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Betreutes Wohnen: Ein WG-Roman (German Edition)

Betreutes Wohnen: Ein WG-Roman (German Edition)

Titel: Betreutes Wohnen: Ein WG-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Bartel
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kennengelernt und damit einen akzeptablen Grund gefunden, die Reise abzublasen. Priscilla kommt aus L.A., und jetzt ist sie Tante Matthes’ Auslandsaufenthalt.
    Ich wünschte trotzdem, er würde wieder von Afrika reden, denn Matthes ist wieder bei seinem Lieblingsthema angekommen: Sex mit Priscilla.
    Es läuft sehr gut mit den beiden.
    »Boah«, brüllt er durch die Bahn, »Pimmel wundgefickt.«
    Die Frau, in deren Gesicht meine Schranktür gelandet war, wird rot und reckt den Kopf vor, um besser zu hören, denn Matthes beginnt jetzt, die schmutzigen Details episch auszubreiten.
    Die kenne ich aber schon, weil ich in den letzten Wochen oft bei Matthes übernachtet habe und er sehr stolz auf seinen neugewonnenen pornografischen Wortschatz ist. Sein Englisch ist wirklich viel besser geworden.
    Er brüllt Sätze wie »Fuck me harder« und »I’ll come on your tits« mit der berserkerhaften Leidenschaft eines Iggy Pop durch die Gegend, und einmal hat er tatsächlich sogar »I wanna be your dog« gerufen, aber Priscilla scheint es zu gefallen, zumindest pflegt sie mit einem schrillen »Yeah, give it to me« oder so zu antworten. Es geht zu wie auf einem Pornodreh, und eigentlich stört es mich, weil es total überinszeniert klingt, aber ich hole mir meist trotzdem auf dem Klo einen runter, weil ich sonst erst recht nicht einschlafen kann.
    Matthes erzählt von Oma Wittrichs Einliegerwohnung, die seit dem Tod ihres Sohnes unbewohnt ist.
    »Sie ist voll möbliert, wir brauchen den ganzen Scheiß eigentlich gar nicht.«
    Matthes zeigt auf meine Sachen.
    »Na ja«, sage ich und hechte zur Tür, um ein paar Jungs meinen Ficus zu entwinden. »Es ist ja auch kaum noch was übrig.«
    Matthes hat bloß eine Zahnbürste und ein paar CDs, weil sein Mitbewohner das Schloss hat auswechseln lassen. Irgendwie hat Matthes wohl keine Miete mehr bezahlt, dabei hat er immer Geld.
    Als wir an der Haltestelle angekommen sind, helfen uns zwei angetrunkene Polen beim Ausladen, bis der Fahrer sich aus dem Führerstand lehnt und brüllt, dass wir jetzt endlich die Türen freimachen müssten, sonst würde er die Polizei holen.
    »Ficke dich«, brüllen die Polen und werfen eine leere Bierdose nach ihm.
    Ich schenke den beiden meinen Sessel für ihre Hilfe.
    Sie wollen lieber meine Gitarre haben, aber die kriegen sie nicht.
    Sie würden auch immer Sperrmüll sammeln gehen, erzählen sie, aber sie hätten einen Transporter, das sei praktischer.
    Matthes kichert, ich sage nichts dazu und wende mich meinen Habseligkeiten zu. Bis auf die Stehlampe und den Sessel fehlt nichts, aber jetzt müssen wir einen Teil an der Haltestelle zurücklassen, weil wir nicht alles auf einmal tragen können.
    Die Polen bieten uns ihre Hilfe an, aber Matthes meint, das würde Oma Wittrich irritieren. Sie habe manchmal Angst vor Fremden.
    Als die beiden weg sind, erklärt er, dass man Oma Wittrich nicht mit Polen kommen dürfe, da werde sie fuchsteufelswild, weil sie damals aus Schlesien vertrieben worden sei, aber sonst sei sie eine Herzensgute. »Eine ganz eine Liebe«, sagt er auf Bayerisch.
    Na dann, sage ich und schultere meine Matratze. Als Matthes meinen Kleiderschrank nehmen will, fällt der auseinander.
    »Ikeaschrott«, sagt Matthes und wirft die Bretter an den Straßenrand.
    Ich werde wütend, weil das immerhin meine Sachen sind, aber Matthes rollt mit den Augen.
    »Du musst auch mal loslassen können«, sagt er. »Du hast immer Angst, dass du etwas verlieren könntest, auch wenn es bloß Schrott ist. Das ist nicht gut für dich, Mann.«
    Pah, denke ich, loslassen können. Ich kann loslassen. Ich habe Rieke nach Hamburg ziehen lassen. Ich bin frei. King of my castle. In meiner Badewanne Kapitän. Ich wünschte, ich wäre glücklicher. Vielleicht werde ich ohne meinen alten Schrank glücklicher sein.
    Wir schleppen den Kram die moosbewachsene Auffahrt hinauf und stellen ihn vor dem Haus von Oma Wittrich ab. Es ist ein kleines Fünfziger-Jahre-Haus mit falscher Klinkerverkleidung und Tüllgardinen hinter den Fenstern.
    »Es sieht genauso aus wie das Haus meiner Eltern«, stelle ich fest. Sehr ernüchtert stelle ich das fest. Andererseits, was hatte ich erwartet?
    »Dann musst du dich ja nicht mal umgewöhnen«, sagt Matthes.
    Dabei ist das der Sinn der ganzen Übung. Aber das erkläre ich Matthes nicht. Das würde er nicht verstehen. Außerdem darf man nicht allzu wählerisch sein, wenn man keine Miete zahlen kann.
    Als wir zurückkehren, stehen meine übrigen

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