllte und schließlich betäubte, bis die Männer alle hinsanken, wie vom Schlag getroffen.
    Stille schlich sich ein.
    Fast Totenstille.
    Auf dem Weg hinaus aus den unterirdischen Gewölben mußte ich Tobias stützen. Das Nutzen seiner besonderen Gabe, die Macht des Wünschens, hatte ihn Kraft gekostet, viel Kraft. Deshalb setzte er sie kaum einmal ein, und schon gar nicht in solchem Maße wie eben.
    Ich konnte ihm nicht genug danken, nicht mit Worten . Und für Taten war er im Augenblick entschieden zu schwach.
    Hatte ich anfangs noch geglaubt, wir würden uns in einem gewöhnlichen Kellergewölbe befinden, mußte ich meine Meinung schon bald revidieren: Wir liefen durch ein vergangenes, durch ein untergegangenes Jerusalem!
    Die Heilige Stadt war in der Vergangenheit etliche Male erobert und zerstört worden, und stets hatte man auf ihren Ruinen neu gebaut.
    Wieder kam Ehrfurcht über mich. Denn - vielleicht - hatte ich jetzt doch noch den Boden jenes Jerusalems berührt, das zu Beginn unserer Zeitrechnung existiert hatte .
    *
    Wir verließen Jerusalem noch in derselben Nacht.
    Uruk wurde unser beider Ziel .
    Denn wie hätte ich Tobias jetzt noch verbieten können, mich zu begleiten? Nach allem, was er für mich auf sich genommen und getan hatte?
    Er berichtete mir in den Tagen unserer Reise, wie er mir heimlich bis Jerusalem gefolgt war, und wie er ein ums andere Mal aus dem Verborgenen heraus seine schützende Hand über mich gelegt hatte, indem er sich wünschte, das Unheil möge mich verschonen.
    Über Remigius, den abtrünnigen Illuminaten, der sich Jerusalem zu seinem Sitz erkoren hatte, konnte er mir indes kaum etwas erzählen. Was Tobias über ihn wußte, hatte er selbst nur aus zweiter Hand erfahren, und es schien, als wollte man im Monte Cargano vergessen, daß es je einen Bruder Remigius dort gegeben hatte. Nicht einmal über sein Talent, das ihn für die Illuminati erst prädestiniert hatte, wie bei Tobias die Macht des Wünschens, wußte er etwas.
    Während des ganzen Weges hinab nach Uruk, den wir teils zu Fuß, teils auf Kamelen oder Pferden zurücklegten, drang Tobias nicht mit Fragen in mich. Wir waren einmal übereingekommen, vor meinem Aufbruch aus Italien, daß ich ihm nicht sagen würde, weshalb ich nach Uruk wollte.
    Kurz vor unserem Ziel allerdings tat ich es dann doch endlich.
    Ich sah ihm an, daß er kaum verstand, was ich ihm da erzählte. Aber er glaubte es mir, jedes Wort. Und er akzeptierte meinen Wunsch.
    Die Stelle im Wüstensand, unter der jener Korridor durch die Zeit seinen Anfang nahm, fand ich so sicher, als sei sie mit einem riesigen Kreuz markiert.
    Schweigend nahm Tobias die Werkzeuge aus dem Gepäck unseres Lastentieres. Und ebenso stumm stieß er das Blatt seiner Schaufel in den hartgebackenen Sand, um mit dem

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