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Beth

Beth

Titel: Beth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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Antwort.
    »Die Schlange hat mit jedem zu tun«, behauptete er. Bei dieser Andeutung blieb es, und Elisabeth war viel zu angespannt, um das Thema weiterzuverfolgen.
    Wenig später mündete der Gang in einen großen Saal, in dem es keinerlei Mobiliar gab bis auf einen steinernen, runden Tisch in seiner Mitte. Die Stühle - falls es überhaupt je Sitzgelegenheiten gegeben hatte - waren entweder fortgeschafft oder vom Zahn der Zeit zernagt worden.
    An den Tisch gelehnt stand ein Zwilling Loths - zumindest auf den ersten Blick. Bei näherem Hinsehen wurden die Unterschiede deutlich. Natan, um keinen anderen konnte es sich handeln, war breitschultriger als Loth und insgesamt von kräftigerer Statur, aber ebenso haarlos und bleichhäutig. Sein Gesicht wirkte, sah man von den stechenden, giftroten Augen ab, weich und verletzlich. Die Augen zerstörten alles .
    »Tritt näher.«
    Loth unterstrich die Aufforderung des zweiten Albinos mit einer drängenden Handbewegung.
    Elisabeth gehorchte, ohne dies für sich selbst als Zeichen völliger Unterwürfigkeit zu betrachten. Sie war neugierig. Sie wollte endlich die Hintergründe ihrer Verschleppung erfahren.
    Unweit von Natan blieb sie stehen, drückte die Lenden gegen den kühlen Stein der Tischplatte und schürzte die Lippen.
    »Loth sprach von einem Angebot .«
    »Später«, sagte der Albino, der sie fast um Haupteslänge überragte. »Reden wir zuerst über das, was du für uns tun kannst - und wirst. Danach sollst du wissen, was dein Lohn dafür sein wird.«
    Elisabeth nickte. »Werde ich auch erfahren, wer ihr seid?« fragte sie. »Und wen Loth andauernd mit >unser Vater< meinte?
    Ihr seid keine echten Brüder, oder?«
    »Wir sind mehr als das, auch ohne daß wir identische Väter und Mütter hatten.«
    Elisabeth wußte nicht, warum ihr plötzlich der Schweiß ausbrach und sie zu zittern begann. Tief in ihr drin wurde etwas von Natans Worten berührt. Sie atmete schneller. »Genauer! Redet in Sätzen mit mir, die ich auch verstehen kann - nicht in immer neuen Rätseln!«
    »Ganz einfach«, ergriff Loth nach einem Blickwechsel mit Natan das Wort. »Was uns verbindet - uns alle, nicht nur ihn und mich, sondern einen jeden Archonten -, ist der Tod. Einst starben in einer Stadt zwölf kleine Kinder, Mädchen und Jungen. Binnen weniger Wochen rafften Hunger und Krankheit sie dahin, und unmittelbar nach ihrem Ableben wurden sie bestattet, wie es Brauch war. Er, den du kennst und der auch dich gut kannte, grub sie wieder aus. Er gab ihnen eine zweite Chance und bewahrte sie davor, von den Würmern und Maden gefressen zu werden, bevor ihr Leben überhaupt hatte beginnen können .«
    Elisabeth nutzte die Pause, die Loth einlegte, um zu fragen: »Diese Kinder . gehört ihr dazu?«
    »Wir gehören dazu«, bestätigte Natan und nahm den begonnenen Faden auf. »Es dauerte lange, bis der Tod die Klauen, die er um uns geschlossen hatte, wieder öffnete. Bis unsere Herzen wieder schlugen und erste Gedanken wie Blitze in finsterer Nacht durch unsere kalten Gehirne stoben. Und noch viel länger dauerte es, bis aus Kindern Erwachsene geworden waren. Männer und Frauen, die ihrem gemeinsamen Vater verpflichtet sind - auch über seinen Tod hinaus.«
    »Er ist gestorben?« Ein leiser, ein schrecklicher Verdacht regte sich bei den Worten der Albinos in Elisabeth.
    »Ja. Deine Hilfe bewahrte ihn nicht vor dem Untergang.«
    »Meine Hilfe ...« Wie taub waren plötzlich nicht nur Elisabeth' Lippen. Sie fühlte sich ganz und gar wie in Eiswasser getaucht.
    »Ich sehe«, sagte Natan, »du begreifst, von wem die Rede ist.«
    Schmerz durchbohrte Elisabeth' Kehlkopf wie ein Dolch, als sie reflexartig schluckte. »Euer Vater starb in London? In dem Jahr, als das Große Feuer wütete?«
    »Sein Tod verursachte das Große Feuer«, erwiderte Loth. »Fast vierzig Jahre ist es nun her, daß uns der Schock erwachen ließ. Und daß Er in uns strömte ...«
    Wenn es überhaupt noch eine Steigerung der Kälte gab, die Elisabeth umpanzerte, dann bekam sie es nach diesen Worten Loths zu spüren.
    »In euch strömte ...?« stammelte sie. »Wollt ihr sagen, dieser Satan hat überlebt - in euch?«
    Die Stille zwischen ihrer Frage und der Antwort aus Natans Mund schien eine Ewigkeit anzuhalten.
    Dann verneinte der Albino. »Wenn es so wäre, wäre alles gut, und wir befänden uns seit vierzig Jahren bei der Ernte, nicht auf der Suche.«
    »Was Natan meint«, sagte Loth, »ist, daß unser aller Vater sich in seinen

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