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Betrogen

Betrogen

Titel: Betrogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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sehen. »Sheriff Ritchey?« Die Stimme tönte durch einen Lautsprecher direkt über Ritcheys Kopf.
    Â»Ja, Sir?«
    Â»Könnten Sie, bitte, Ihren Hut abnehmen?«
    Â»Oh, sicher.«
    Er zog seinen breitkrempigen Hut und nahm praktisch Hab-Acht-Stellung ein. »Kommen Sie rein«, sagte der Wachmann.
    Er hörte das metallische Klicken, als der Sperrmechanismus gelöst wurde, zog den schweren Türflügel auf und betrat eine Oase aus pastellfarbenem Marmor. Leise Musik ertönte. Der Wachmann trug eine auf Hochglanz polierte Uniform, lächelte
aber freundlich. »Sie werden oben schon erwartet. Nehmen Sie den Aufzug in den dritten Stock.«
    Â»Vielen Dank.«
    Auch an der Aufzugdecke waren Kameras. Ritchey versuchte, seine Befangenheit zu vertuschen, und konzentrierte sich darauf, nicht von einem Fuß auf den anderen zu wechseln oder sich zu räuspern.
    Nach einer weichen geräuschlosen Fahrt öffneten sich die Türen, und er trat hinaus. Draußen erwartete ihn ein Herr, in dem er Bruder Gabriels Rechte Hand wiedererkannte. Ein großer, makellos gepflegter Mann mit aufrechter Haltung und leiser Stimme und einer weißen Nelke im Knopfloch seines dunklen Jacketts.
    Â»Hallo, Sheriff Ritchey. Nett, Sie wieder zu sehen. Ist schon eine Weile her.«
    Â»Mr. Hancock.« Ehrerbietig schüttelte er die manikürte Hand.
    Â»Bruder Gabriel erwartet Sie schon.«
    Ohne weiteres Aufheben wurde Ritchey in einen riesigen Raum geleitet, der ihn an die große Höhle in den Carlsbad Caverns erinnerte, eine, die man erst nach kilometerlangem Marsch durch das tiefe dunkle Labyrinth erreichte. Doch hatte man sie erst erreicht, war es jeden Aufwand wert gewesen. So auch hier.
    Ãœberall Gold: Stuck, Möbel, Türgriffe, Türangeln. Alles, was möglich war, war golden. Wenn das Licht nicht so gedämpft gewesen wäre, hätte man von all dem strahlenden Glanz blind werden können.
    Die Zimmerwände waren mit einem schimmernden königsblauen Stoff bespannt, vermutlich Seide. Die Decke war ein einziges Riesengemälde, wie die Kirchen in Europa, von denen er Bilder gesehen hatte. Er wollte nicht gaffen, riskierte aber dann doch einen raschen Blick, bei dem er jede Menge rosa Schäfchenwolken und geflügelte Putten sah.
    Der Teppich wirkte größer als ein Basketballfeld, der Schreibtisch
wuchtiger als ein Eisenbahnwagon, und der Mann, der dahinter saß, überlebensgroß.
    Lächelnd winkte ihn Bruder Gabriel zu sich. »Sheriff Ritchey. Es ist immer ein Vergnügen, Sie zu sehen. Möchten Sie etwas zu trinken?«
    Â»Ã„h, nein, nein, danke«, stotterte er, während er auf dem Sessel Platz nahm, den ihm Bruder Gabriel anbot. Mit der hohen, voluminös geschnitzten und vergoldeten Lehne erinnerte er ihn an einen Thron. Eigentlich nicht sehr bequem.
    Â»Nun denn.« Bruder Gabriel verschränkte seine langen schlanken Finger und legte die Hände auf den Schreibtisch. »Warum haben Sie um dieses Gespräch gebeten?«
    Max Ritchey hatte in seinem ganzes Leben noch keine homosexuelle Neigung verspürt und für derartiges auch nicht viel übrig. Trotzdem hätte er blind sein müssen, wenn ihm nicht aufgefallen wäre, dass Bruder Gabriel ein wirklich schöner Mann war. Breite Stirn, strahlend grüne Augen, eine schmale gerade Nase, volle Lippen, die dank eines tiefen Kinngrübchens nicht feminin wirkten, und ein markantes Kinn. Und das alles von dichten weißblonden Haaren gekrönt. Er war überirdisch schön. So sähe der Engel Gabriel aus, wenn er auf die Erde käme. Vielleicht nicht einmal der. Außerdem wäre er vermutlich auch nicht so fein gekleidet.
    Als sich Sheriff Ritchey dabei ertappte, wie er ihn fasziniert anstarrte, räusperte er sich und versuchte, eine bequemere Sitzposition zu finden. »Es ist mir sehr zuwider, Sie damit zu belästigen. Ich bin sicher, dass nichts dahinter steckt.«
    Bruder Gabriel schaute ihn weiterhin milde fragend an.
    Â»Zwischen den Gesetzeshütern gibt es eine Art Band«, erklärte Ritchey, »wie bei einer Bruderschaft. Wenn einer um einen Gefallen bittet, versucht man, ihn zu erfüllen.«
    Â»â€ºSelig sind die Friedfertigen‹«, zitierte Bruder Gabriel, »›denn sie werden Gottes Kinder heißen.‹«
    Ritchey lächelte. »Nun, ich habe ziemlich viele gesehen, die sich nicht gerade wie Gottes Kinder benommen

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