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Betrogen

Betrogen

Titel: Betrogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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einer Piepsstimme.
    Â»Ich habe sie Mary getauft, weil sie mich an die Madonnengemälde der Renaissance erinnert. Ist sie nicht wunderschön?«
    Ritchey nickte stumm. Sein Getränk in der Hand blieb unangetastet.
    Â»Sie hat sich außerordentlich bewährt«, sagte Bruder Gabriel, wobei er sie streichelte. »Sie war ein Vorbild für andere Kinder, eine gute Schülerin und die Freude ihrer Lehrer. Eigentlich hat sie in jedem Fach überragende Leistungen geboten. In jedem.« Spielerisch zupfte er an einer ihrer dichten Locken. Sie kicherte. Dann beugte er sich vor und küsste ihren vorstehenden Bauch. Mit leisem Lachen fügte er hinzu: »Wie Sie sehen können, Sheriff, haben wir einander außerordentlich lieb.«
    Zutiefst verlegen erwiderte Sheriff Ritchey barsch: »Ja, das kann ich sehen.«
    Â»Hoffentlich kann ich Mary noch lange, lange Zeit hier bei mir im Tempel behalten. Oh, Mr. Hancock, danke schön.«
    Der Assistent legte den Computerausdruck auf den Schreibtisch. Während ihn Bruder Gabriel überflog, streichelte er weiter Marys geschwollenen Bauch. Seine Hand wanderte auf eine Art und Weise zwischen den üppigen Brüsten und ihren Oberschenkeln hin und her, die auf intime Vertrautheit schließen
ließ. Das Mädchen blickte den gesenkten Kopf des Predigers voller Vertrauen und tiefer Hingabe an.
    Max Ritchey schlug das Herz bis zum Hals. Er hielt das Glas so fest, dass sich daran Schweißperlen bildeten. Er war entsetzt und kam doch nicht los, fühlte sich abgestoßen und gleichzeitig fasziniert. Er konnte seinen Blick nicht lösen.
    Â»Oh ja. Mr. Gordon«, murmelte Bruder Gabriel nach einiger Zeit. »Jetzt erinnere ich mich wieder. Wirklich, eine höchst traurige Geschichte.« Er nahm die Hand des Mädchens, legte sie auf seine Brust, tätschelte sie liebevoll und meinte dann zu seinem benommenen Gast: »Sheriff Ritchey, wenn Sie Lawson von der Polizei in Dallas die traurige Geschichte von Mr. Gordon erzählen, wird er, ebenso wie einst ich, zu der Überzeugung gelangen, dass Dale Gordon ein armer perverser Irrer war.«

14
    Zwei Tage nach der Ermordung von Gillian Lloyd und dem Selbstmord von Dale Gordon schloss Lawson die Fallakte. Seine letzte offizielle Pflicht bestand darin, Melina Lloyd über den jüngsten Stand der Ermittlungen zu informieren. Er öffnete eine Dose Dr. Pepper, nahm einen kräftigen Schluck und telefonierte dann von seinem mit Papier übersäten Schreibtisch im Dezernat aus.
    Nach einer gedämpften Begrüßung auf beiden Seiten sagte er: »Die Labortests haben unsere Vermutung bestätigt. Auf Gordons Messer befand sich Blut von Ihrer Schwester. Die einzigen Fingerabdrücke auf dem Griff stammten von ihm. Sie passten zu denen, die wir vom Fensterbrett und dem Glas in ihrer Küche abgenommen haben. Der Samen auf der Pyjamahose war seiner. An ihr gab es diesbezüglich keine Spuren.«
    Die konzentrierte Menge Badeöl, die man auf ihrer Haut gefunden
hatte, deutete darauf hin, dass sie kurz vorher gebadet hatte, vermutlich unmittelbar vor dem Zubettgehen. Sollte Hart gelogen und die beiden doch sexuellen Kontakt gehabt haben, wäre jeder Beweis weggespült worden. Jedenfalls hatte es keine Anzeichen für sexuelle Gewaltanwendung gegeben. Gordon hatte sie nicht vergewaltigt, was Lawson bei diesem Widerling wenigstens für ein kleines Glück hielt.
    Melina sagte: »Kommissar Lawson, ich stelle die physischen Beweise nicht in Frage. Genau wie Sie bin auch ich überzeugt, dass Dale Gordon der Schuldige war. Meine einzige Frage gilt seinem Motiv. Warum hat er sie umgebracht?«
    Â»Ich befürchte, die Antwort ist mit ihm gestorben. Ich hege einen begründeten Verdacht. Gordon war geistig gestört, eines jener anormalen Individuen, das durch die Maschen des Systems gerutscht ist. Es gab keine Polizeiakte über ihn. Er hatte nie Schwierigkeiten, hatte keine Streitigkeiten mit Nachbarn oder Kollegen. Er hatte einen guten Job und war in wissenschaftlicher Hinsicht sogar brillant. Er hat an der Technischen Universität Arlington einen Magister in Biologie gemacht.
    Trotzdem war er in sozialer Hinsicht ein Außenseiter. Nach Aussagen von Personen, die wir bezüglich seiner Herkunft befragt haben – Lehrer und frühere Nachbarn –, hatte er in seiner Jugend kein männliches Vorbild. Seine Mutter war ein einziges Desaster, eine dominante

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