Bettgeflüster
gegangen.
Es hatte nichts genützt. Er hatte trotzdem nicht einschlafen können. Er musste immer wieder an Harrie denken. Nach seiner letzten Bemerkung hatte sie ausgesehen, als hätte er ihr eine Ohrfeige versetzt.
Und in gewisser Weise stimmte das sogar. Das war ihm während des Spaziergangs bewusst geworden. Er hatte Harrie absichtlich verletzt. Warum eigentlich? Weil es ihn verletzt hatte, sie den ganzen Abend mit Adam Munroe beobachten zu müssen? Ja, verdammt, das war der Grund.
Quinn konnte es nicht ertragen, sie mit einem anderen Mann zu sehen, und ganz und gar unerträglich war es ihm, wenn er sie dann auch noch lachen hörte. So gegen ein Uhr in der Nacht, als er durch den Wald zurück zum Haus gewandert war, war ihm klar geworden, dass er Harrie für sich haben wollte.
Er richtete sich auf, schwang die Beine aus dem Bett und fühlte sich seltsam mutlos. Wie sollte er mit seinen Gefühlen für Harrie umgehen? Was konnte er tun? Zweifellos hatte er sich am Abend zuvor alles verdorben. Er wäre schon glücklich, wenn Harrie jemals wieder mit ihm reden würde.
Momentan würde ich mich sogar über eine ihrer Beleidigungen freuen, dachte er wehmütig.
Als er Stimmen draußen auf der Einfahrt hörte, stand er auf und durchquerte den Raum. Durch das halb geöffnete Fenster sah er Danie unten auf dem kiesbedeckten Weg stehen. Sie blickte hinter Harrie her, die auf einem Rappen davonritt.
Er beobachtete sie bewundernd. Sicher und selbstbewusst saß sie auf dem kräftigen Pferd, und ihr langes dunkles Haar wehte im Wind. Sie verschwand in dem Wald, in dem er in der Nacht umhergewandert war.
Dass sie reiten konnte, hatte er nicht gewusst. Aber er wusste so vieles nicht über Harrie. Würde er jemals alles erfahren?
„Warum kommen Sie nicht nach unten und trinken mit mir Kaffee?“ Danie lächelte ihn an, als er zu ihr hinunterschaute. Sie beschattete die Augen mit den Händen, denn die Sonne schien hell vom Himmel. „Kommen Sie, wir trinken zusammen Kaffee“, lud sie ihn noch einmal ein. „Aber ziehen Sie sich erst etwas an“, fügte sie spöttisch hinzu.
Quinn hatte ganz vergessen, dass er außer einem winzigen schwarzen Slip nichts anhatte. Jeder, der zum Fenster hinaufblickte, konnte das erkennen. Er wurde ganz verlegen. Und Danie mit ihrem trockenen Humor lachte ihn auch noch aus.
„Okay, in bin gleich unten“, antwortete er.
Danie nickte. „Ich halte den Kaffee warm.“
Im Umgang mit Danie mit ihrer scharfen Zunge muss ich lernen, über mich selbst zu lachen, sagte er sich, während er im angrenzenden Badezimmer duschte.
„Ich würde Ihnen noch etwas anderes als nur Kaffee anbieten“, erklärte Danie und zuckte die Schultern, nachdem Quinn sich fünfzehn Minuten später zu ihr ins Frühstückszimmer gesetzt hatte, „aber es ist Sonntag, und wir müssen warten, bis alle aufgestanden sind. Sobald die anderen Gäste eingetroffen sind, gibt es den Brunch.“ Sie verzog das Gesicht. Offenbar war sie davon nicht begeistert.
„Der Kaffee wird mir guttun.“ Da er so wenig geschlafen hatte, wurde Quinn bei der Vorstellung, etwas essen zu müssen, beinah übel.
„Falls Sie vorhin beunruhigt waren“, begann Danie und reichte ihm eine Tasse Kaffee, „Harrie reitet schon, seit sie laufen kann.“
Er setzte eine gleichgültige Miene auf. Diese junge Frau war viel zu scharfsinnig. Er konnte es sich nicht erlauben, irgendwelche Regungen zu zeigen. „Ich war nicht beunruhigt“, antwortete er wahrheitsgemäß. Auch wenn er nicht viel vom Reiten verstand, hatte er sogleich gespürt, dass Harrie eine hervorragende Reiterin war.
Danie zog die Augenbrauen hoch. „Wirklich nicht?“
„Nein. Warum glauben Sie, ich wäre beunruhigt darüber, dass Harrie auf diesem riesigen schwarzen Monster durch den Wald reitet?“, fragte er.
„Dieses schwarze Monster ist ein Hengst und heißt Ebony“, erklärte Danie. „Ich dachte, Sie seien beunruhigt, weil Sie in Harrie verliebt sind.“
Beinah hätte Quinn sich an dem heißen Kaffee verschluckt, von dem er gerade einen Schluck getrunken hatte. Er stellte die Tasse hin und sah Danie verblüfft an. Was für eine kühne Behauptung! Er sollte in Harrie verliebt sein!
Oder stimmte es vielleicht?
„Korrigieren Sie mich, wenn ich mich irre“, fuhr Danie fort, „aber …“
„Natürlich irren Sie sich“, unterbrach er sie, ehe sie weitere Vermutungen anstellen konnte.
Er war schockiert über Danies Bemerkung, denn er war noch nie in eine Frau verliebt
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