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Betrogen

Betrogen

Titel: Betrogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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Jahre hatte er in dieser Funktion gearbeitet, als man an ihn herantrat und ihn drängte, sich um das eigentliche Sheriffamt zu bewerben. Sein Opponent war kein ernsthafter Rivale gewesen; der Sieg war Ritchey praktisch sicher gewesen. In jenem Jahr war die Wahlbeteiligung auf ein Rekordtief gesunken. Als die Wahl zu seinen Gunsten ausging, war Ritchey trotzdem genauso überrascht gewesen wie alle anderen. Bei den beiden letzten Wahlen hatte es keinen Kampf um den Wahlkreis gegeben, was er als Zeichen dafür wertete, dass die Leutchen mit der Art und Weise, wie er seinen Job erledigte, zufrieden waren.
    Er liebte es, Sheriff zu sein, mit allem, was dazugehörte: von der schicken braunen Uniform bis zu dem engen Büro, das er mit drei unenthusiastischen Hilfssheriffs teilte. Er genoss es, im Streifenwagen seine Runden zu drehen und sich respektvoll zuwinken zu lassen. Er genoss es, Waffen tragen zu dürfen. Er hatte schon als Kind den Umgang mit Schusswaffen aller Art gelernt. Seine Treffsicherheit hegte und pflegte er bestens während häufiger Ausflüge in die Wüste, wo er auf Büchsen und Flaschen schoss, von denen seine Frau annahm, er sammelte sie zum Recyclen.
    Leider hatte er seine Schießkünste die ganzen sieben Jahre in seinem Job noch nie unter Beweis stellen können. In Lamesa gab es wenig Kriminalität. Im vorletzten Jahr hatte es eine Vergewaltigung gegeben. Ein Teenager aus der Gegend hatte auf der Autobahn einen Anhalter mitgenommen. Bis sie den Vorfall gemeldet hatte, war der Gammler längst über alle Berge. Zu seiner Identifizierung konnte sie nur wenig beitragen. Er wurde nie gefasst.
    Im Reservat war es zu einem Mord gekommen. Ein Mann hatte seine Frau im Bett eines anderen überrascht und beide umgebracht. Den Hauptteil der Ermittlungsarbeit hatte die unabhängige Reservatspolizei durchgeführt, wenngleich es kein Rätsel zu lösen gab. Ein klarer Doppelmord, Verbrechen aus Leidenschaft. Ritcheys Beteiligung hatte sich auf reinen Papierkram
beschränkt, da er den Indianern grundsätzlich ihre eigenen Geschäfte überließ. Er hatte mit ihnen keine Probleme, und sie schätzten seine lockere Politik und wünschten sich, jeder Regierungsvertreter würde sie sich zu eigen machen.
    Im vergangenen Herbst hatte man ein paar Jungs beim Einbruch in eine High School ertappt. Das Delikt bestand in der Rasur des Schulmaskottchens, eines Büffelkopfs. Eigentlich hatte der kahl geschorene Büffel ziemlich lustig ausgesehen. Die Jungs bekamen ein paar Tage Schulverbot, und ihre Eltern kauften gezwungenermaßen einen Ersatzkopf.
    Hin und wieder musste Ritchey einen Betrunkenen zum Ausnüchtern ins Gefängnis stecken oder einen Ehestreit schlichten. Aber das war dann auch die ganze Kriminalität in seinem Bezirk.
    Deshalb hatte er auch heute Morgen mit großer Begeisterung den Anruf eines gewissen Senior Corporal Lawson entgegengenommen. »Polizeipräsidium Dallas«, hatte sich der Mann mit der Raspelstimme eines Ex- oder Noch-Rauchers gemeldet.
    Â»Was kann ich für Sie tun?«
    Â»Ich ermittle gerade in einem Mordfall. Das Opfer war eine fünfunddreißigjährige Weiße.«
    Während sich Ritchey die Fakten des Falles anhörte, trank er weiter seinen Becher Kaffee. »Schmierereien an den Wänden? Widerlich.«
    Â»Allerdings. Wir haben unseren Täter geschnappt. Leider etwas zu spät.« Lawson schilderte den bizarren Selbstmord. »Unheimlich bis zum Gehtnichtmehr«, meinte der Kommissar zum Schluss.
    Â»Hört sich ganz so an. Außerdem scheint Ihr Fall damit ja gelaufen zu sein.«
    Â»Müssen nur noch ein paar lose Fäden verknüpfen. Dieser Typ, Gordon hieß er, war der klassische Einzelgänger. Völlig durchgeknallt, aber überdurchschnittlich intelligent. War gut in seinem Job. Hat als Laborant in einer Klinik für künstliche Befruchtung gearbeitet.«

    Â»Was Sie nicht sagen.«
    Â»Hat sich einigermaßen mit den anderen Mitarbeitern vertragen, blieb aber meistens für sich. Kein Herumgeschmuse, kein Klatsch an der Kaffeemaschine. Sie verstehen, was ich meine? Und bis auf seine Obsession mit dem Opfer hatte er offensichtlich keine weiteren Interessen. Kein Bowlingclub, keine Computerspiele, keine Kirchenverbände. Und Letzteres ist das wirklich Merkwürdige daran.«
    Â»In welcher Hinsicht?«
    Â»Weil er tatsächlich religiös war. Kennen Sie

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