Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition)
staubtrocken. »Aus strategischen Gründen desinteressiert« wäre mir lieber, denn Sex, der mich auf die wogende Matratze eines Janni Kraillinger führt und sonst nirgendwohin, ist garantiert völlig überflüssig. Da entlockt mir jeder Achtzylinder mehr Seufzer. Autos sind sowieso die besseren Liebhaber: Sie sind morgens immer noch da, wo du sie am Abend zuvor abgestellt hast. Und du bestimmst, wann sie dich wie weit und wohin bringen.
Janni macht einen Abgang, den Spinat aufs rechte Auge gepresst. Trotzdem, ich freue mich direkt für ihn, weil er das »Z« von »Zicke« so schön verständlich herausgebracht hat. Offensichtlich habe ich ihm doch keinen Zahn ausgeschlagen.
Ich warte, bis die Schritte von Jannis Cowboystiefeln verklingen, und während ich mit Gummihandschuhen und Schwamm den Tatort säubere, fährt mein System ein bisschen herunter. Es macht sich wieder bemerkbar, dass in meinem Blut ziemlich viel von dem Klosterlikör schwimmt, mit dem mich zuerst die Lechner-Oma und dann der Janni abgefüllt haben. Sich erst einen ansaufen und dann herumschlägern – zu lange darf ich nicht darüber nachdenken, wie mein Einstand hier auf der Insel gelaufen ist.
Nachdem Janni das Weite gesucht hat, schlappe ich in Tante Caros Pantoffeln die Treppen nach oben, ins Türmchen. Fünf Stunden nach meiner Ankunft auf der Fraueninsel mache ich endlich die Tür zu dem Dachzimmer auf, in dem ich als Kind immer geschlafen habe.
»Klick« macht der Lichtschalter, ein altmodischer Keramikknopf, den man in die Senkrechte drehen muss. Das Zimmer ist kleiner, als ich es in Erinnerung habe, aber dafür ist es viel, viel schöner. Alles ist in Weiß gehalten, das Bett, der gehäkelte Bettüberwurf, das Bücherregal, die Dachbalken und der Dielenboden.
Ich öffne das Dachfensterchen, um die Läden der kleinen Gaube zu schließen, und lausche kurz hinaus, so wie Tante Caro das immer machte, wenn sie kam, um mir Gute Nacht zu sagen. Von hier oben ist nur das Plätschern des Seewassers auf den Kieseln zu hören, und als ich auch noch das Fenster schließe, umgibt mich absolute Stille.
Ich drücke die Nase ins Kopfkissen und erinnere mich daran, wie sehr sich Tante Caro gefreut hatte, wenn ich ihr beim Wäscheaufhängen zur Hand gegangen war. »Dich kann man echt gut brauchen, kleines Spatzl«, hatte sie gesagt, und das hatte mich so verlegen gemacht, dass ich mein Gesicht immer in der nassen Wäsche vergraben hatte. Ich schlafe sofort ein, in der Nase den Geruch von Lavendel und Sommer.
Nachdem ich der Lechner-Oma verklickert hatte, dass ich niemals auf die Fraueninsel kommen würde, um nach Tante Caro zu suchen, war ich sehr viel schlechter eingeschlafen und hatte geträumt, dass die Stöckls mich im Twingo die Treppen zu Olivers Penthouse hochjagten, während Lila von oben durchs Treppenhaus kreischte: »Damit du immer kommen kannst, du kleines Spatzl!«
Am Morgen wachte ich völlig gerädert auf und machte mich noch früher als sonst auf den Weg in die Firma. Das Quietschen von Lilas Stimme hörte ich schon von der Sonnenstraße aus. Oliver war gerade dabei, diesen wandelnden Pausenriegel mit den knallpinken Lippen und dem fliederfarbenen Lederjäckchen zu verabschieden, die knappen Jeans da, wo bei einer normalen Frau »Achtung Bikinizone« aufleuchten würde. Ich wurde von der Werkstatt aus Zeugin, wie Oliver seine frischgebackene Exfrau zum Abschied ziemlich lange küsste und ihr die Autotür aufhielt. Trotzdem blieb ich ruhig, denn hatte mir Oliver nicht gestern hoch und heilig versprochen, sich scheiden zu lassen? Also verschränkte ich die Arme und wartete gelassen.
» Sit down , Schatzi«, flötete er und schloss die Glastür seines Büros hinter uns. Schatzi? So nannte er mich sonst nie, und ich hatte es bisher auch nicht vermisst. »Ich führ dich heute aus, zu Gino , wenn du willst. Da gibt es dienstags doch immer die Champagnercocktails, die du so liebst. Was sagst du? I like ?«
Ich nickte abwartend und mit steigendem Blutdruck, weil ich an Olivers Lächeln merkte, dass das dicke Ende noch kam.
»Nur morgen früh …« Oliver stellte sich ans Fenster und eröffnete mir, ohne mich anzusehen: »… da muss ich leider nach L.A.«
»Morgen?« Ich stellte mich neben ihn und zupfte ihn nervös am Ärmel. »Beruflich? Das klingt toll! Kann ich da mit?«
Olivers Gesichtsausdruck blieb unverbindlich, als er antwortete: »Nein, du leider nicht, Schatzi. Lila soll am Freitag bei der Universal für eine Rolle
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