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Betongold

Betongold

Titel: Betongold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Westerhoff
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darüber nachdenken.«
    Und das tat Kunkel auch, aber erst, als er in seinem Büro mit den Füßen auf dem Tisch eine halbe Stunde im Stuhl geschlafen hatte. Danach hatte er sich einen doppelten Espresso und ein Salamibrötchen aus der Kantine geholt und das Brötchen mit dem Rest aus einer abgestandenen Flasche Apfelschorle und einer Kopfschmerztablette heruntergespült.
    Für Tobi hießen solche Flaschen »UWE« und standen früher zu Dutzenden in seinem Zimmer. Kunkel hatte immer die noch zu einem Drittel gefüllten Flaschen aus seinem Zimmer genommen und leergetrunken.
    Â»Warum trinkst du sie eigentlich nicht aus?«, hatte er einmal gefragt.
    Â»Das ist UWE.«
    Â»Wer ist UWE?«
    Â»UWE heißt U nten W ird’s E klig, UWE eben.«
    Â»Du hast sie ja nicht alle«, hatte er geantwortet und seitdem nur noch das billigste Wasser in kleinen Flaschen gekauft. Ihm fiel ein, dass er ja Juliane anrufen wollte, und wählte ihre Nummer.
    Â»Freund?«
    Â»Hallo Juliane, Paul hier.«
    Â»Ach, hallo Paul, bist du wieder zurück aus Berlin?”
    Â»Ja, seit gestern Abend. War ziemlich turbulent da.«
    Â»Alles o.k.?«
    Â»Na ja, geht so. Der Journalist hatte einen schweren Unfall. Aber deswegen rufe ich nicht an. Wir hatten heute Morgen eine Besprechung und Gärtner hat wieder nach den Phantombildern gefragt.«
    Â»Ich hab noch keine Info, aber ich bleibe dran. Was ist denn in Berlin passiert?«
    Â»Das ist eine längere Geschichte. Wann hättest du denn Zeit im Präsidium vorbeizukommen, dann könnten wir alles besprechen.«
    Â»Ich kann im Moment nicht weg. Pia, meine Tochter, liegt hier und ich muss mich um sie kümmern.«
    Â»Stimmt, hattest du ja geschrieben, kann ich gut verstehen«, sagte Kunkel und dachte daran, wie es Lea ging. »Vielleicht könnte ich ja zu dir kommen und dann erzähle ich dir die Einzelheiten.«
    Erst ist er kühl wie ein Eisschrank, um dann mit der Tür ins Haus zu fallen, war ihre erste Eingebung, andererseits gefiel ihr der Gedanke auch.
    Â»Das könntest du machen, allerdings geht es heute nicht. Vielleicht morgen, so gegen Nachmittag?«
    Â»Das kann ich einrichten. So um vier?«
    Â»Ja, vier ist gut. Ich gebe dir noch die Adresse.«

    Er schreckte hoch und suchte sein Handy auf dem Nachttisch. Halb sechs. Er spürte stechende Schmerzen in seinem Kopf. Der Whiskey! Warum hatte er auch wieder mehr getrunken, als er wollte. Dabei war es ein äußerst wichtiger Tag für ihn. Dienstag: Halb sechs; noch etwas Zeit, bis sie das Haus verlassen wollte. Gegen sechs wollten sie zu Ihrer Mutter fahren. Er hatte sich extra Urlaub genommen. Aber nach dem gestrigen Abend würde er wohl doch nicht mitfahren. Und sie würde nicht ahnen, dass das genau sein Plan gewesen war.
    Zunächst war es für sie ein schöner Abend gewesen. Nach dem Dinner im Giorgino hatten sie noch in eine Bar besucht, was ihm mit ihr normalerweise äußerst schwerfiel. Sie gehörte nur ihm und niemand sollte sie anstarren. In den Bars lungerten sowieso nur Spanner und Grabscher herum, die nur darauf warteten, seine Freundin anzubaggern, wenn er nicht auf der Hut war. Doch an diesem Abend hatte er einen anderen Plan.
    Zwei Männer hatten sie beim Betreten der Bar gemustert und er hatte den Eindruck, dass sie mit ihren Blicken seine Freundin schon ausgezogen hatten. Aber zwei waren einer zuviel und das Risiko war zu groß, verletzt zu werden. Nach dem zweiten Bier ging er pinkeln und als er zurückkam, bot sich die Gelegenheit. Während er pinkeln war, musste dieser gutaussehende Engländer die Bar betreten haben, jedenfalls hatte er englisch gesprochen, als er einen Caipirinha bestellt und sie unverhohlen angemacht hatte.
    Â»Hi, can I invite you for some drink?«
    Er hatte sich genau hinter ihn gestellt und ihre Augen aufblitzen sehen.
    Â»No, thanks.«
    Mit dem Fuß hatte er gegen den Barhocker getreten; der Engländer hatte das Gleichgewicht verloren, sich noch versucht an der Theke festzukrallen, war aber dann hinterrücks auf den Boden gefallen.
    Â»Oh, sorry, this was my mistake.«
    Dass er gut einen Kopf größer war als der Engländer, hatte er schon registriert, als er von der Toilette gekommen war. Und durchtrainierter auch. Also alles im grünen Bereich. Dann hatte er sie angelächelt und sich die Rechnung geben lassen. Der Engländer hatte sich

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