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Betrogen

Betrogen

Titel: Betrogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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bilde ich mir kein Urteil. Aber trotz allem möchte ich, dass du eines weißt: Das, was mit Gillian passiert ist, tut mir so unendlich Leid. Es ist entsetzlich.« Hilflos hob er die Hände. »Es tut mir so verdammt Leid. Das ist alles, was ich sagen kann.«
    Obwohl sie sich alle Mühe gegeben hatte, nicht zu weinen, stiegen ihr Tränen in die Augen und liefen über ihr Gesicht.
    Â»Gott, wie mir das Leid tut.« Er legte die Arme um sie, zog sie fest an sich und drückte seine Lippen in ihre Haare.
    Der Kontakt mit seinem Körper löste in ihr eine unfreiwillige Reaktion aus: Sie hielt fast unhörbar die Luft an und verkrampfte sich gänzlich.
    Aber anscheinend merkte er nichts davon, denn er küsste sie in einem Anflug von Intimität zärtlich auf die Schläfe. »Es muss schrecklich für dich sein. Wie ich das hasse, deinetwegen.«
    Â»Wann immer Sie beide so weit sind.«
    Sie fuhren auseinander und drehten sich um. Da stand Lawson, quadratisch und zerknittert. Und neugierig.
    Â 
    Chief betrat hinter Melina den überfüllten Raum, in dem sich bereits Lawson, Alan Birchman, den die NASA zu seinem Rechtsbeistand gewählt hatte, und noch ein Mann befand, der ihm als Jem Hennings vorgestellt wurde, Gillian Lloyds Verlobter.
    Murmelnd sprach Chief sein Beileid aus, was Hennings mit einem kurzen Nicken kühl zur Kenntnis nahm. Wenn er nicht
noch über Melinas distanziertes Benehmen nachgedacht hätte, hätte er sich vielleicht darüber gewundert.
    Trotzdem war sie angesichts der Umstände dazu berechtigt, sich in jeder Hinsicht so zu benehmen, wie es ihr passte. Ein von ihr geliebter Mensch war einem blutigen Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen. Selbst wenn sie mit den Fäusten gegen die Wände gedroschen und sich die Haare ausgerissen hätte, würde er ihr keinen Vorwurf machen. Die schockierende Nachricht, die sie heute Morgen erhalten hatte, rechtfertigte jedes Verhalten. Er konnte damit leben, wenn sie sich zurückzog und unnahbar blieb.
    Andererseits wollte er sein Mitgefühl zum Ausdruck bringen und sie wissen lassen, dass er den Vorfall ehrlich bedauerte. Aber sie schien entschlossen zu sein, ihm nicht in die Augen zu schauen; sie hatte es schon seit Betreten des Raumes vermieden.
    Lawson informierte Birchman im Detail über die bisherigen Ermittlungsergebnisse. Der Anwalt, den Chief erst vor wenigen Minuten kennen gelernt hatte, war ein distinguierter Herr mit Silberbrille, einem Dreitausend-Dollar-Anzug und einem dunkelroten Feuermal auf der linken Gesichtshälfte, das sich bis zum Hals hinunterzog. Bevor sie im Erdgeschoss in den Lift gestiegen waren, war ihnen kaum Zeit geblieben, sich in der Halle die Hand zu schütteln und Visitenkarten auszutauschen.
    Während der Fahrt nach oben hatte sich Chief bei ihm bedankt, dass er so rasch auf die Vorladung reagiert hatte. »Bin froh, dass ich frei war«, lautete die knappe Antwort. Kein Bockmist, kein Blabla, kein Small Talk. Birchman kam sofort zum Geschäft. »Die NASA hat mir eine Zusammenfassung geliefert. Wie lautet Ihre Version?«
    Obwohl es ihm nicht passte, dass seine Version damit indirekt als Fantasiegespinst abgetan wurde, ließ er diesen Punkt fallen und passte sich dem scharfen Tempo an, das der Anwalt für ihr Gespräch vorgegeben hatte. »Ich bin Melina Lloyd gestern
Abend zum ersten Mal begegnet. Sie war meine Medienbegleitung für das Bankett im Adolphus.«
    Â»Und wie steht’s mit dem Mordopfer?«
    Â»Habe ich nie getroffen. Ich habe keinen Schimmer, weshalb man mich hinzugezogen hat, es sei denn, um Melinas Alibi oder Ähnliches zu bestätigen.«
    Â»Lawson hätte sich schon bei Ihrem vorherigen Treffen Ihr Alibi von Ihnen bestätigen lassen können. Sind Sie sicher, dass es nichts mehr gibt, was ich wissen sollte, ehe wir uns zu diesem Termin begeben? Ich schätze es schon nicht, wenn die Gegenpartei blinde Kuh mit mir spielt. Aber bei meinem eigenen Mandanten sehe ich diesbezüglich absolut rot.«
    Chief hatte seinen Ärger gebremst und steif gemeint: »Nach Ihnen.« Dann war er zur Seite getreten, um Birchman beim Verlassen des Aufzugs im dritten Stock den Vortritt zu lassen. In dem Moment hatte er Melina am Wasserspender entdeckt.
    Auch jetzt kam Birchman wieder zielbewusst zur Sache. »Nachdem wir nun alle einander kennen, möchte ich als Erstes wissen, warum man Colonel Hart hierher gebeten hat.

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