Betongold
Bett, aber er hatte lange und traumfrei geschlafen und war bereits um fünf Uhr aufgewacht, sich richtig erholt gefühlt. Nach zehn Stunden Schlaf auch kein Wunder, fand er. Tobi hatte donnerstags erst zur dritten Stunde und musste nicht geweckt werden und so hatte er sich, nachdem er die Küche von den gründlich misslungenen Kochversuchen des letzten Abends befreit hatte, um halb sieben auf den Weg ins Präsidium gemacht.
An seinem Bildschirm klebte ein gelber Zettel, auf dem in roter Schrift stand: »Gerd anrufen, Knie.« Er musste unbedingt seinen FuÃballkumpel Gerd Kastner anrufen. Die Sache mit seinem lädierten Knie machte ihm zu schaffen. Er spielte für sein Leben gerne FuÃball und das ging seit drei Wochen nicht mehr. Es machte ihn krank und launisch, das spürte er. Dr. Gerd Kastner war Allgemeinmediziner mit eigener Praxis im Westend und hatte beste Kontakte zu einem Sportorthopäden, bei dem man in der Regel ein halbes Jahr warten musste, bevor man einen Termin bekam.
Gerd hatte ihm schon einmal angeboten sich zu melden, wenn er was in dieser Hinsicht für Paul tun könnte. Aber vor neun brauchte er gar nicht anzurufen, auÃerdem stand jetzt um acht erst einmal die Besprechung mit Gärtner und den anderen Beteiligten an und darauf wollte er vorbereitet sein.
Er überflog den Bericht der Spurensicherung, entnahm ihm aber nichts, was Nicolic ihm nicht schon gesagt hatte oder ungewöhnlich war, bis auf die Fingerabdrücke von Patrick Langer.
In seinem E-Mail-Postfach waren keine neuen Nachrichten. Es war kurz vor acht und Reiling, der Hoteldirektor hatte ihm noch nicht geantwortet. Jetzt war aber keine Zeit mehr für einen Anruf und er packte seine Unterlagen und ging ins angrenzende Besprechungszimmer. Gärtner hatte bereits am Kopfende des groÃen schwarzen Besprechungstischs Platz genommen und las offenbar in dem Bericht der Spurensicherung.
»Guten Morgen Wolf«, begrüÃte Kunkel seinen Chef. »Wer kommt noch?«
»Morgen Paul, Lakmann holt uns noch eine Kanne Kaffee; Nicolic hat vorhin angerufen und steckt im Stau, aber er müsste gleich hier sein«, sagte Gärtner und zeigte ohne aufzusehen auf den Platz zu seiner Linken. »Hast du schon den Bericht gelesen?«
»Ãberflogen.« Kunkel setzte sich. Gärtners Assistent mit der Kanne Kaffee und der Leiter der Spurensicherung kamen zeitgleich und setzten sich mit einer kurzen BegrüÃung rechts neben Gärtner.
»Fangen wir an meine Herren«, eröffnete Gärtner die Besprechung, während er sich eine Tasse Kaffee eingoss. »Jakob, gib uns doch eine kurze Zusammenfassung eurer Untersuchungen.«
»Das Küchenmesser war eindeutig die Tatwaffe, es wurde vermutlich im Badezimmer gereinigt, keine Fingerabdrücke feststellbar«, begann Nicolic mit seinen Ausführungen. »Wir haben im Haus Fingerabdrücke von vier Personen sicherstellen können. Drei davon sind identifiziert. Weishaupt, Frau Bonnes und ein gewisser Patrick Langer. Wir haben ihn anhand der Datenbank identifiziert. Er gilt seit 17 Jahren als vermisst. Die Abdrücke von Langer haben wir bis jetzt nur an der Hauseingangstür gefunden. Der vierte Fingerabdruck stammt von einer Frau, sie ist laut Polizeicomputer jedoch nicht registriert.«
»Der Täter oder die Täterin hat sich also gar keine Mühe gemacht die Tatwaffe verschwinden zu lassen«, sagte Gärtner in die Runde. »Gibt es Einbruchsspuren?«
»Wir haben keine gefunden, weder an der Haustür noch an der Terrassentür oder an einem der Fenster«. Kunkel dachte an seine Zigarette, die er auf der Terrasse geraucht hatte, der Stummel befand sich immer noch in seiner Jackentasche. Nein, die Tür war verschlossen, bevor ich nach drauÃen ging, dachte er und ergänzte: »Frau Bonnes hat bestätigt, dass die Haustür geschlossen, aber nicht verschlossen war. Das war aber üblich.«
»Das heiÃt, Weishaupt kannte den Täter und hat ihn selbst ins Haus gelassen, oder der Täter hatte einen Schlüssel. Wer hatte überhaupt einen Schlüssel, habt ihr das schon ermittelt?« Kunkel schaute Lakmann fragend an.
»Frau Bonnes hatte gestern Morgen ihren bei sich, und der von Weishaupt befand sich in seiner Jackentasche. Weitere haben wir nicht gefunden«, antwortete Lakmann. Kunkel machte sich eine Notiz.
»Was ist denn mit den Nachbarn? Hat irgendjemand etwas
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