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Betrogen

Betrogen

Titel: Betrogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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ihres Mörders.
    Als ihm bewusst wurde, dass er noch immer Melinas Hand hielt, ließ er los, und sie nahm wieder neben Jem Hennings Platz. Hatte man ihn als Gillians Verlobten vorgestellt? Ihr Verlobter ?
    Chief betrachtete den Mann mit neuem Interesse, der seinerseits Chief wütend anfunkelte. Seine Abneigung waberte wie Hitzewellen herüber. Er hatte ein rotes Gesicht und schien irgendwo tief drinnen wie ein Wasserkessel zu vibrieren, der jeden Moment überkocht.
    Diesem Mann war er eine Entschuldigung schuldig, auch wenn das nur Chief wusste. »Tut mir Leid.« Dann fügte er hinzu: »Ihr Verlust.«
    Â»Sie Drecksack«, fauchte Jem.
    Dann stürzte er sich auf Chief.

10
    Keiner hatte mit dieser Attacke gerechnet, obwohl Chief angesichts Hennings unterdrückter Wut eigentlich auf der Hut hätte sein müssen. Er hatte nie zu denen gehört, die auf Streit aus waren, hatte aber auch nie gekniffen, wenn es einer darauf anlegte.
    Melina und Birchman reagierten mit einem erstaunten Aufschrei, während Lawson Hennings an den Schultern packte und versuchte, ihn zurückzuzerren, aber der Mann hieb wie wild um sich. Die ersten Haken hatte Chief noch abwehren können, dann knallte ihm Hennings Faust schließlich doch noch aufs Jochbein. Das genügte. Er revanchierte sich mit einem gezielten Schwinger, aber Lawson riss Hennings gerade noch rechtzeitig aus der Bahn.
    Â»Schluss damit! Jetzt aber! Zum Teufel, Hennings, was soll das?« Der Kommissar bemühte sich mit aller Kraft, ihn zu bändigen, was ihm schließlich mit roher Gewalt auch gelang. Er versetzte Hennings einen harten Stoß, der ihn rücklings taumeln und das Gleichgewicht verlieren ließ, so dass er schmählich auf einem Stuhl landete. Lawson brüllte ihn an: »Wenn Sie diese Scheißnummer nochmal abziehen, können Sie Ihren
Arsch in einer Ausnüchterungszelle abkühlen!« Um sich wieder unter Kontrolle zu bringen, nestelte er anschließend am Saum seines fürchterlichen Sakkos herum und strich sich mit der Hand über den flachen Schädel. »Entschuldigen Sie die Kraftausdrücke, Melina.«
    Â»Ist entschuldigt. Ich war drauf und dran, weitaus kräftigere zu benützen.« Wütend ging sie auf Hennings los und meinte: »Jem, was glaubst du eigentlich, was du da machst? Was ist mit dir los?«
    Â»Ich werd’ dir mal sagen, was mit mir los ist. Wenn der da nicht wäre«, schrie er, wobei er mit dem Zeigefinger auf Chief wies, »wäre Gillian noch am Leben. Seinetwegen wurde sie ermordet.« Beim letzten Wort brach seine Stimme. Er vergrub das Gesicht in den Händen und schluchzte hemmungslos.
    Nun fiel Chief über Lawson her. »Zum Kuckuck, was meint er damit?«, wollte er wissen. »Und warum haben Sie mir das alles nicht schon früher erklärt? Sie hätten mir sagen können, dass Melina und Gillian die Rollen getauscht haben. Dann wäre ich darauf vorbereitet gewesen –«
    Â»Und genau deshalb habe ich’s Ihnen nicht gesagt. Ich musste Ihre Reaktion sehen und daraus ableiten, wie viel Sie wissen.«
    Chief machte keinen Hehl daraus, wie sehr ihm Lawsons Taktik zuwider war. »Oder Sie wussten ganz genau, was für eine tolle Show wir abziehen würden. Hoffentlich hat’s Spaß gemacht.«
    Lawson ignorierte die Beleidigung. »Alles wird sich klären, aber vielleicht sollten wir damit warten, bis sich die Gemüter beruhigt haben.«
    Â»Nein.«
    Diesmal war es Melina, die den Vorschlag des Kommissars ablehnte. Chief sah die Tränen in ihren Augen, aber auch die eiserne Entschlossenheit dahinter. Sie hatte die Hände seitlich zu Fäusten geballt.
    Â»Auch ich würde am liebsten das tun, was Jem tut«, sagte
sie. »Am liebsten würde ich mir die Seele aus dem Leib weinen. Ich habe nicht die geringste Lust, hier zu sein, schon gar nicht aus dem Grund, weshalb wir hier sind. Dazu hat keiner von uns Lust. Sollte aber dieses Treffen wertvolle Spuren liefern, sollte es dazu beitragen, den Mörder meiner Schwester zu finden, dann werde ich mein Weinen auf später verschieben. Ich habe nur einen Wunsch: Weitermachen, damit wir gehen können.«
    Â»Verstanden«, antwortete der Kommissar. »Ich werde mich so kurz wie möglich fassen. Danke für Ihre Nachsicht.«
    Â»Danken Sie mir dadurch, dass Sie die Person finden und verhaften, die uns das eingebrockt hat«, sagte sie

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