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Beth

Beth

Titel: Beth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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eigenartiges Funkeln Iris und Pupille; etwas, das von Wahnsinn kündete -und von vielen namenlosen Dingen mehr. Es erinnerte mich an das Heraufziehen eines Sturmes, dessen Vorboten schon zu spüren wa-ren.
    »Du hättest diese Stadt nicht betreten sollen«, sagte er ohne jede Einleitung. »Keine Kreatur wie du darf Jerusalem mit ihrer Anwesenheit und ihrem Tun besudeln und entweihen!«
    »Ich wollte sowieso gerade gehen«, erwiderte ich in einem schwachen Anflug von Galgenhumor.
    »Nirgendwohin wirst du mehr gehen!« donnerte er. »Nur deine Asche werde ich von den höchsten Zinnen Jerusalems in alle Winde zerstreuen.«
    »Das versuch nur«, raunte ich.
    Allen Mut raffte ich zusammen. Ich würde es tun. Ich mußte es tun! Dringender als jemals zuvor. Ich mußte es wenigstens versuchen .
    Angespannt sah ich dem anderen entgegen. Ich setzte meine unsichtbaren Näpfe an ihn, um ihm in Sekunden zu nehmen, was die Natur ihm an Jahren noch gewähren wollte.
    Gleich mußten die Linien seines Gesichtes sich tiefer in die sonnengegerbte Haut graben, seine Schultern kraftloser werdend herabsinken .
    Doch nichts von all dem geschah.
    Er schien noch nicht einmal zu registrieren, daß ich ihm etwas antun wollte, geschweige denn, was es war.
    Er widerstand mir! Was war er? Ein Vampir? Unmöglich! Und doch - nur bei der Alten Rasse hatte meine Fähigkeit bislang versagt »Stirb!« knirschte er. »Stirb wie jeder Blutsauger, der es wagte, Jerusalem heimzusuchen!«
    »Blutsauger?« echote ich. »Aber ich bin kein -«
    »Leugne es nicht! Es gibt keinen Zweifel.«
    »Remigius, Meister, ich bitte Euch .«
    Pascal hatte sich zu Wort gemeldet. Zaghaft und leise nur, aber doch unüberhörbar, um sich für mich zu verwenden!
    »Was willst du?« fragte der, den er als Remigius angesprochen hatte.
    »Vielleicht«, fuhr er zögernd fort, »spricht sie die Wahrheit. Ich sagte Euch doch bereits, nachdem ich sie ausfindig und ausgehorcht hatte, daß ich nicht glaube, sie sei ein Vampir.«
    »Natürlich ist sie einer!« fuhr Remigius auf. »Zweifelst du etwa am Orakel? Ich nicht! Und ich bin mir dessen sicher, daß sie -«, sein Zeigefinger stieß wie ein knöcherner Dolch in meine Richtung, »den Menschen das Wertvollste nimmt, was sie besitzen!«
    Damit hatte er sogar recht . In mir wollte etwas zerbrechen. Ich fühlte mich zusammensinken wie das sprichwörtliche Häuflein Elend.
    »Aber ihr Blut!« unternahm Pascal einen weiteren Versuch zu meinen Gunsten. »Es ist rot wie unseres -«
    »Mag sein, daß sie nur eine ihrer Kreaturen ist, die sie vom Tode auferstehen lassen und zu ihren Dienern machen«, entkräftete Remigius auch dieses Argument Pascals. »Dann ist es um so mehr unsere Pflicht, sie zu erlösen - ihrer Seele Frieden zu geben.«
    Pascal gab nicht auf, und ich bewunderte ihn für seinen Mut. Um so mehr, da ich sah, daß die anderen Männer ihn verstohlen musterten, als hätte er den Verstand verloren. Sich gegen Remigius aufzulehnen mochte in diesem seltsamen Bunde schlimmste Konsequenzen haben, das konnte ich mir nur allzu lebhaft vorstellen.
    »Womöglich hat das -«, das folgend Worte schien ihm nicht recht von den Lippen zu wollen; fast mußte er es hervorpressen, »- Orakel nicht sie gemeint? Vielleicht hat sich eine andere schwarzblütige Kreatur in die Stadt geschlichen?«
    »Unsinn!« schmetterte Remigius den Einwand ab. Sein dunkles Gewand plusterte sich wie das Gefieder eines aufgebrachten Riesenvogels.
    »Nein, nein«, kam da eine Stimme aus der Finsternis des Gewölbes, in das man mich geschleift hatte. »Euer junger Freund liegt ganz richtig mit seiner Annahme.«
    »Wer -?« Remigius starrte aus geschmälten Augen in die Dunkelheit.
    Eine Gestalt löste sich daraus, ohne Eile, fast schon gemächlichen Schrittes. Und diesmal handelte es sich um jenen Mann, den ich in dieser Nacht schon zweimal zu sehen erwartet hatte.
    Ich erkannte ihn im blakenden Fackelschein, obwohl sein Gesicht -nicht mehr jenes war, das er im Saal der Herberge getragen hatte! Er hatte es offenbar abgelegt wie eine Maske ...
    ... und die Züge, die darunter lagen, waren mir vertraut!
    Flüsternd floß sein Name aus meinem Mund, und sein bloßer Klang war von solcher Kälte, daß ich etwas wie Rauhreif auf meinen Lippen zu spüren meinte.
    »Landru ...?«
    *
    Er schien nicht gehört zu haben, daß ich seinen Namen kannte. Und auch die anderen widmeten ihre Aufmerksamkeit ganz Landru, ließen mich außer acht.
    Er kam näher. Er trug einen ledernen

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