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Betongold

Betongold

Titel: Betongold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Westerhoff
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er und ging in sein Büro. Die Tür fiel knallend ins Schloss.
    Der Anruf kam um 9.30 Uhr. Juliane saß gerade am Schreibtisch und prüfte die Urlaubsanträge der letzten Tage, da viele Kollegen bereits jetzt Urlaub für das neue Jahr eingereicht hatten. Vorwahl 069, eine Frankfurter Nummer. »LKA, Freund?«, meldete sie sich.
    Â»Wolfgang Gärtner, Kripo Frankfurt, – Juliane Freund?« Ihr Herz pochte. »Ja, was kann ich für Sie tun?«
    Â»Das ist eine etwas längere Geschichte Frau Freund, haben Sie einen Moment Zeit?«, sagte Gärtner.
    Â»Eigentlich nicht, aber ich würde mir die Zeit nehmen, wenn es wichtig ist«, antwortete Juliane mit weiter pochendem Herzen. Was will denn die Frankfurter Polizei von mir, dachte sie.
    Â»Gut; Frau Freund, wir haben hier einen Mordfall, bei dem ein gewisser Patrick Langer beteiligt sein könnte.«
    Â»Patrick Langer?«, platzte es aus ihr heraus. Nein, das konnte nicht sein, dachte sie im gleichen Moment. Immer wieder hatte sie in den letzten Jahren an Patricks Verschwinden gedacht, an die end- und erfolglose Suche, um schließlich den Fall ohne konkretes Ergebnis zu den Akten legen zu müssen.
    Â»Wir haben zumindest seine Fingerabdrücke an einem Tatort in Sachsenhausen sichern können«, antwortete Gärtner. »Wie gesagt, es ist eine längere Geschichte und ich würde mich gerne mit Ihnen persönlich bei uns im Präsidium darüber unterhalten.«
    Â»Ja gerne, aber ich weiß nicht, ob ich so einfach hier weg kann, müsste erst …«
    Â»Ich habe gerade mit Ihrem Vorgesetzten gesprochen, ist ein Kollege, wir waren gemeinsam auf der Polizeischule, er ist einverstanden und Sie können jederzeit zu uns kommen.«
    Â»Na, wenn das so ist, wenn ER damit einverstanden ist!« Julianes Laune änderte sich schlagartig von Aufregung in Wut. Warum nahmen sich alle nur das Recht, über sie zu bestimmen. Warum wurde sie nicht vorher gefragt, sondern vor vollendete Tatsachen gestellt.
    Â»Ich kann aber leider nur vormittags, ich arbeite hier halbtags bis 14.00 Uhr«, sagte sie ein wenig schnippisch.
    Gärtner bemerkte wohl den Unterton in ihrer Stimme und bemühte sich hörbar um eine freundliche Antwort. »Das ist kein Problem, ginge es morgen Vormittag? Sagen Sie mir einfach, wann Sie Zeit haben, wir richten uns danach.«
    Â»Wir? Wer ist denn da noch anwesend?«
    Â»Mein Kollege, Herr Kunkel, er ist der zuständige Ermittlungsbeamte in diesem Fall.«
    Â»Ach ja, also ich könnte um 11.00 Uhr bei Ihnen sein«, pokerte sie. Kann ich wenigstens noch ein paar Dinge erledigen, ging es ihr durch den Kopf.
    Â»Einverstanden, dann bis morgen um 11.00 Uhr im Polizeipräsidium. Fragen sie einfach an der Pforte nach mir und jemand holt Sie dann ab.« Gärtner legte auf.
    Das Telefon klingelte wieder. Diesmal kannte sie die Nummer, es war ihr Chef.
    Â»Hallo Frau Freund, gleich wird Sie ein Herr Gärtner anrufen, ist ein Kollege von der Frankfurter Polizei.«
    Â»Hat er schon!«, antwortete sie knapp.
    Â»Ach ja, dann war er ja schneller als die Polizei erlaubt!«, lachte er lauthals. »Der war gut, oder? Also, von meiner Seite ist das genehmigt. Wann haben Sie den Termin?«
    Â»Morgen um 11.00 Uhr, da muss ich mich aber erst wieder einlesen. Die Akten aus dem Archiv holen.«
    Â»Ja, ja, kein Problem, nehmen Sie sich für heute frei, dann können Sie sich in Ruhe vorbereiten. Wollen ja einen guten Eindruck machen nicht!? Aber berichten Sie mir morgen«, und legte auf.
    Du mich auch, dachte Juliane, aber nachdem sie sich etwas abgeregt hatte, stieg eine geheimnisvoll frohe Spannung in Ihr auf. Patrick Langer lebt. Seine Fingerabdrücke wurden gefunden. Wie oft hatte sie über diesen Jungen nachgedacht. Seine Geschichte hatte sie damals innerlich sehr aufgewühlt und insgeheim hatte sie immer gehofft, dass er irgendwann wohlbehalten wieder auftauchen würde und keinem Verbrechen zum Opfer gefallen war. Jetzt war er wieder aufgetaucht, in Frankfurt und nicht in Berlin, wo sich damals die letzte Spur nach ihm verlor.
    Sie musste sich wieder einlesen in den Fall. Gut vorbereitet sein. Juliane packte ihre Sachen zusammen, schaltete den Rechner aus und verabschiedete sich von ihren Kollegen. »Komme erst am Montag wieder, Sonderauftrag vom Chef.«
    Sie ging ins Archiv und ließ sich die Akte von Patrick Langer geben.

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