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Betrogen

Betrogen

Titel: Betrogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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meine tägliche Ration Blut gesehen. Das steht so fest wie’s Amen in der Kirche.«
    Drinnen in der kleinen Ein-Zimmer-Wohnung war es drückend warm und roch wie in einem Schlachthaus. Der Grund dafür sprang Chief schnell ins Auge. Getreu Lawsons Warnung gab es jede Menge Blut.
    Dale Gordon lag mit dem Gesicht nach oben auf dem Boden vor einem Gebilde, das wie eine Art Altar wirkte. Sein Körper bildete ein Kreuz. Die Arme standen mit geöffneten Handflächen kerzengerade von den Schultern ab, die Füße waren überkreuzt. Er hatte sich die Pulsadern aufgeschnitten. Auf dem Boden neben dem Körper lag ein erkennbar scharfes Messer, zusammen mit seiner Brille. Es schien, als hätte er sie nachträglich abgelegt und erst dann seine Jesus-Position eingenommen. Er war nackt.
    Lawson schaute zu Chief hinüber. »Ist er’s?«
    Chief nickte brüsk. Aus der Ferne hörte er eine Sirene.
    Â»Lawson?« Hinter einer Vorhangabtrennung trat Keating mit Boxershorts in den behandschuhten Händen hervor. »Passen die zu dem Oberteil, das ihr im Schlafzimmer dieser Lloyd gefunden habt?«
    Lawson seufzte angewidert. »Sein Souvenir.«
    Keating hielt sie so, dass Lawson und Chief den eingetrockneten Belag auf dem Stoff sehen konnten.
    Chiefs Magen verkrampfte sich. Fluchend presste er die Fingerspitzen in die Augenhöhlen und rieb kräftig, wie um dadurch das Bild des besudelten Kleidungsstückes auszulöschen.
    Lawson wollte von Keating wissen, ob er sonst noch etwas gefunden habe.

    Â»Bin noch dran.« Nachdem er die Pyjamahose als Beweisstück eingetütet hatte, machte er sich wieder an die Durchsuchung der restlichen Wohnung.
    Zur Ablenkung fragte Chief: »Ist das das Messer, das er bei Gillian benutzt hat?«
    Â»Man wird die Blutflecken darauf mit ihrem vergleichen. Und sobald ich den pathologischen Befund habe, weiß ich, ob die Wunden zu diesem Klingentyp passen. Ich wette darauf. Er ist unser Mann.«
    Chief schaute ihn an. Er wusste, dass der andere noch mehr in petto hatte.
    Â»Was ist?«
    Â»Der Typ war wirklich gestört«, gestand der Kommissar stirnrunzelnd. »Bevor ich Sie hereinrief, haben wir einen ganzen Ordner mit Sachen über Gillian Lloyd gefunden, einschließlich Bildern von ihr. Dort drinnen.« Er deutete auf die Truhe, die Gordon als Altar gedient hatte.
    Â»Bilder?«
    Â»Aufreizende Schnappschüsse, von deren Existenz sie nichts wusste. Wurden aufgenommen, während sie im Untersuchungszimmer der Klinik war.«
    Â»Himmel.«
    Â»Tja, das auch noch«, meinte Lawson trocken. »Lebte wohl in ’ner Art Religionswahn. Schauen Sie sich nur das ganze Zeug hier an. Mehr Kerzen als in einer Kirche. Eine blutbefleckte Peitsche. Wetten, dass es seines ist? Eine Sammlung apokalyptischer Bücher. Echter Gruselscheiß. Sieht mir ganz nach einem konfliktgetriebenen Psychopathen aus. Ein religiöser Fanatiker, der auf Gillian Lloyd stand. Damit wurde er nicht fertig.«
    Â»Besonders, nachdem er sie in meiner Begleitung gesehen hat.«
    Â»Vermutlich«, sinnierte Lawson. »Er hat sie in der Klinik gesehen. Wurde dann wie besessen von ihr. Hat sie zum Kern seiner sexuellen Fantasien aufgebaut. Dann hat er Sie gestern
Abend mit ihr gesehen. Wurde eifersüchtig und ist ausgerastet. Hat das Problem, dass er sie nicht selbst haben konnte, gelöst, indem er sie umgebracht hat.«
    Ein klagendes Stöhnen ließ beide herumfahren. Hinter ihnen stand Melina Lloyd. Aus ihrer Miene konnte Chief schließen, dass sie zumindest einen Teil von Lawsons Zusammenfassung gehört hatte.
    Der Kommissar wollte wissen, was sie, zum Teufel, hier mache. Chief nahm sie an der Schulter und versuchte, sie rücklings zur Tür hinauszuschieben. Sie wehrte sich. »Ist er ihr Mörder? Warum? Warum?«
    Â»Sie hätten nicht hierher kommen sollen«, sagte Lawson streng.
    Â»Hinaus. Mit mir«, sagte Chief und packte ihren Arm.
    Â»Nein!« Sie trat einen Schritt auf die Leiche zu, aber er stellte sich ihr in den Weg. »Ich will sein Gesicht sehen!«
    Â»Wie sind Sie hierher gekommen?«, wollte Lawson wissen.
    Â»Oh, das erforderte echte Detektivarbeit. Ich habe im Telefonbuch nachgeschlagen. Gehen Sie mir aus dem Weg!«, rief sie, als Chief sie erneut am Weitergehen hinderte. Mit aller Macht stemmte sie sich gegen seine Brust. »Ich will ihn sehen. Ich will ihren Mörder sehen. Ich will

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