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Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition)

Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition)

Titel: Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hohner
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reißt es die Emerenz den Kopf herum. »Der Sonnfischer Boni und die Helga? Aber, geht das denn? In dem Alter?«
    »Achwo, ned beim Boni! Seine Tochter, die Kati, und der David vom Hotel oben! Dabei sind sie noch gar ned verheiratet! Aber ich bin mir nicht sicher, ich hab’s nur läuten hören, von der Bäckerin. Mei, wenn man halt jemanden wüsste, der’s ganz genau weiß, gell!«
    »Mei, die wären ja ohne mich gar ned zsammkommen!«
    Die Emerenz lässt keinen Zweifel daran, dass es quasi ihr Verdienst wäre, sollte bei den Sonnfischers tatsächlich jemand schwanger sein, und verschwindet so schnell, dass sie nicht einmal die Haustür hinter sich zuzieht. Draußen rauscht es, als hätte jemand einen überdimensionalen Föhn eingeschaltet.
    »Oh mei«, sagt die Lechner-Oma und zieht den Reißverschluss der Dokumentenmappe auf. »Jetzt kommt der Ostwind. Und mit ihm der Schnee.«
    »Genau das richtige Wetter, um in den Süden zu fahren«, meine ich und ziehe die Mappe zu mir her. »Vielleicht steht da ja drin, dass sich Caro von ihren ganzen Fondsgewinnen ein Apartment in Marbella gekauft hat.«
    Ich ziehe die Mappe zu mir her und suche nach weiteren Hinweisen.
    »Und, Marbella?«, fragt mich die Lechner-Oma eine Minute später ungeduldig und stapelt die benutzten Teller aufeinander.
    »Leider nein. Stellt euch vor, der Bergmann wollte das Haus gar nicht mehr kaufen. Er wollte es geschenkt. Und Tante Caro hat unterschrieben«, sage ich tonlos und blättere in dem dreiseitigen Vertrag vor und zurück.
    »Wie bitte?«, erschrickt die Anneliese und nimmt mir das Dokument aus der Hand.
    » ›… notariell beglaubigt … Eigentum … Haus an Herrn Doktor Hannes Bergmann fällt … Frau Caroline Drechsel bis zu ihrem Tode eine Leibrente zu zahlen und medizinische Versorgung zukommen zu lassen …‹ Lies du weiter, mir wird’s ganz schlecht«, krächzt sie und gibt den Vertrag weiter an Leonie. Die schlägt die letzte Seite auf und nickt mir dann zu.
    »Unterschrieben Anfang Oktober, einen Monat bevor sie das erste Mal in die Klinik kam. Denkt ihr, was ich denke?«
    »Ja«, nicke ich, während die alte Bergfischerin aus dem Bekreuzigen nicht mehr herauskommt, »das ist kein Vertrag. Das ist ein Pakt mit dem Teufel.«
    »Fragt sich nur, warum die Caro sich darauf eingelassen hat, wo sie doch das Haus dir vererben wollte«, überlegt die Anneliese, und ich reiße die Augen auf und verschlucke mich.
    »Wie bitte? Ich und ein Haus auf diesem gottverl… äh, dieser romantischen Insel?«
    »Ja mei, sie hat immer gesagt, dass du ihr Herzipopperl bist und dass du mal das Seeblick bekommen sollst. Aber dann ist ihr wohl der Bergmann dazwischengekommen.«
    Wir sehen uns an wie begossene Pudel, und ich weiß nicht, ob ich froh oder traurig darüber sein soll, dass ich nicht mehr in Tante Caros Letztem Willen erwähnt bin.
    »Himmel!«, ruft dann die Anneliese. »Wir müssen los, in die Kirch! Wir singen heut im Chor! Kommst du mit?«
    »Nein, danke«, winke ich ab und stehe auf, um in die kleine Putzkammer neben der Kellertreppe zu gehen, »ich muss um zwölf zum Janni und wollte vorher noch was erledigen.«

Ich verfrachte Putzzeug und Staubwedel in einen Schubkarren und mache mich an die Arbeit. Es wird wirklich höchste Zeit, dass sich jemand um die Pflege von diesem Boot kümmert, und obwohl ich absoluter Profi bin, kostet es mich beinahe eine Stunde, bis die CAROLINE eine blitzblanke, spinnwebfreie Kajüte hat. Ich turne zum Abschluss ziemlich waghalsig um das Boot herum, um die Scheiben auch von außen zu putzen, und weil ich in der Sterzinger-Schmiede das Licht brennen sehe, rechne ich fast mit einem Kontrollbesuch. Als Basti tatsächlich auf mich zukommt, bin ich deswegen nicht besonders überrascht, sondern wienere so fest, dass das Fensterleder quietscht. Soll dieser Chaot ruhig sehen, wie schön ein Gebrauchsgegenstand werden kann, wenn man ihn entsprechend behandelt.
    »Was wird das, wenn’s fertig ist?«, grantelt mich der Schmied prompt an.
    »Na, wonach sieht’s denn aus?«, meine ich gut gelaunt und springe von der Reling zurück auf den Bootsboden. »Ich kümmere mich um das Boot meiner Tante, das war ja völlig verdreckt.«
    »Aber nicht, weil du damit fahren willst, oder?«
    Ich ziehe mir die rosa Gummihandschuhe von den Fingern und zucke mit den Schultern. »Was denn sonst?«
    »Das kannst vergessen. Heut ist Ostwind.«
    Ich sehe auf den sonst so dunkelgrünen See hinaus, der heute eine andere Farbe hat,

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