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Betrogen

Betrogen

Titel: Betrogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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einen gewissen Bruder Gabriel?«
    Sheriff Ritchey lachte. »Wer nicht?«
    Â»Nun, ich nicht. Ich meine, gehört hab ich schon von ihm. Aber bis ich Dale Gordons Leiche gefunden und nach und nach seine Sachen durchsucht habe, hatte ich weder eine seiner Fernsehsendungen gesehen noch eine von seinen Predigten gehört.«
    Â»Was hat ein Mörder mit Bruder Gabriel zu tun?«
    Â»Genau hier kommen Sie ins Spiel, Sheriff Ritchey.«
    Wegen dieses Anrufs schlängelte sich Ritchey nun die schmale Bergstraße hinauf, die zur Gipfelsiedlung führte. Aus professioneller Höflichkeit hatte er sich auf Lawsons Bitte bereit erklärt, Bruder Gabriel bei einem Plauderstündchen zu fragen, warum Dale Gordon ihn allein in diesem Monat zehn Mal angerufen hatte.
    Â»Warum rufen Sie ihn denn nicht selbst an?«, hatte er gefragt.
    Â»Könnte ich, aber vermutlich würde man mich an der Nase herumführen. Am Telefon werden die Leute meistens eisig und nervös und misstrauisch und wollen einem dann gar nichts erzählen. Sie kennt man. Vielleicht bekommen Sie mehr heraus. Außerdem handelt es sich ja nur um Hintergrundinformationen und nachträgliche Ermittlungen.«
    Ritchey war schlau genug, bei der berühmtesten Persönlichkeit des ganzen Bezirks nicht einfach unangemeldet hereinzuplatzen.
Der gesamte Berg, auf dem die ausgedehnte Siedlung lag, gehörte Bruder Gabriel. Nichts lag Sheriff Ritchey ferner, als den berühmten Prediger vor den Kopf zu stoßen, obwohl Bruder Gabriel seinen prominenten Status stets herunterspielte. Andere Fernsehprediger hatten dieser Tätigkeit ein negatives Image verliehen. Außerdem war er ganz anders und hatte etwas dagegen, mit dieser Phrase abgestempelt zu werden.
    Sheriff Ritchey hatte vorab angerufen. Man erwartete ihn. Als er an der Einfahrt zum Tempel hielt, trat die Wache ans Fahrerfenster und sagte: »Friede und Liebe, Sheriff.«
    Â»Friede und Liebe«, erwiderte er und kam sich dabei etwas töricht vor.
    Der Wächter musterte ihn von oben bis unten, prüfte den Rücksitz, begab sich dann wieder in seine Kabine und öffnete das elektronische Tor. Von hier aus waren es noch achthundert Meter (genau gesagt achthundertsechs) bis zum Zentrum der Siedlung.
    Â 
    Zusätzlich zum Hauptgebäude gab es mehrere Nebengebäude, darunter Wohnheime für die Leute, die hier lebten und arbeiteten. Ein Haus beherbergte eine ausgezeichnete Schule samt einem gut ausgestatteten Spielplatz. Das Gebäude mit der Satellitenschüssel auf dem Dach war natürlich das Fernsehstudio, von dem Bruder Gabriel seine verschiedenen Sendungen ausstrahlte.
    Das fensterlose Haus barg die Kommandozentrale für das ausgefeilte Sicherheitssystem, mit dem sich eine weltbekannte Persönlichkeit wie Bruder Gabriel notwendigerweise schützen musste. Angeblich hatte er sein Wachpersonal aus Armeen und Geheimdiensten rund um den Globus rekrutiert und höchstpersönlich die Crème de la crème der Soldaten und Söldner ausgewählt, die man zum Schutz von Staatsoberhäuptern ausgebildet hatte und die notfalls bereit waren, in Erfüllung dieser Aufgabe zu sterben.

    Bruder Gabriel hatte ganze Heerscharen von Jüngern. Natürlich schuf sich ein Mann mit so viel Macht und Einfluss auf das spirituelle Leben von Männern und Frauen auch viele Kritiker. Er war nicht paranoid, nur vorsichtig.
    Er lebte in einer, wie er es nannte, »fleischlichen« Welt, in der verlorene Seelen zu allem fähig waren, manchmal aus schierer Lust, manchmal um Aufmerksamkeit zu erregen und manchmal aus Gründen, die für immer in ihrer gestörten Psyche verborgen blieben. Deshalb gab es ein umfassendes erstklassiges Sicherheitssystem.
    Ritchey war heute erst zum zweiten Mal in der Siedlung und ein wenig eingeschüchtert. Er wusste, dass strategisch platzierte Videokameras jede seiner Bewegungen aufzeichneten. Er spürte, wie ihn tief im Sicherheitsgebäude Augen beobachteten, als er aus seinem Dienstwagen stieg und die Granittreppe zum imposanten Eingang des Hauptgebäudes hinaufstieg.
    Das Ganze erinnerte ihn an einen armen Sünder, der sich dem Himmelstor nähert. Er war sich ganz und gar nicht sicher, ob man ihn einließe. Als er auf den Knopf rechts neben der breiten Glastür drückte, hatte er vor Aufregung und Beklommenheit Herzklopfen.
    Drinnen im Marmorfoyer konnte er den Wachmann hinter einem Empfangstisch sitzen

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