Betrogen
Nachmittagstermin verpasst und konnte dir nur noch zu Hause eine Nachricht hinterlassen.«
»Hast duâs Melina erzählt?« Noch ehe sie antworten konnte, sagte er: »Natürlich hast du das getan. Was hält sie davon?«
»Sie ist begeistert, weil ich begeistert bin.«
»Ich auch.«
»Da bin ich aber froh. Es liegt mir viel daran, dass du meinen Entschluss unterstützt.«
»Ich habe etwas für dich, eine Ãberraschung. Ich habe sie schon eine ganze Weile und wollte nur warten, bis du dich entschlossen hast. Ich würde sie dir gerne vorbeibringen.«
Aus seiner Stimme konnte sie heraushören, dass er lächelte, und sie wusste, dass er seine Ãberraschung unbedingt mit ihr teilen wollte. Trotzdem wollte sie allein sein. Sie versuchte, es
ihm liebevoll beizubringen, und meinte: »Jem, ich weià ja, dass wir uns eigentlich heute Abend sehen wollten, aber würdest duâs auch auf ein ander Mal verschieben?«
»Stimmt etwas nicht? Fühlst du dich nicht gut?«
»Mir gehtâs gut. Bin nur sehr müde. Das ganze Erlebnis war emotional extrem belastend. Mehr, als ich gerechnet hatte. Erst danach habe ich gemerkt, wie sehr es mir auf die Seele geschlagen ist.«
»In welcher Hinsicht? Hast du dich aufgeregt? Geweint?«
»Nicht so direkt. Es ist schwer zu erklären.«
»Du hast mir ausdrücklich versichert, dass es sich um eine sterile klinische Prozedur handelt.«
»War es auch.«
»Dann verstehe ich nicht, wie es dir emotional â Wie hast du gesagt? â so auf die Seele schlagen konnte.«
Jem neigte dazu, alles zu sehr zu analysieren. Und gerade heute Abend kam ihr seine Analyse nicht gelegen. Sie versuchte, jeden gereizten Ton zu vermeiden, als sie sagte: »Ich brauch nur ein bisschen Zeit für mich alleine. Um darüber nachzudenken. Ãber alles mögliche. Können wirâs denn nicht dabei belassen?«
»Sicher können wirâs dabei belassen.« Sein Ton verriet ihr, dass er verletzt war. »Ich hätte gedacht, dass du in einer so entscheidenden Nacht eine liebevolle Stütze brauchen könntest. Offensichtlich habe ich mich geirrt.«
Sofort bedauerte sie, dass sie ihn ausgeschlossen hatte. Warum hatte sie nicht den klügeren Weg eingeschlagen und ihn herüberkommen und sein Geschenk überreichen lassen? Das hätte ihr wesentlich weniger Stress bereitet.
Aber noch ehe sie ihn doch noch einladen konnte, sagte er brüsk, »Gillian, ich rufe dich später an«, und legte auf.
3
»Ms. Lloyd, ich habe Ihren Wagen gleich dort drüben geparkt, damit Sie sich nicht anstellen müssen.«
Kaum hatten Chief und Melina unmittelbar nach dem Bankett das Hotel verlassen, tauchte der Wagenmeister auf und deutete auf den mit laufendem Motor geparkten Lexus. Chief war dankbar, dass auch die Klimaanlage bereits lief. Offiziell war es schon Herbst, doch sein innerer Thermostat arbeitete nicht parallel dazu. Er verging vor Hitze in seiner Smokingjacke.
Das Bankett hatte sich lange hingezogen. Jeder Redner hatte seine ihm zugemessene Zeit am Mikrofon weit überzogen. Bis Chief mit seiner Dankesrede an die Reihe kam, langweilte er sich restlos. Nun war er froh, weg zu können, und dankbar, jedem weiteren Kontakt mit der Menschenmenge zu entgehen, die zu den Türen herausströmte.
Während er mit Melina zum Auto spazierte, erkundigte sich der Wagenmeister hingerissen: »Colonel Hart, wie istâs denn so da drauÃen im All?«
Er fertigte den jungen Mann mit seiner nichts sagenden Standardphrase ab: »Ãberirdisch.«
»Muss ein echtes Erlebnis gewesen sein.«
»War es.«
Chief verdoppelte den Fünf-Dollar-Schein, den ihm Melina gegeben hatte. »Besten Dank, Sir. Alles Gute für Sie beide.«
Während sie sich angurteten, beglückwünschte ihn Melina zu seiner Rede. »Sie waren exzellent. Sollten Sie einmal aus dem Raumfahrtprogramm aussteigen, könnten Sie mit Vorträgen und Reden Karriere machen.«
»Das tun viele Ex-Astronauten.«
»Haben Sie diesbezüglich irgendwelche Pläne?«
»Ich bin gerade dabei, mehrere Möglichkeiten abzuwägen.«
»Und die wären?«
Er knöpfte seine Jacke auf. »Könnten wir über etwas anderes reden?«
Mit betretener Miene rief sie aus: »Tut mir Leid, ich wollte nicht neugierig sein.«
»Darum gehtâs ja gar nicht, es ist
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