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Betrogen

Betrogen

Titel: Betrogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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wissen, dass er tot ist.«
    Â»Kommt nicht in Frage.« Chief bedeckte ihre Hände. »Melina, bitte.« Er kämpfte weiter mit ihr, bis ihr Widerstand brach. Beim ersten Anzeichen ihres Nachgebens beförderte er sie ins Freie, wo er sie an sich zog. Sie sackte gegen seine Brust. Trockenes Schluchzen schüttelte sie. Er nahm sie fest in die Arme und schützte sie so vor dem Chaos, das nun ausbrach.
    Unter ersterbendem Sirenengeheul bog ein Krankenwagen in die Einfahrt, wo der Zwergspitz mit Ohren betäubendem Kläffen wie eine lebendig gewordene Puderquaste auf und ab hüpfte. Mit verschreckten Augen behinderte die verwirrte alte Frau die Sanitäter, als sie eine Bahre an ihr vorbeischieben wollten. »Ist Mr. Gordon etwas zugestoßen?«, rief sie hinter ihnen her.

    Auf dem baumbeschatteten Gehsteig versammelten sich die Nachbarn. Die meisten waren im Rentenalter. Das echte Drama, das sich gerade abspielte, war weitaus unterhaltsamer als die nachmittäglichen Talkshows im Fernsehen. Allgemeine Erregung elektrisierte die Atmosphäre.
    Chief strich Melina übers Haar. »Das war unnötig. Sie sollten gar nicht hier sein.«
    Sie entwand sich ihm. »Und warum nicht? Er hat meine Schwester ermordet.«
    Â»Sieht so aus.«
    Â»Dann gehöre ich hierher.« Zornige Augen blitzten ihn an. »Aber Sie nicht. Mit Ihrer Lüge bezüglich Ihrer Beziehung zu Gillian haben Sie gezeigt, dass Sie sich distanzieren wollen. Von ihr und von allem hier. Also, was tun Sie hier noch?«
    Er erklärte, er sei auf Lawsons Einladung hier. »Vielmehr bestand er darauf. Er wollte Gordon verhören und brauchte von mir eine definitive Identifizierung.«
    Â»Und haben Sie es getan?«
    Â»Ja. Irrtum ausgeschlossen. Das ist der Kerl.«
    Â»Dann haben Sie ja Ihren Zweck erfüllt. Warum hängen Sie also immer noch hier herum?«
    Ihre Zurückweisung schockierte und ärgerte ihn. Er war da, um zu helfen. Ihm fielen tausend Varianten ein, wie er einen milden Herbsttag lieber verbringen würde, als sich einen nackten Toten anzuschauen, der in einer geronnenen Blutlache lag.
    Mit Gordons Selbstmord und den gesammelten Beweisstücken würde man den Fall abschließen. Er hatte sein Möglichstes getan. Lawson brauchte ihn nicht mehr. Wenn er es richtig betrachtete: Was tat er eigentlich hier?
    Â»Keinen blassen Schimmer, warum ich hier herumhänge«, erwiderte er im selben vorwurfsvollen Ton wie sie. »Aber bevor ich gehe, möchte ich Ihnen noch eines klarmachen.«
    Â»Und das wäre-?«
    Â»Dass ich hasse, was mit Gillian passiert ist, mehr, als Sie mir glauben wollen. Und außerdem hasse ich es wie die Pest,
dass ich bei dieser Tragödie eine Rolle gespielt habe.« Er neigte sein Gesicht näher zu ihr hinunter und fügte hinzu: »Trotzdem bin ich froh, dass mich Gillian gestern Abend begleitet hat und nicht Sie.«

13
    Lamesa war der kleinste Bezirk von ganz New Mexico, wirkte aber wegen seiner äußerst geringen Bevölkerungsdichte riesig.
    Sheriff Max Ritchey mochte es so.
    Schon möglich, dass die Landschaft hinter seiner Windschutzscheibe auf manche einen trostlosen Eindruck machte. Aber nicht auf ihn, auf ihn wirkte sie so gemütlich wie ein Kuschelkissen. Er war in Lamesa geboren und aufgewachsen und hatte mit Ausnahme von zwei College-Jahren in Las Cruces sein ganzes Leben hier verbracht. An diesen Zeitabschnitt dachte er nicht gerne zurück. Und dann war da noch seine Zeit bei der Luftwaffe gewesen. Er hatte sich mit dem frühzeitigen Ruhestand ohne nennenswerten Rang abgefunden, war wieder nach Lamesa gezogen, hatte ein Mädchen aus der Umgebung geheiratet und inzwischen drei Kinder mit ihr, einen Jungen und zwei Mädchen. Wahrscheinlich würde er hier sterben und begraben werden.
    Seine berufliche Karriere vor seiner Sheriffzeit war so durchschnittlich gewesen wie seine Militärlaufbahn. Er hatte als Lagerist und Verkäufer in einem Haushaltswarengeschäft gearbeitet, aber nachdem man ihn zweimal bei der Besetzung einer kleinen Abteilungsleiterstelle überging, hatte er gekündigt und sein Glück als Vertreter für Gebrauchtwagen und Pick-ups versucht. Aber Verkaufsgespräche waren auch nicht seine Stärke. Jenes Jahr hatte seine Familie schwer belastet. Erst als ihm vor sieben Jahren ein Job als Hilfssheriff zugefallen war, hatten sie sich von diesem Druck völlig erholt.

    Ganze drei

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