Betörende Versuchung
umspielte seine Lippen. » Ich denke, das ist offensichtlich, meine Liebe. «
Ihr blieb keine Chance zu antworten. Bevor sie reagieren oder auch nur ein weiteres Wort sagen konnte, hatte er ihr den Schleier von den Haaren gestreift.
Ihre Hand fuhr zum Kopf hinauf. »Justin! Warum tust du das? «
»Lass uns dies ein Souvenir zum Zeichen deiner Zuneigung nennen, ja? «
Er wandte sich zu ihr, so dass sie sich Auge in Auge gegenüberstanden. Mit seinem freien Arm drückte er sie an sich. Arabellas Atem kam stockend. Sie sah ihn direkt an. Dieser intensive Blick war irritierend. Zu spät erkannte sie ihre Unbesonnenheit; zu spät kam die Reue! Sie hatte ihn herausgefordert, und ein Mann wie er würde so etwas nicht so einfach auf sich beruhen lassen. Gerechtfertigt oder nicht, es war unklug gewesen, ihn so herauszulocken.
Eine glühende Hitze lag in seinen Augen, und auch etwas anderes, das sie nicht deuten konnte. Wut? Ganz sicher. Verlangen? Nein, entschied sie. Das sicherlich nicht. Aber dennoch ...
»Gib ihn mir zurück«, sagte sie gleichmütig.
»Du bist nicht in der Position, Forderungen zu stellen, Arabella.«
In der Tat, dachte sie aufgebracht, sie war noch nicht einmal in einer Position, die sie so jemals für möglich gehalten hätte! Seine Nähe war überwältigend. Sie spürte, wie sich seine Brust beim Atmen an die ihre drückte. Sie war fest und breit. Wieder einmal merkte sie, wie er ihr das Gefühl vermittelte, zierlich und weiblich zu sein.
»Lass mich in Ruhe.« Sie versuchte mit allen Mitteln, Verachtung in ihre Stimme zu legen. Stattdessen klang sie bloß verzweifelt. »Ich weiß, was du da versuchst, Justin.«
»Sag es mir doch«, kam sanft seine Einladung.
Nervös benetzte sie ih r e Lippen und sammelte all ihren Mut zusammen, den sie gar
nicht mehr hatte. »Du willst mich einschüchtern.«
Er lächelte boshaft. » Und? Bin ich erfolgreich? «
»Nein ! « , log sie.
Doch er durchschaute sie. Das erkannte sie an der Art, wie sein Lächeln langsam breiter wurde und die smaragdgrünen Augen wie ein nächtliches Feuerwerk blitzten!
»Vielleicht solltest du tatsächlich Angst haben«, sagte er in einem Ton, der umso vernichtender klang, als er samtweich war. »Ah j a, vielleicht schon. «
Langsam ließ er den Blick über ihren Körper wandern, wobei er sehr lange und nachdrücklich an den Rundun gen ihrer Brüste hängen blieb. Arabellas Herz machte eigene n Satz, und ihr Magen rebellierte.
»Nein«, sagte sie warnend. »Du benutzt die Frauen, Justin. Legst sie dann ab wie alte Schuhe, gedankenlos. Aber ich lasse nicht zu, dass du das mit mir machst. «
»Meine Liebe, du könntest mich gar nicht aufhalten. «
»Sag das nicht! «
» Muss ich dich an deine eigenen Worte erinnern? Ich bin ein Wüstling. Ein Schuft. Also spiel nicht mit dem Feuer. Spiel nicht mit mir! Wessen Ruf würde denn wohl leiden, wenn unsere Namen in Verbindung gebracht werden, wenn bekannt würde, dass du hier mit mir im Dunkeln stehst - hier, auf dem Pfad der Verliebten - in meinen Armen? Bestimmt nicht der meine. Bei deinem j edoch, tja ... « Er beendete den Satz nicht.
O Gott! Was hatte sie getan? Sie hatte irgendetwas in ihm ausgelöst, freigesetzt, etwas Wildes und Urwüchsiges , etwas, das sie so gar nicht kannte ... und das jenseits ihrer Fähigkeiten der Kontrolle lag. Er war wie ein Raubtier, dachte sie voller Panik.
» Das würdest du nicht tun«, flüsterte sie.
»Würde ich nicht?« Die Art, wie er lächelte, konnte man fast als grausam
b ezeichnen. »Oh, ja, Arabella, ich sehe, du verstehst, was ich meine. Ich könnte dafür sorgen, dass es mit deinen Aussichten auf eine Heirat genau in dieser Nacht vorbei sein wird. Du sagst, dass keine anständige Frau mich je wird haben wollen. Da hast du sicher Recht. Das streite ich auch nicht ab. Aber, weiß Gott, kein anständiger Mann würde j emals dich nehmen wollen. Noch nicht einmal der arme, vernarrte Walter. «
Ihre Blicke trafen sich. Eine Spannung herrschte zwischen ihnen beiden. Seine Gesicht war im Dunkeln eine undurchdringliche bedrohlich Maske jedes seiner Worte traf sie wie ein Schlag.
Denn - Gott hilf - es stimmte. Sie würde für immer mit Schande behaftet sein. Für immer ausgestoßen.
Ihr wurde klar, dass sie einem schlimmen Irrtum unterlegen war. Irgendwie hatte sie doch immer gewusst, dass Justin gefährlich war. Was sie nicht gewusst hatte, war, wie sehr - oder dass er ih r gefährlich werden konnte.
Ein Zittern durchfuhr sie.
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