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Betreutes Wohnen: Ein WG-Roman (German Edition)

Betreutes Wohnen: Ein WG-Roman (German Edition)

Titel: Betreutes Wohnen: Ein WG-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Bartel
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aufgeschlagen. Die gelten nämlich auch, weil man damit in die kleinen Lücken etwas legen kann, in die keine richtigen Wörter mehr reinpassen, außer »Ei« mit E und »Ai« mit A, was ein südamerikanisches Faultier ist, aber das weiß ich längst, weil Oma Wittrich es in jedem Spiel bestimmt fünfmal legt.
    »Helmut«, brüllt Oma Wittrich wieder herauf. Sie hat furchtbar schlechte Laune, weil sie das Turnier am letzten Sonntag verloren hat, obwohl wir am Samstag fünf Stunden lang trainiert hatten.
    Tante Matthes und ich waren zum Schnittchendienst abkommandiert worden, während Endgegnerin Regine Eimermann und Oma Wittrich einander mit unbewegter Miene gegenübersaßen, ohne sich auch nur einen Moment aus den Augen zu lassen.
    Gertrude Piepenbrinck war in der Partie zuvor vernichtend geschlagen worden und lag jetzt ebenso fassungslos wie schmollend auf dem Kanapee, in ihrer Agonie stark an Napoleon auf St. Helena gemahnend, nur eben in Kittelschürze und mit einem Eisbeutel auf dem Kopf.
    Mathilde Gerber schließlich hatte bereits ganz das Zeitliche gesegnet, dies allerdings schon im Monat zuvor.
    Die Damen hatten sich in einem aussichtslosen Stellungskrieg verschanzt, verfügten längst über keinerlei Vokale mehr und konnten nur noch Abkürzungen legen.
    Aber wenn man es geschickt macht, lohnt sich das auch, sagt Oma Wittrich immer.
    Gerade hatte sie mit QED 32 Punkte gemacht, das E lag schon da und das Q hatte dreifachen Buchstabenwert und deswegen hat Frau Eimermann protestiert. Sie lag ziemlich weit hinten und wandte ein, dass QED keine deutsche Abkürzung sei.
    Das komme aus dem Lateinischen, hat Oma Wittrich gesagt und wollte Frau Eimermann erklären, was es bedeutet.
    Sie wisse sehr wohl, dass es Latein sei und auch was es bedeute, hat Frau Eimermann unterbrochen, schließlich sei man weiland aufs Lyzeum gegangen und senil sei man wohl auch noch nicht.
    Na ja, meinte Oma Wittrich und hat mit dem Kuli abwechselnd Kringel um ihren Punktestand und um den von Frau Eimermann gemalt. Dass ihrer viel höher ist, hat sie seit einigen Runden immer wieder beiläufig erwähnt.
    Aber das heißt nichts. Beim Spiel davor hatte die Eimermann kurz vor Schluss noch ein »N« im Beutel gefunden, als sie beim Ziehen reingespinxt hatte, und dann gewonnen, weil sie die Mehrzahl von »Flughundewelpe« hatte legen können, obwohl Oma Wittrich das Wort vorher über vier Runden ganz alleine gelegt hat.
    Sie spielen immer, bis das ganze Brett voller Buchstaben ist oder bis die Eimermann schreit, dass sie keinen Fuß mehr in dieses Haus setzen werde. Dann spielen sie in der nächsten Woche weiter.
    Nur einmal haben sie zwei Wochen nicht gespielt, weil sie sich nicht einigen konnten, ob das Wort »Reiseführerhauptquartier« gelten würde oder nicht, wenn es aufs Brett passte.
    Dann hat die Eimermann eine Abkürzung gelegt, von der Oma Wittrich behauptet hat, die gebe es gar nicht.
    BNDJ stehe für Bund Nationalsozialistischer Deutscher Juristen, hat Frau Eimermann gesagt, und das gelte sehr wohl, schließlich wüssten sie beide sehr genau, wer da mal Mitglied gewesen sei.
    Das waren andere Zeiten, hat Oma Wittrich gesagt, die Abkürzung aber gelten lassen, und das hat sie noch nie gemacht. Dann hat sie Frau Eimermann auch noch gewinnen lassen und seitdem eine Stinkwut.
    »Helmut!«, brüllt Oma Wittrich von unten.
    »Helmut«, sage ich zu Matthes. »Ist für dich.«
    »Auf gar keinen Fall.«
    »Helmut«, brüllt es wieder.
    » Du musst hingehen«, insistiere ich.
    »Guck«, sagt Matthes, »ich habe den ganzen Tag auf der Arbeit mit alten Leuten zu tun, da will ich nach Feierabend ein bisschen Ruhe haben.«
    »Ach.«
    »Du hängst doch eh bloß den ganzen Tag rum.«
    »Ich schaue einen Film.«
    »Helmut!«, brüllt Oma Wittrich von unten.
    »Man kann ihn anhalten. Er ist auf Video.«
    »Helmut!«
    »Du kannst dich ruhig auch mal engagieren.«
    Ich habe ein ganz schlimmes Déjà-vu. Matthes hat das Gesicht meiner Mutter bekommen, er setzt sich zu mir auf das Sofa und nimmt übel.
    Junge, sagt das Gesicht, was soll nur werden?
    Egal, sagt mein Gesicht.
    Du hast doch so tolle Möglichkeiten, die musst du unbedingt nutzen, findet das Gesicht.
    Ich hingegen finde: Pfft.
    »Da musst du dich jetzt reinknien, da werden jetzt die Weichen für deine Zukunft gestellt.«
    »Na ja …«
    »Die Welt wartet nicht auf dich, lass dir das gesagt sein.«
    »Wir waren ja auch nicht verabredet.«
    »Was?«
    »Die Welt und ich. Wir sind nicht

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