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Betongold

Betongold

Titel: Betongold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Westerhoff
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fühlte, wie sich ihre Muskeln wieder etwas entspannten. Es war doch vorbei.
    Sie hörte, wie ihre Tochter leise die Treppe zu ihrem Zimmer hochschlich. Diesmal wurde die Zimmertür sanft zugedrückt.
    Juliane tastete in der Dunkelheit nach ihrem Handy. 4.47 Uhr zeigte das Display. Na prima. Ungefähr eine gefühlte halbe Stunde wälzte sie sich bereits erfolglos in ihrem Bett und versuchte in den Schlaf zu finden. Erst um 5.30 Uhr musste sie aufstehen und ihr Radiowecker würde sie mit dem Wetterbericht von Radio FFH wecken – und doch wusste sie schon jetzt, dass sie vorher wohl keinen Schlaf mehr finden würde. Das Gedankenkarussell drehte sich bereits und hastete mit ihr durch den noch vor ihr liegenden Tag. Seit einem halben Jahr hatte sie nach fast 15 Jahren wieder an ihrer alten Dienststelle angefangen.
    Was war überhaupt für ein Wochentag? Sie durchwühlte ihre Gedanken. Donnerstag, fiel ihr plötzlich ein – auch das noch. Donnerstags war immer die wöchentliche Personalratsitzung und sie wusste, vor 18 Uhr würde sie nicht heimkommen können.
    Die Laterne flackert aber jetzt schon mindestens drei Tage, dachte sie und fragte sich, wann sie endgültig ihr Licht aushauchte.
    Sie musste lächeln. Ihre Nachbarn, Jochen und Klara Richter, waren zurzeit in Urlaub, ansonsten hätte es eine flackernde Straßenlaterne in ihrer Straße, im Wiesbadener Stadtteil Naurod sicher nicht lange gegeben. Jochen und vor allem seine Frau Klara hatten ein wachsames Auge auf alles, was in der Straße passierte.
    Juliane wusste, dass Richters auch auf sie selbst ein wachsames Auge hatten. Sie spürte Klaras Augen hinter der Gardine, wenn sie aus dem Haus ging oder heimkam. Natürlich erst, seitdem Lars ausgezogen war.

    Sie drehte sich fast ein bisschen trotzig auf die andere Seite, vielleicht wurde es doch noch etwas mit dem Schlafen? Nach ein paar Minuten wusste Juliane, dass sie sich getäuscht hatte. Ihre Gedanken fuhren ein Stück weiter auf der Gedankenautobahn. Es würde ein langer Tag werden. Vielleicht sollte sie doch lieber jetzt schon aufstehen und das Chaos in der Küche beseitigen, das sicher noch genauso wie am gestrigen Abend dort herrschte.
    Sie war einfach zu müde gewesen, um noch aufzuräumen. Juliane stöhnte leise. Was für ein Unsinn. Aufräumen, morgens um fünf.
    Entschlossen schlug sie die Bettdecke zurück und setzte sich auf. Mit ein paar Schritten war sie im angrenzenden Badezimmer und schaltete das Licht an. Die neuen Energiesparlampen waren zumindest für den morgendlichen Blick in den Spiegel ein Segen. Sie entfalteten ihre volle Leuchtkraft erst, nachdem sie schon wieder aus der Dusche gestiegen war. Die Kaltdusche ließ sie nicht nur den Tag, sondern dann auch ihr Spiegelbild besser ertragen. »Meine Mutprobe«, murmelte sie vor sich hin und wusste nicht so genau, was schlimmer war – die Dusche oder der Spiegel.
    Ein dicker fetter Smiley klebte am Badezimmerspiegel. »Hallo Mama, kannst du bitte endlich (!!) mein Handy aufladen??????«
    Hab dich lieb und wünsch dir einen schönen Tag!«, stand in roten Großbuchstaben quer über das lachende Gesicht geschrieben. Das war typisch Sarah.
    Unwillkürlich musste Juliane ihrem Spiegelbild zulächeln. Na bitte, sah ja gleich besser aus. Es war halb sechs. Sie zog ihre neue anthrazitfarbene Jeans an, die ihr auf Anhieb beim letzten Einkaufsbummel mit den Mädels so gut gefallen hatte, dazu ihre blaue Lieblingsbluse.
    Juliane war die Erste, die aus dem Haus ging. Kathrin war ja vor Kurzem erst zurückgekommen und hatte sicherlich keinen Dienst an diesem Tag. Pia ging um sieben in die nahegelegene Praxis von Dr. Schmidt, in der sie eine Ausbildung zur Arzthelferin machte, und Sarah musste erst um halb acht mit dem Bus zur Schule.
    Bis zu ihrer Dienststelle hatte sie eine gute Stunde zu fahren und Dienstbeginn war um 8.00 Uhr. Sie gönnte sich einen Kaffee mit Milch und Zucker und las den Lokalteil der Tageszeitung, bevor sie den Abwasch vom Vortag erledigte. Anschließend machte sie noch schnell die Frühstücksbrote für Pia und Kathrin und hoffte, dass die beiden die Brote dieses Mal nicht unangetastet wieder mit nach Hause brachten. Um Viertel vor sieben setzte sie sich in den hellblauen Käfer und brauste los.
    Kunkel saß um 7.00 Uhr in seinem Büro. Eigentlich kam er morgens nicht so gut aus dem

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