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Betongold

Betongold

Titel: Betongold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Westerhoff
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selbst an diesem Wunsch beteiligt, weil er ihm oft von seinem eigenen Moped erzählt hatte. Er hatte damals eine Herkules MK2 von seinem Vater geschenkt bekommen. Aber damals war das ja auch etwas anderes. Sie hatten in einem Vorort in der Eifel gewohnt und ohne motorisierten Untersatz war das Leben eines Jugendlichen ein Gräuel. Doch hier in Frankfurt einen Roller, bei dem Verkehr, nein, das musste ja nicht sein.
    Â»Und?«
    Â»Wie und? Du hattest damals auch ein Moped.«
    Â»Das war etwas anderes. Ich musste damit zur Schule fahren. Wir wohnten soweit außerhalb.«
    Â»Ich muss auch zur Schule und ins Training und mit einem Roller wäre ich viel schneller.«
    Â»In der Stadt ist es viel zu gefährlich.«
    Â»Das ist es mit dem Fahrrad auch«, grinste er als Erinnerung an seinen gestrigen Ausflug, »man muss halt vorsichtig fahren.«
    Die nächste halbe Stunde entspann sich eine Diskussion, die gewöhnlich damit endete, dass Paul kategorisch alles ablehnte, was Tobi an Argumenten vorbrachte und Tobi zum Schluss das Zimmer verließ. Er würde nicht darum herumkommen, sich ernsthaft mit dem Gedanken an einen Roller zu befassen, das wusste er. Aber er sträubte sich. Was, wenn Tobi etwas passieren würde. Sie hatten es ohnehin schon schwer genug. Auf der anderen Seite verstand er Tobi. Es gab ihm ein Stück mehr Freiheit, ein Stück mehr Mut. So war es jedenfalls bei ihm damals gewesen. Wie stolz war er, als er das erste Mal mit seiner knallrot lackierten Maschine am Treffpunkt der Mopedclique vor der Dorfkirche vorfuhr, den Helm auf dem Kopf, abwartend, was Klaus und Johannes wohl sagen würden. Oft hatte er in Gedanken dieses Gefühl durchlebt und immer Herzklopfen bekommen. Als er dann dort stand, empfand er ein unglaubliches Gefühl des Glücks; jetzt gehörte er dazu. Sollte er das Tobi vorenthalten?
    Er beschloss das Thema zu vertagen, versprach, es sich zu überlegen und Tobi verschwand in seinem Zimmer.
    Sein Handy klingelte. Es war Peter, ein Kollege aus seiner Berliner Zeit und er überlegte kurz, ob er rangehen sollte. Was wollte Peter denn von ihm? Zuletzt hatten sie sich vor fast einem Jahr in Frankfurt getroffen, als Peter privat in der Nähe war. Er ging ran und im gleichen Moment bereute er es. Peter lallte so etwas wie »Alloo Paul, alles klaaar?« in den Hörer.

    Â»Mein Gott!«, dachte Paul, »Nicht schon wieder.« Er sollte eigentlich trocken sein. Keinen Alkohol mehr seit über 2 Jahren. Sein letzter Absturz hatte ihn ins Krankenhaus gebracht und die anschließende Entziehungskur war doch erfolgreich verlaufen?
    Â»Wie geht’s?«, antwortete er knapp und hoffte, er hatte sich getäuscht. Doch weit gefehlt. Er verstand nur die Hälfte von dem, was er hörte.
    Â»Wie bitte?« »Was hast du gesagt?« »Ich verstehe dich so schlecht.« Paul bemühte sich ruhig zu bleiben. Am liebsten hätte er ihn angeschrien und ihm gesagt, was für ein Idiot er war und er sollte ihn doch nie wieder anrufen, wenn er besoffen war.
    Stattdessen redete er Belangloses, sprach über das Wetter und fragte ihn nach seiner Arbeit, doch merkte er schnell, dass es auf einen Krach hinauszulaufen drohte. Immer wieder hörte er die versteckte Aggressivität, die aus den Wortfetzen zu ihm drangen.
    Â»Du rufst mich ja nie an!«, war der erste Satz, den er richtig verstand.
    Â»Hab im Moment viel Stress«, versuchte er eine Entschuldigung. Was sollte er auch mit ihm reden, so betrunken, wie er war. Also sagte er nichts.
    Â»Du bist echt Scheiße!«, waren die letzten Worte, bevor Peter auflegte.
    Paul drückte auf den Knopf der Kaffeemaschine, ging nach draußen und steckte sich eine Zigarette an. Die Sonne schien, doch es war noch kälter geworden und er beeilte sich, zog viel zu schnell den Qualm ein und blies ihn in die kalte Mittagssonne. Nein, er war für Peters Leben nicht verantwortlich. Hoffentlich tut er sich nichts an, dachte er.
    Er ging wieder ins Warme, machte sich einen Kaffee, und setzte sich mit seinem schwarzen Notizbuch an den Tisch, versuchte sich zu konzentrieren. Manchmal muss man ganz anders denken, überlegte er, und las seine Eintragungen.
    Wer war der Mann, mit dem sich Weishaupt getroffen hatte? Wer war die Frau, mit der sich Weishaupt zuhause verabredet hatte und mit der er Geschlechtsverkehr gehabt hatte? Wie kamen die Fingerabdrücke eines verschwundenen

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