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Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition)

Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition)

Titel: Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hohner
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jemand neben meinem Bett und rüttelt mich an der Schulter, aber meine Lider sind so schwer, als hätte ich Eisenstangen auf den Augen.
    »Guten Morgen. Draußen war der Schüssel noch im Schloss, und ich hab mir gedacht, ich schau mal nach dir«, sagt das Wesen. »Ich bin die Kati, falls du mich nicht mehr kennst. Ich muss schon sagen …«
    »Was«, stammele ich verwirrt, weil ich eine Weile brauche, um in der Gegenwart (mein erster Morgen auf der Fraueninsel; beachtlicher Brummschädel) anzukommen, blinzle und frage mich, warum mein Besuch in einer Latzhose aus grünem Gummi steckt, »was willst du damit andeuten?«
    »Ach, nur dass ich gerade den Janni getroffen habe, als ich vom See gekommen bin.«
    »Vom See? Bist du auch gerade angekommen?«
    »Nein. Ich wohne hier. Wieder. Ich habe die Fischerei von meinem Vater übernommen und bin jetzt die Sonnfischerin. Hätte auch keiner gedacht, aber jetzt ist es so.«
    »Und was willst du von mir?«
    Ich nehme trotz meines Zustands eine abwehrende Haltung ein, weil ich mich leider daran erinnere, wie penetrant mich früher die Kati zum Beachvolleyball mitschleifen wollte, obwohl ich unmissverständlich klargemacht hatte, dass ich Tante Caros Garten nur im Notfall verlassen würde. »Willst du mich blöd anmachen, weil ich nicht das Betthupferl vom Janni sein wollte?«
    »Nein«, sagt die Kati freundlich. »Ich wollte dir nur dazu gratulieren.«
    Ich richte mich auf und schaue mir die breitschultrige Katharina Lochbichler ein wenig genauer an, ihre Sommersprossen, die dicken, in der Mitte gescheitelten roten Locken und die großen grünblauen Augen. Wenn ich mich schon so schrecklich fühle, weil ich nur für ein paar Tage hierher muss, wie muss es dann sein, als junge Frau immer hier zu leben? Wart nur, Kati, denke ich mir, hier in dieser Einöde wirst du bald die ersten Sorgenfalten kriegen und enden wie die Emerenz, wenn du nicht den Absprung schaffst. Im Moment allerdings grinst mich Kati an, als wäre ich ein Weihnachtsgeschenk.
    »Ich wollte nur sagen, dass es ganz gut ist, dass dem Janni mal jemand eine eingeschenkt hat. Meine Schwester kann dir ein Lied davon singen.«
    »Keine Ursache«, antworte ich so würdevoll wie möglich, trotz meiner Nopi-verklebten Synapsen. »Hat er es dir erzählt?«
    »Nein. Aber mein Vater hat mir erzählt, dass der Janni gestern Abend bei der Feuerwehrübung groß geprahlt hat, dass Frischfleisch auf der Insel angekommen ist. Und da hab ich mir schon gedacht, dass es ganz gut wäre, wenn das Frischfleisch ihm eine aufbrennen würde. Mei, und heute früh, da hat er ein bisschen so ausgesehen, als hätte ihn einer mit dem Schlagstock rasiert. Das warst doch du, oder?«
    Ich nicke, und als die Kati mir die Handfläche hinhält, zögere ich nur kurz und gebe ihr dann ein High-Five. Allerdings steigt mir dabei ein Geruch in die Nase, den ich schon ohne Kater ziemlich grenzwertig finde – die ganze Frau riecht nach Fisch. Nicht nach Fisch, nein, nach nassem, frischem Fisch. Aber das genügt, dass auch mein Magen beschließt, aufzustehen, und zwar um einiges schneller als der Rest meines Körpers. Ich verkneife mir die Frage, welche Rechnung Katis Schwester noch mit dem Janni offen hat, schlage mir die Hand vor den Mund und stürze ins Bad.
    Nach einer Viertelstunde klopft Kati so laut an die Tür, dass mir beinahe der Klodeckel auf den Kopf fällt.
    »Was ist los?«
    »Ich muss weiterarbeiten. Brauchst du immer so lang im Bad? Kein Wunder, dass dir gestern der Dampfer davongefahren ist!«
    »Mir ist schlecht, und das Wasser ist eiskalt!«
    »Da wird halt der Boiler kalt sein, weil die Heizung aus ist! Du kannst auch bei uns duschen«, schlägt mir Kati vor, aber das kommt natürlich nicht infrage. In diesem Zustand werde ich auf gar keinen Fall unter die Leute gehen. Ich mache mich an die Arbeit, Sefferl wieder in eine Joe zu verwandeln, und starre nach einer ekelhaft kalten Dusche nachdenklich in den Spiegel. Ich versuche mich an das Gesicht meiner Patentante zu erinnern, aber es will mir nicht so richtig gelingen.
    »Regnet’s noch?«, schreie ich aus dem Bad. »Ich will nachher mal eine Inselrunde machen und mit den Leuten reden.«
    »Nein. Nebel ja, Regen nein«, antwortet eine Männerstimme. Ich merke, wie mir wärmer wird, von einer Hitzewelle, die mir ins Gesicht steigt. Ich stöpsle meinen Lippenstift zu, ziehe meinen Pulli über den Kopf (ich habe mich heute für das Äußerste an Landlook entschieden, was mein Koffer hergibt:

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