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Betongold

Betongold

Titel: Betongold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Westerhoff
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»Unser Hauptaugenmerk sollten wir jetzt darauf legen, den verschwundenen Jungen ausfindig zu machen. Was macht das Phantombild?«
    Â»Frau Freund ist dran, ich werde sie gleich anrufen. Vielleicht bekommen wir es noch heute«, antwortete Kunkel.
    Â»Die waren auch schon mal schneller beim LKA. Meine Herren, denken Sie an Senecas weise Worte!« Gärtner stand auf und verschwand.
    Lakmann stand ebenfalls auf und folgte seinem Chef. »Meine Herren!«
    Kunkel blieb noch sitzen, auch Nicolic machte noch keine Anstalten aufzustehen. Er hatte den Eindruck, als ob Nicolic auf irgendetwas wartete. Vielleicht auf eine Äußerung von ihm auf eine bestimmte Frage; es war ja schon so, dass er mit seinen Ausführungen etwas zu kurz gekommen war. Und Kunkel kannte ihn als einen Mann, der sich an einer Sache festbeißen konnte.
    Â»Was meinst du Jakob, warum hat Weishaupt die Bauabnahme verweigert?«
    Â»Ich glaube, wenn wir das wüssten, wären wir der Lösung ein gutes Stück näher.«
    Nicolic stand auf, ging zum Fenster und schaute auf die Straße. Gegenüber war eine Baustelle. Sie wurde mit Fertigteilen gebaut und jeden Tag schraubte sich das Gebäude um einen Stock in die Höhe. Sie waren gerade dabei eine Decke zu betonieren.
    Â»Vielleicht wollte er den Weiterbau aus irgendeinem Grund verzögern. Sich am Bau Respekt verschaffen. Statiker können so etwas. Das ist wie mit den Chirurgen und den Anästhesisten.«
    Â»Wie?«
    Â»Na, da ist es auch so. Der Chirurg ist der Macher bei einer Operation. Er ist wie der Architekt bei einem Bauwerk. Er erntet am Ende den Ruhm für seine Tat. Der Statiker ist wie der Narkosearzt. Ohne den kann der Chirurg nicht operieren. Aber er bleibt immer im Hintergrund. Niemand fragt nachher, wer bei einer Operation der Anästhesist war, aber alle wissen, wer ein Gebäude gebaut hat.«
    Kunkel verstand »Ach so, und du meinst, dass er jemandem klar machen wollte, dass man nicht alles mit ihm machen kann? Sozusagen wie ein Warnschuss? Wie eine nicht gegebene Spritze?« Kurze Zeit herrschte eine ungewohnte Stille im Raum.
    Â»Jakob, kannst du dich mal umdrehen? Ich spreche nicht gerne mit einem Hinterkopf.«
    Â»Ich überlege und das kann ich am besten, wenn ich Bewegung habe oder sehe, wenn sich etwas bewegt«, antwortete er. »Fest steht doch, dass er es in der Hand hatte und er hat ohne offensichtlichen Grund den Bau verzögert. Gut, du kannst jetzt einwenden, dass es »nur« eine kleine Baustelle war, aber nachdem, was du uns von Berlin erzählt hast, und er ja auch dort involviert war, ging es ihm vielleicht darum, jemandem klar zu machen, bis hierher und nicht weiter!«
    Â»Du meinst das gefälschte Gutachten. Dann wären die KFI und ihr Chef verdächtig.«
    Nicolic drehte sich unvermittelt zu ihm. »Ein Chef macht sich bei so was nicht die Hände schmutzig. Und schon gar nicht so einer.«
    Â»Du hast doch eine Vermutung?« Kunkel schaute ihn fragend an.
    Jetzt holte Nicolic aus: »Ich halte mich nur an die Fakten, Paul, und die sprechen eine eindeutige Sprache. Tatsache ist, dass wir am Tatort die Fingerabdrücke eines gewissen Patrick Langer gefunden haben. Damit ist er erst einmal tatverdächtig, ob vor Jahren verschwunden oder nicht. Er wäre heute 33 Jahre alt und kann was weiß ich wie aussehen. Ihr aber haltet euch an einem noch nicht existierenden Phantombild fest und hofft ihn dadurch zu finden. Gleichzeitig verlieren wir eine Menge Zeit, obwohl wir eines der eindeutigsten Erkennungsmerkmale eines Menschen vorliegen haben.«
    Â»Und du meinst, wir sollten jetzt von allen 33-Jährigen in Frankfurt und Berlin die Fingerabdrücke nehmen, damit wir ruck, zuck den Täter festnehmen können, meinst du das?«
    Â»Paul, jetzt sei nicht unsachlich. Ich meine nur, man sollte sich nicht zu sehr auf das Phantombild verlassen. Er kann sein Aussehen in den letzten 17 Jahren so verändert haben, dass man ihn nie findet. Und mit einem neuen Pass macht er sich jünger oder älter. Ein Fingerabdruck ist jedoch eindeutig. Das meine ich.«
    Nicolic setzte sich wieder auf seinen Stuhl und sortierte mit zitternden Händen seine Unterlagen. Kunkel merkte ihm an, dass es ihm unangenehm gewesen war, so zu reden.
    Â»Manchmal kommst du mir schon vor wie ein Narkosearzt«, antwortete Kunkel und klopfte Nicolic auf die Schulter. »Also gut, ich werde

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