Betörende Versuchung
Wie du es wünschst. «
Kurz vor acht Uhr hielt die Kutsche vor dem Herrenhaus der Farthingales. Arabella blickte stumpf aus dem gegenüberliegenden Kutschenfenster hinaus.
»Wir sind da«, stellte Justin knapp fest.
Ein Diener öffnete die Tür und half Arabella aus der Kutsche. Nicht ein Wort hatten sie während der Kutschfahrt gewechselt. Die Spannung war drückend gewesen. Justin gab sich kühl und distanziert; seit dem Vorfall im Arbeitszimmer hatte er kaum ein Wort von sich gegeben.
Sie konnte sich nicht erinnern, sich j emals so miserabel gefühlt zu haben. Reiner Stolz hielt ihren Tränenfluss zurück, nur durch Willenskraft wahrte sie ihre Haltung.
Kaum hatten sie den Ballsaal betreten, waren sie auch schon von vielen Gästen umgeben. Mit Gratulationen und guten Wünsche wurden sie geradezu überschüttet; ein paar Schritte weiter rechts jedoch verzog j emand den Mund.
»Was für ein Glückskerl du doch bist, was, Sterling? Hast dir die Unerreichbare geangelt, wo alle anderen versagt haben! «
Oh, und sie hatte doch tatsächlich geglaubt, sie würde niemals mehr so genannt werden !
Neben sich hörte sie Justin lachen. Er machte ein großes Aufheben darum, ihre Hand besitzergreifend in seine Armbeuge zu ziehen und die seine darüber zu legen. »Oh, ja, und meine Braut ist schließlich keine gewöhnliche Frau. Ich wusste, ich muss sie schon so schnell wie möglich vor den Altar bringen -also habe ich nicht gezögert. «
»Hey, McElroy, was meinst du wohl?«, kreischte eine weibliche Stimme. »Viele von uns fragen sich auch, wie sie es geschafft hat, sich den schönsten Mann von ganz England zu angeln! «
Zur Antwort ertönte das Kichern einer schönen Blondine in einem grünen Kleid. »Vielleicht ist die interessantere Frage, wie sie es wohl anstellt, ihn zu halten! «
Ein eleganter, mit einem Turban umwickelter Kopf wandte sich in die Richtung der beiden Frauen. Ein deutliches Aufstampfen eines Stockes war zu vernehmen. »Wie schade, dass so etwas in euren eigenen Ehen nicht funktioniert hat«, war eine vertraute Stimme zu vernehmen. »Nun, ich habe sogar sagen hören, es wäre ein Wunder, dass Ihr und Euer verehrter Gatte Euch überhaupt noch an Eure Vornamen erinnert. Im Übrigen - wärt Ihr so privilegiert gewesen, den ersten Kuss dieser beiden als Mann und Frau als Zeuge miterlebt zu haben - so wie ich -, dürfte man wohl annehmen, dass keine Seele unter den Anwesenden noch bezweifeln könnte, dass sie einander in Liebe verfallen sind. «
Arabella blinzelte verwirrt. Ein Teil von ihr wollte der Herzoginwitwe applaudieren. Ein anderer Teil hatte nur eines im Sinn: zu der süßen kleinen Blondine hinüber zu gehen und ihr eine blutige Nase zu verpassen. Wohl kein sehr damenhaftes Verhalten.
Ihre Blicke glitten über Justins Gesicht, nur um festzustellen, dass er eine dunkle Braue verwegen und amüsiert hob. Er zollte der Herzoginwitwe salutierend einen kleinen Tribut und legte seine Lippen an ihr Ohr, wobei er sanft ihre Wange streifte, während er nur zu ihr sprach. »Ich wollte fast vorschlagen, noch einen kleinen Beweis zu liefern, aber sie hat es schon sehr gut gesagt, nicht wahr? Und außerdem kann man sich keine bessere Verteidigung wünschen als die der Herzoginwitwe, nicht wahr, meine Liebste? Was meinst du, sollten wir jetzt unsere Gastgeber begrüßen? «
Arabella biss sich auf die Lippe, während sie davon schlenderten. »Sie ist ungeheuerlich.«
»Und sie liebt es so«, stimmte er zu. »Wenn man sich irgendeine Frau als Fürsprecher wünschen kann, dann geht doch nichts über die Herzogin.« Er lachte. »Sie be nutzt i hren Stock fast schon als Waffe. Das ist ein unvergleichlicher Anblick. Ich muss dich warnen, Arabella, solltest du ihm j emals zu nahe kommen, wenn sie in Fahrt
ist, spring zurück und halte Abstand. «
»Ihr Stock? « , hakte Arabella nach. »Ich dachte eher, es ist ihre Zunge, die sie als Waffe einsetzt. «
»Die natürlich auch, deshalb ist schließlich auch klar, dass sich so leicht niemand einen so Ehrfurcht gebietenden Gegner sucht. «
»Ich mag sie jedenfalls«, verkündete Arabella.
»Ja, ich glaube sogar, ihr beide seid euch ziemlich ähnlich«, bemerkte Justin.
Justin blieb den Großteil des Abends an ihrer Seite. Nach außen hin gab er in jeder Hinsicht den absolut aufmerksamen Gatten, er behielt die ganze Zeit eindeutig eine Hand an ihrem Ellbogen und beugte sich nahe zu ihr hin, wann immer sie etwas sagte - als hinge er förmlich bei j ede m
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