Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition)
einem mulmigen Gefühl und lasse den Finger ein zweites Mal ein wenig länger auf dem Startknopf. Das schrille Piepsen, das mein Laptop dann von sich gibt, lässt den Janni sofort in die Höhe fahren. Gemeinsam starren wir auf den Bildschirm, auf dem in rasender Abfolge erst unlesbare Ziffern flitzen, dann mehrmals untereinander die Worte
,
, bevor mein Laptop in tiefem Schweigen versinkt.
»Scheißndeisn«, bemerkt Janni mitfühlend. »Der ist am Arsch.«
»Sieht so aus. Wasserschaden«, antworte ich so tapfer wie möglich und nehme mir meinen Trenchcoat von der Stuhllehne. »Wenn das so ist, dann komme ich mit. Aber nur, wenn du mich wieder hierher bringst, nachdem ich bei dir im Internet war.«
Der Regen hat immer noch nicht aufgehört, als Janni mir zwei Stunden später wieder ins Haus hilft. Ich will mich mit einem Winken verabschieden, aber es gerät zu einer brezenförmigen Schleifenbewegung. Warum muss ich mich auch mit einem Inselsheriff wie Janni Kraillinger auf ein Wettsaufen einlassen? Gut, ich konnte bei ihm meinen Flug nach L.A. umbuchen, aber musste ich mir dann auch noch Rocky II mit ihm anschauen? Doch unter Bettreife versteht Janni anscheinend etwas anderes, und mein Gefuchtel wird von ihm prompt als Aufforderung zur Umarmung missverstanden.
»Ich hab übrigens ein Wasserbett«, wirbt er und steckt mir seine lange Zunge so tief ins Ohr, dass mein Kleinhirn beinahe nasse Füße bekommt.
»Ein andermal gern«, flüstere ich und überlege zuerst noch, ob es sich lohnt, sich einen mit stellvertretender Polizeigewalt warmzuhalten, aber weil mir eine ziemlich unangenehme Gänsehaut die Wirbelsäule hochrattert, tue ich so, als würde ich stolpern, um nach hinten auszuweichen.
»A rechter Zahn bist geworden, echt jetzt. Hätt ich gar nicht gedacht«, murmelt Janni unverdrossen und macht keinerlei Anstalten, beizudrehen. Ein Cowboy, wie er im Buche steht, mit einem verwegenen Zug um den Mund und einem ziemlichen Schlafzimmerblick, mit dem er mich unter gesenkten Lidern ansieht.
»Magst nicht doch noch ein Betthupferl?«
»Nein, Janni, ich bin echt bedient. Ich kann nichts mehr trinken. Ich will doch morgen rausfinden, wo Tante Caro steckt. Und dann wieder heim.«
»Ah na!« Janni kommt schon wieder näher, und mir stellt es allmählich von seiner klebrigen Zutraulichkeit die Nackenhaare auf.
»Ich red nicht vom Schnaps. Du weißt schon, was ich mit Betthupferl meine, gell?«
»Achtung«, gebe ich meine erste Warnung ab, »jetzt fällt der Watschenbaum gleich um!«
»Na freilich«, belustigt sich der Janni. »Ein echter Tiger bist du, gell? Das ist gut, dass es so eine Raubkatze auf die Insel verschlagen hat, da bin ich Experte!«
»Ich zeig dir gleich einen Experten!«, warne ich Janni das letzte Mal.
»Ach komm, Sefferl«, säuselt er.
»Für dich bin ich immer noch die Joe, klar?«
Aber Janni hört nicht zu, sondern fährt seine Zunge schon wieder Richtung Ohrmuschel aus.
Ich ducke mich weg und umfasse den Hausschlüssel in der Hand wie einen Schlagring. Gut, dass Janni immer noch seine Uniform trägt, denke ich mir noch, auf dem dunkelblauen Stoff wird man die Blutflecken nicht sehen. Und dann mache ich den Spezial- move , den ich mit Atakan aus Neuperlach für den Ernstfall trainiert habe. Denn der ist gerade eben eingetreten, allerdings nicht in Form eines Autoknackers, sondern in Gestalt des Feuerwehrhauptmanns Janni Kraillinger. Der sich anscheinend gedacht hat, wenn er es schafft, mich auf seinem Wasserbett flachzulegen, werde ich sofort die Engel Hosianna singen hören und einfach vergessen, dass er mich vor vierzehn Jahren »das biologisch angebaute Fetthenderl« genannt hat.
Der Inselsheriff und Wasserbettbesitzer geht in die Knie wie ein Klappstuhl.
»Josepha, dich zeig ich an!«, jault er, beide Hände im Schritt, und ich frage mich, wie er das machen will mit der Anzeige, weil er ja derjenige ist, der im Moment die Polizeigewalt auf der Fraueninsel hat. Mich bei sich selbst anzeigen?
»Das war reine Notwehr!«, antworte ich mit fester Stimme, streiche mir die Haare aus der Stirn und prüfe zuerst, ob ich mir nicht einen Fingernagel abgebrochen habe. Dann wickle ich eine Packung Tiefkühlspinat in ein sauberes Geschirrtuch, damit Janni sie sich aufs Gesicht halten kann.
»Du frigide Zicke, du frigide!«
Da mag der Janni recht haben, obwohl ich es vielleicht anders formulieren würde – frigide klingt so
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