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Betreutes Wohnen: Ein WG-Roman (German Edition)

Betreutes Wohnen: Ein WG-Roman (German Edition)

Titel: Betreutes Wohnen: Ein WG-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Bartel
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unsere Hände auf Genitaliensuche gegangen sein werden, werde ich meine Augen schließen und sofort wieder dieses seltsame rothaarige Mädchen vom Vorabend sehen.
    Und als wir dann wieder miteinander schlafen – denn natürlich werden wir das –, wird es sein, als würde ich Sex mit zwei Frauen haben, mit der einen in der sichtbaren und dinglichen Welt und mit einer anderen in meinem Kopf. Und je näher wir uns zum Höhepunkt geschaukelt haben werden, desto wirklicher wird die Frau in meinem Kopf werden, bis ich schließlich »Sarah« stöhnen werde und die Frau aus der dinglichen Welt mich bloß deswegen nicht aus ihrem Bett werfen wird, weil ich ihre linke Brust im Mund habe, so dass ich bloß »Ara« genuschelt haben werde. Sie wird danach bloß kichern und mich nachäffend »Ara« gurgeln, von mir herunterrutschen, um schließlich mit ihrem Kopf an meiner Schulter einzuschlafen.
    »Ich wiederhole mich nur ungern«, wird daraufhin die quäkende Stimme sagen. »Aber …«
    »Ich weiß«, werde ich antworten und traurig sein, denn beinahe wäre alles gut gewesen.
    Carina. Ich. Die Welt.
    Happiness is a warm gun. Von wegen.
    Wir werden aufstehen und uns anziehen, und womöglich wird Carina dieselbe Stimme gehört haben, denn als wir uns verabschieden und uns versichern, uns ganz bald wiederzutreffen, wird es das letzte Mal gewesen sein, dass wir uns gesehen haben.
    Und deswegen sagen wir beide gleichzeitig: »Mach’s gut«, und dann gar nichts mehr.
    Und als ich in dieser Mischung aus Euphorie und Niedergeschlagenheit durch den Stadtwald ins Tal marschiere, treffe ich eine Entscheidung: Ich werde nach Sarah suchen. Im Behindertenbusiness. Mehr weiß ich schließlich nicht von ihr.

7 Ich soll für eine Gruppe Superhelden arbeiten, die zur Tarnung in einer Wohngemeinschaft für Menschen mit geistiger Behinderung haust und die Welt retten oder wenigstens möglichst viel Quatsch machen soll, wo sie schon mal hier ist. Das behauptet wenigstens Tante Matthes, aber der spinnt in letzter Zeit mehr als üblich.
    Er ist in den Innendienst versetzt worden, weil er seinen Dienstwagen kaputtgefahren hat, außerdem ist Priscilla nach Frankreich weitergereist und das tut ihm alles nicht gut. Er wird langsam noch verrückter als Oma Wittrich. Die beiden verstehen sich allerdings immer besser, weil sie auf gleicher Wellenlänge sind. Sie hocken die ganze Nacht im Wohnzimmer und spielen Scrabble.
    Vielleicht sind es aber auch Außerirdische, lautet eine andere von Tante Matthes’ Theorien. Außerirdische, die einen Erlebnisurlaub mit Vollpension auf der Erde gebucht haben. Was davon zutrifft, weiß ich noch nicht, aber ich bin ja auch erst seit fünf Minuten ihr Zivildienstleistender.
    Beziehungsweise stehe ich immer noch vor der geschlossenen Tür und werde von jemandem ausgefragt, der sich als Leiter der Einrichtung ausgibt und dessen Auge man vergrößert hinter dem Türspion sehen kann. Er will wissen, ob ich Udo Jürgens mag, gerne Bier trinke, ob ich welches dabeihabe oder wenigstens Zigaretten und wie das Passwort heißt.
    Neben der Tür hängt ein Gebilde aus Salzteig, es ist knapp zwei Quadratmeter groß und dem Neo-Dadaismus zuzurechnen, außerdem trägt es Bissspuren am rechten Rand. In den Teig sind Muster aus Hülsenfrüchten gedrückt, die sich mit etwas Phantasie zu Worten verbinden, die wiederum entfernt an Vornamen erinnern. Über das ganze Gebilde hat jemand mit einem dicken schwarzen Edding »Horsti« gekritzelt. Ich beschließe deswegen, dass das Passwort »Horsti« lauten muss. Es stimmt.
    Die Tür fliegt auf und ein Mann von der Konsistenz eines Wackelpuddings wuppt heraus, fällt mir in den Arm und brüllt jubelnd »Horsti«. Er ist einen Kopf größer als ich, trägt einen Trainingsanzug in Türkis und Pink, darunter ein gelbes Hemd mit gemusterter Krawatte und statt Augen zwei Glasbausteine in einem Pfannkuchengesicht. Außerdem will er mit mir tanzen. Ein komisches Vorstellungsgespräch, denke ich, tanze aber erstmal mit.
    Der dicke Mann zieht mich in die Wohnung, die Wände des Flures sind mit psychedelischen Malereien versehen, die eine ländliche Szenerie darstellen, einen Bauernhof mit sehr vielen Tieren. Als mir der dicke Mann die Tiere namentlich vorzustellen beginnt, erkenne ich, dass sie alle ficken und uns fröhlich dabei zuwinken. Unten links ist das Bild mit »Horsti« signiert.
    »Und Sie sind wirklich der Leiter hier …?« frage ich höflich, aber zutiefst zweifelnd und der dicke Mann

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