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Betörend wie der Duft der Lilien

Betörend wie der Duft der Lilien

Titel: Betörend wie der Duft der Lilien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: AMANDA MCCABE
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Vorträgen und Diskussionen über Freiheit und Vorherbestimmung, über Politik und den Olymp tatsächlich heraufzubeschwören versuchten: die griechische Sonne und die mythischen Geschöpfe, die unter ihr wandelten. Götter, Nymphen und Najaden.
    Als Cameron ihren Blick bemerkte, lächelte er, und sie nickte ihm zu. Nach dem Vortrag würde sie eine Gelegenheit finden müssen, ihm die Liste zu zeigen, ohne dass ihre Freundinnen oder gar Clio etwas davon mitbekamen. Noch wollte sie ihrer Schwester nicht verraten, dass sie Cameron eingeweiht hatte.
    Clio saß mit Thalia auf einer Chaiselongue und zupfte geistesabwesend an ihrem türkischroten Musselinkleid herum. Wie Cameron schien sie innerlich ganz woanders zu sein.
    Endlich kam Herr Müller – von Lady Kenleigh dezent zur Eile angetrieben – zum Schluss. Die Sonne war längst untergegangen, die Kühle des Abends drang durch die Fenster. Calliopes Vater und ein paar andere Zuhörer drängten nach vorn, um den Professor mit ihren Fragen zu bestürmen, während Emmeline die anderen ins Speisezimmer führte, wo ein Buffet aufgebaut worden war.
    „Ich habe einen Bärenhunger“, sagte Thalia und griff nach einem Teller.
    Calliope schlenderte zu Cameron hinüber.
    „Und wie denken Sie über den armen Ödipus, Miss Chase?“ Er reichte ihr eine Teetasse vom Tablett eines Dieners.
    „Ich fand Herrn Müllers Sicht recht originell.“
    „Seine Interpretation ist alles andere als originell; die meisten Gelehrten sind derselben Ansicht. Aber ich fürchte, mir fehlt das rechte Interesse an Ödipus.“
    „Das geht mir ähnlich. Ich habe wohl eine überreizte Einbildungskraft und ziehe daher Geschichten über Göttinnen und Götter vor.“
    „Überreizte Einbildungskraft? Meine liebe Miss Chase, das ist so ziemlich das Letzte, was ich bei Ihnen vermuten würde.“
    Calliope hätte ihn gerne gefragt, ob er sie eher für langweilig und fantasielos hielt, aber sie hatte eine Aufgabe zu erledigen. „Sie werden Ihre Meinung ändern, wenn ich Ihnen zeige, was ich in meinem Ridikül habe.“
    Seine Augen funkelten. „Sie verstehen es, meine Neugier zu reizen.“
    „Ich kann es Ihnen hier nicht zeigen. Emmeline hat für später eine Scharade vorgesehen. Ich werde mich unter einem Vorwand zurückziehen. Vielleicht können wir uns im kleinen Zimmer neben der Bibliothek treffen? Es wird nicht lange dauern.“
    Sie nickte ihm zu und ging zu Emmeline und Mr. Smithson hinüber.
    Calliope stand am Fenster des kleinen Aufenthaltsraums. Von hier aus sah man keine Terrassengärten wie von ihrem eigenen Zimmer, sondern die lange Allee, die zum Tor führte, durch das Cameron hereingeritten war. Der Mond schien hell, der Himmel war klar, und sie bildete sich ein, in der Ferne sogar die Zinnen von Averton Castle erahnen zu können, obwohl das eigentlich unmöglich war. Der Ungeist des Dukes war einfach allgegenwärtig.
    Hinter ihr vernahm sie ein Geräusch. Sie drehte sich um und sah, wie Cameron die Tür hinter sich schloss und sich daneben an die Wand lehnte. Der Raum war so klein, dass sie seine Nähe deutlich spürte. Das letzte Mal, als sie im Dunkeln allein gewesen waren, hatte er sie geküsst, und sie konnte dieses Gefühl einfach nicht vergessen.
    Calliope zog sich ihr Tuch enger um die Schultern und fragte: „Hat irgendjemand Sie gesehen?“
    Er schüttelte den Kopf. „Die Gentlemen haben sich zurückgezogen, um noch schnell einen Brandy zu trinken, bevor sie zum Scharadespiel gezwungen werden. Die Damen werden glauben, ich wäre bei ihnen, und die Herren werden glauben, ich wäre bei den Damen geblieben.“
    „Raffiniert.“
    „Natürlich. Haben Sie mich nicht wegen dieser Raffinesse herbestellt? Oder eher wegen meiner schönen Augen?“
    „Genau genommen liegt mir an beidem.“
    „Ach ja?“ Er trat neben sie ans Fenster.
    „Mit Ihren schönen Augen sollen Sie sich diese Liste ansehen, und Ihr Scharfsinn wird uns sicher enthüllen, was das ist.“ Sie versuchte, nicht mehr ans Küssen zu denken, und reichte ihm das Blatt.
    Cameron hielt es ins Mondlicht und runzelte die Stirn. „Der goldene Falke? Die violette Hyazinthe? Ich fürchte, da bin ich überfragt. Für mich klingt das sinnlos. Woher haben Sie das?“
    „Clio hat es beim Ball im Sockel der Alabastergöttin gefunden.“
    Er sah sie überrascht an. „Das hier?“
    „Das Original hat Clio; ich habe eine Abschrift angefertigt. Ich werde daraus nicht schlau. Kann das irgendein Code sein?“
    „Keine Ahnung.“ Er

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