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Betörende Versuchung

Betörende Versuchung

Titel: Betörende Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samantha James
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sein Ausdruck verriet Schmerz und Wut zugleich. Arabella hatte das seltsame Gefühl, dass er ihre Anwesenheit vergessen hatte.
    Sein Schweigen begann ihr an den Nerven zu zerren.
    Wehmütig schaute sie die Galerie -entlang. »Ihr habt aber großes Glück gehabt, an so einem Ort aufzuwachsen. Papa wurde ständig in ferne Länder geschickt, wegen seiner Missionarsarbeit. Es war zwar aufregend, nach Indien und Afrika zu reisen, aber wir hatten nie einen Ort, den wir als Zuhause bezeichnen konnten. Wenn wir in England waren, wohnten wir bei Tante Grace, und ich wohnte da allein, wenn ich zur Schule musste. Das war ganz schön, aber meine Cousinen waren um einiges älter als ich, und so musste ich mich meistens selbst beschäftigen. Ich hätte es geliebt, auf so einem Landsitz zu leben. Nicht unbedingt so riesig vielleicht, aber etwas Gemütliches und - «
    Abrupt hielt sie inne. Wenigstens war es ihre gelungen, seine Aufmerksamkeit vom Bild abzulenken. »Ich plappere, nicht wahr? «
    »Das tust du«, war alles, was er dazu sagte.
    Seine Haltung war angespannt. Die Worte schienen ihr in der Kehle stecken zu bleiben. Sie war wie gelähmt. »Und dann sage ich dabei auch noch ausgerechnet das Falsche, nicht wahr? «
    Sie hörte, wie er ein- und ausatmete, als kämpfe er gewaltig darum, sich zu entspannen. Er schüttelte den Kopf. Er wich ihrem Blick aus. »Es liegt nicht an dir. Es liegt an mir, Arabella. Nicht du. Ich kann ein ganz schönes Biest sein.«
    »Ja, mein Lord der Sünde«, stimmte sie milde zu. »Das kannst du wirklich.«
    Er überraschte sie völlig, als er ihre beiden Hände in die seinen nahm und sich direkt an sie wandte. »Begleitest du mich auf die Terrasse? Wenn ich jetzt noch länger hier drinnen bleibe, fühle ich mich, als ... als müsste ich ersticken.«
    Arabellas Lippen öffneten sich. Sie sah zu ihm auf. Er wirkte angespannt, mit zusammengekniffenen Lippen und einem komischen Klang in der Stimme. Sie brauchte nicht vorzugeben, ihn zu verstehen, aber sie spürte eine schreckliche, gewaltige Anspannung in seinem Innern. Sie konnte es sehen und fühlen. Was dahinter steckte, wusste sie nicht. Das war ihr j etzt auch egal. Sie wusste nur, wenn ihre bloße Anwesenheit ihm helfen konnte, sich zu entspannen, dann, bei Gott, würde sie ihm beistehen.
    Sie drückte seine Hand. »Wenn du das möchtest. «
    » Das möchte ich. « Arabella folgte ihm an der Hand, als er sie schnellen Schrittes ans Ende der Ahnengalerie führte, dann einen Flur entlang und durch eine Tür, die sie in den hinteren Teil des Anwesens brachte. Um mitzuhalten, musste sie fast rennen. Sein Schritt verlangsamte sich erst, als sie draußen waren.
    Nun liefen sie langsamer weiter. Die Terrasse zog sich über die gesamte Länge des Hauses. Ihre Hand lag noch immer in der seinen vergraben. Nur daran zu denken ließ ihren Puls rasen. Ob sich Justin der Berührung überhaupt bewusst war, fragte sie sich. Den Stich der Enttäuschung ignorierte sie. Zweifellos dachte er gar nicht daran, hatte es über seinen Grübeleien vergessen. Aber sie mochte das Gefühl, wie seine Hand mit einem starken, warmen Griff die ihre umschloss.
    Es war eine sternenklare Nacht, und die Temperatur so mild, dass sie ihren Umhang nicht vermisste. Obschon der Mond nicht mehr voll war, konnten sie den Weg gut erkennen, da die Lichter aus dem Haus ihn erhellten.
    »Oh, schau mal!« Sie zeigte auf die Silhouette eines Kirschbaumes am Rande des Obstgartens. »Also, das«, verkündete sie, »ist der perfekte Wetterbaum. Siehst du, wie breit die Äste verzweigt sind und wie tief sie hängen? Es war leicht, da hinaufzulangen und das Bein hochzuschwingen.«
    Justin blieb stehen. »Meine liebe Miss Vikarin, jetzt sag mir nicht, dass du als Kind auf Bäume geklettert bist. « Er zog eine Braue hoch. »Du?«
    Arabella rümpfte die Nase. »Oh, jetzt tu nicht so schockiert.«
    Ein kurzes Schweigen senkte sich herab. »Eigentlich wollte ich gerade erzählen, dass ich genau von diesem Baum einmal heruntergefallen bin und mir das Handgelenk gebrochen habe.«
    Arabella sah nicht den Schatten, der über sein Gesicht huschte. »Nun, so ungeschickt war ich nie«, fuhr sie fort. »Es gab einen ziemlich ähnlichen Baum auf Onkel Josephs Landsitz bei Yorkshire. Ich werde nie den Tag vergessen, als meine Mutter mich entdeckte, wie ich kopfüber darin hing, die Röcke über meinem Kopf. «
    »Man kann wohl meinen, das ist nicht gerade eine Beschäftigung, bei der eine Mutter ihre Tochter

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