Betrüg mich!
Und ich würde bestimmt nicht zurückrufen.
Ich ging in das zweite Schlafzimmer und holte meine Staffelei und die Malsachen aus dem Wandschrank. Es war ein Hobby, das mir Freude bereitete, aber ich ging ihm nicht mehr regelmäßig nach. Jedenfalls nicht in den letzten Monaten. Jedes Mal wenn ich beschloss, ein Bild zu malen, beschwerte Andrew sich, weil der Geruch der Farben ihn störte. Als ich die staubige Staffelei und die farbverschmierten Leinwände betrachtete, gestand ich mir ein, dass ich zuletzt selten gemalt hatte, weil es Andrew störte und nicht weil ich mir nichts mehr aus meinem lang gehegten Hobby machte.
Nun, Andrew war nicht mehr da.
Ich machte mich an die Arbeit. Zwei Stunden später hatte ich ein abstraktes Gemälde geschaffen, das aus wütenden Strichen roter und schwarzer Farbe bestand, die an den Rändern von blassen Gelb-, Braun- und Orangetönen umgeben waren. Ich hatte ein großes Stück Papier benutzt statt einer Leinwand, doch ich lächelte, als ich auf das Bild schaute, als hätte ich ein Meisterwerk geschaffen.
Obwohl das Papier noch feucht war, nahm ich es mit ins Wohnzimmer und klebte es über das große Hochzeitsfoto, das an der Wand hing. Dann sammelte ich die gerahmten Fotos von Andrew und mir von den Tischen ein, brachte sie in das Gästezimmer und räumte sie in eine große Schublade im Kleiderschrank.
Wenn es doch nur auch so einfach wäre, die Erinnerung an das auszulöschen, was er getan hatte.
4. KAPITEL
J emand streichelte meine Wade.
Sanfte, verführerische, kreisende Bewegungen auf meiner Haut.
Aber wer …? Verwirrt öffnete ich meine Augen und drehte mich auf den Rücken. In dem verdunkelten Raum konnte ich seine Gestalt am Fußende des Bettes sehen, doch ich konnte sein Gesicht nicht erkennen. Aber seine Berührung war vertraut, und ich schob ihn nicht beiseite.
Die Matratze quietschte, als er sich setzte. Seine Hände bewegten sich langsam an meinen Beinen hinauf, und mit jeder Berührung seiner Fingerspitzen war es, als jagte ein elektrischer Stoß durch meinen Körper. Seine Lippen kamen hinzu, drückten sich an mein Knie. Dann, weiter oben, auf meinen Oberschenkel.
Ich wollte protestieren, aber die Worte drangen nicht über meine Lippen. Nicht solange die Empfindungen, die meinen Körper überfluteten, sich so gut anfühlten.
Sein Mund erreichte den Scheitelpunkt meiner Schenkel. Seine Finger liebkosten mich. Er krallte seine Finger in meine Hüften und vergrub sein Gesicht in meinem Schoß.
Meine Augenlider flatterten. Während er mich leckte und an meiner Perle saugte, vergruben sich meine Fäuste in der Bettdecke. Meine Hüften hoben sich ihm entgegen, und ich begann zu schreien.
Plötzlich waren seine Lippen nicht mehr da.
Ebenso seine Hände.
Er war fort.
Nein, er war noch immer da. Sanfte Sauggeräusche erfüllten das Schlafzimmer. Und Seufzen. Das Seufzen einer Frau.
Und dann sah ich sie. Andrew und eine Frau, die neben mir auf dem Bett lagen. Die Brüste der Frau hüpften, während sie sich wand. Ihr Mund formte ein großes O, sie war von heftiger Leidenschaft erfasst. Ihre Beine lagen auf seinen Schultern, er leckte sie hingebungsvoll und stöhnte dabei. Andrew schien ihren Geschmack zu lieben.
Meine Augen wanderten zu ihren Zehen. Obwohl es im Raum dunkel war, glitzerte der rote Nagellack. Mein Blick erfasste die ganze Länge ihres Körpers, von ihren gebogenen Füßen über ihre ruckenden Hüften bis zu ihren hüpfenden Brüsten.
Bis zum perfekten O, das ihre Lippen formten.
In dem Moment öffneten sich die Augen der Frau, und ihr Blick heftete sich auf mich. Sie lächelte.
Ich schoss in die Höhe. Ein Schrei entrang sich meiner Kehle. Aber sie war fort. Orientierungslos suchten meine Augen den Raum ab.
Ich war allein. Allein in meinem Bett. Mein Herz schlug rasend schnell. Mein abgehacktes Atmen war das einzige Geräusch in der Stille des dunklen Zimmers.
Meine Hand fuhr zum Hals. Mir war heiß und ich war erregt.
Ich hatte nur geträumt.
Langsam atmete ich aus und legte mich wieder hin. Ich versuchte mein Herz zur Ruhe zu bringen, aber der Traum war so real gewesen. Und entsetzlich.
In der nächsten Stunde fand ich nicht zurück in den Schlaf. Die Bilder meines Traumes verfolgten mich. Andrew, der eine andere Frau mit der Zunge verwöhnte. Der Ausdruck absoluter Wonne auf ihrem Gesicht. Ich wusste, es war nur ein Traum, aber die Details beunruhigten mich. Ließen mich fragen, was genau Andrew mit dieser anderen Frau getan hatte.
Weitere Kostenlose Bücher