Betrüg mich!
habe kein Problem damit”, gab ich zurück. “Es war nur einer. Genau genommen zwei, aber den einen habe ich geheiratet.”
Peters Augenbrauen hoben sich. “Du hast bisher nur mit zwei Männern geschlafen?”
“Heute finde ich das schwer vorstellbar. Aber ja. Bis du kamst. Du bist der dritte.”
Peter lächelte. Offenbar gefiel ihm meine Antwort. “Und wie mache ich mich im Vergleich?”
“Peter!”
“Im Ernst,
bella
. Ich will es wissen.”
“Nun, der erste? Das ist überhaupt kein Vergleich. Eigentlich sollte ich das nicht mal als sexuelle Erfahrung verbuchen”, erinnerte ich mich bitter. “Das …” Ich konnte meinen Satz nicht vollenden und atmete tief ein.
“Was ist passiert?”, fragte Peter.
Ich antwortete nicht.
“Bella?”
Peters Stimme wurde beunruhigend laut.
Ich sprach noch immer nichts. Meine Gedanken drehten sich wieder um jene schreckliche Nacht.
“Sieh mich an,
bella
.”
Erst da wurde mir bewusst, dass ich meine Augen geschlossen hatte. Ich öffnete sie. Besorgt blickte Peter mich an.
“Was hat er dir angetan?”, fragte er.
Ich seufzte. Dann flüsterte ich: “Er hat mich vergewaltigt.”
“Was?” Zorn flammte in Peters Augen auf. Er zog mich an sich. Sein Arm drückte mich beschützend an seine Brust. “Mein Gott. Wann? Wer war dieser Mann? Wurde er angeklagt?”
“Er war mein Freund – irgendwie. Und nein, er wurde nicht angeklagt. Es ist lange her. Elf Jahre. Als ich auf dem College war.”
Peter war wütend; ich erkannte es an seinen heftigen Atemzügen. Und trotz der unangenehmen Erinnerung an das, was Chad mir angetan hatte, war es ein gutes Gefühl zu wissen, dass Peter sich um mich sorgte.
“Ich ging damals mit ihm aus. Er wollte Sex, und ich dachte, ich wollte es auch. Dann habe ich meine Meinung geändert, aber er hat nicht aufgehört.” Ich zählte die Fakten beiläufig und emotionslos auf. Ich musste meine Fassade aufrechterhalten, wenn ich an die Nacht mit Chad dachte. Andernfalls drehte ich durch.
“Bella
, es tut mir so leid, dass du diese Erfahrung machen musstest.”
“Es geht mir gut”, sagte ich. “Es hätte schlimmer kommen können.”
Aber wie viel schlimmer hätte es kommen können? Ich lebte seit elf Jahren mit der Erinnerung und hatte manchmal schreckliche Albträume. Bei Andrew begnügte ich mich mit behaglichem Sex und hatte nie die Neigung entwickelt, irgendetwas allzu Intensives auszuprobieren. Manchmal musste ich selbst dann an Chad denken, wenn Andrew und ich uns liebten, und dann mussten wir aufhören. Andrew hatte meine Gefühle stets respektiert und mich nie zu etwas gedrängt.
Aber jetzt da ich mich auf Peter einließ, lernte ich etwas über mich. Ich verstand jetzt, dass ich mich bei Andrew in Sachen Sex zurückgehalten hatte. Vielleicht weil ich wegen dem, was Chad mir angetan hatte, keinem Mann voll und ganz vertrauen konnte. Ich hatte mich nur dann sicher gefühlt, wenn wir zärtlichen, behutsamen Sex hatten und nicht meine wilde Seite erforschten. Andrews Affäre hatte mich in gewissem Sinne befreit, und jetzt entdeckte ich die Tiefen meiner sexuellen Befriedigung, die ich mir früher nie hätte vorstellen können.
Und ich hatte keine Angst mehr, um das zu bitten, was ich wollte.
“Dein Exmann hat dir wehgetan”, sagte Peter. “Dein erster Freund hat dir wehgetan. Aber,
bella
, ich werde dir nie wehtun. Ich werde dich auf die Weise lieben, die du verdienst.”
Peters Worte wärmten mich von innen.
“Ich wünschte, ich könnte den Kerl umbringen, der dich vergewaltigt hat”, sagte Peter. Er küsste meine Schläfe. “Er hatte kein Recht, dir so wehzutun.”
“Er wird in die Hölle kommen”, erwiderte ich. Ich wollte nicht länger über Chad nachdenken. “Daran glaube ich fest.”
Zärtlich küsste Peter meine Stirn. “Jetzt fällt es mir noch schwerer, wegzufahren und dich alleinzulassen.”
Verwirrt blickte ich ihn an. “Was? Du fährst weg?”
“Ja. Wirst du mich vermissen?”
“Wohin fährst du?”
“Ich muss für vier Tage nach Key West.”
“Key West …” Mein Herz hämmerte. “Was ist in Key West?”
“Arbeit. Ich drehe ein Promotionsvideo für das Sheraton.”
“Oh.” Ich runzelte die Stirn.
“Sei nicht traurig.” Peter schob seinen Daumen unter mein Kinn und hob mein Gesicht an, damit ich in seine Augen blickte. “Ich werde in vier Tagen zurück sein,
bella.
Am Dienstag.”
“Wie soll ich vier Tage ohne dich überleben?” Dienstag schien mir ein Leben weit entfernt.
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