Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition)
ha?«
Was ist eine Bixlmadam, bitte schön? Und wieso sagt er eigentlich ummi ? Der Süden wäre geografisch natürlich abi ! Das kommt wahrscheinlich davon, wenn man sein Leben lang die immer gleichen Stationen auf dem Chiemsee abfährt.
»Nein«, antworte ich. »Ich will nur nach Gstadt in die Werkstatt vom Janni Kraillinger.«
»So schaust aus. Und ich fahr mit dem Schiff bis nach Honolulu«, grinst er, kassiert aber von mir tatsächlich nur einen Euro.
Nach dieser rätselhaften Konversation bin ich erleichtert, als ich in Gstadt Rauch aus dem Schornstein der Bootswerft aufsteigen sehe, vom Sturm waagrecht weggewirbelt. In der Werkstatt riecht es so stark nach Lack, dass mir beinahe die Luft wegbleibt, und Janni sieht nicht besonders begeistert aus, als er mich sieht.
»Du bist viel zu spät. Das ist wieder typisch für eine aus der Stadt!«, blafft er mich an, eine Airbrushpistole total sheriffmäßig im Anschlag. »Ich weiß fei nicht, ob ich jetzt noch Zeit habe!«
»Na klar, wenn man nach dem geht, was du so erzählst, hast du dich auch so mit mir ausgepowert, dass du jetzt wahrscheinlich eh erst mal ins Männergenesungsheim musst, oder?«, keife ich zurück. Ich finde es wirklich schwierig, bei diesem Feuerwehrgockel einen normalen Tonfall anzuschlagen. Aber weil ich so nicht weiterkommen werde, atme ich tief durch und mache einen neuen Anlauf.
»Pass auf: Du hörst auf, herumzuerzählen, dass wir miteinander in den Ring gestiegen sind, und ich sag dafür ab jetzt keinem mehr, was wirklich passiert ist. Aber ich wäre total froh, wenn wir wieder gut wären, ich brauche nämlich wirklich deine Hilfe. So agentenmäßig.«
Jannis Blick entspannt sich ein wenig, soweit das möglich ist, bei dem violetten Schatten, der sein linkes Auge umrandet. Er legt die Farbpistole weg und zieht ein zusammengefaltetes Kuvert aus der Brusttasche seiner Feuerwehrjacke, die neben der Tür hängt.
»Das hatte die Caroline in der Hand, als wir sie in den Heli gebracht haben, und ich hab es eingesteckt. Vielleicht ist es ja wichtig.«
Ich schaue mir den Behördenstempel darauf an. Ein Brief ist darin, und ein zusammengefalteter Plan. Ich setze mich auf einen leeren Bierkasten, weil mir kalt ist und mir die Füße wehtun, und beginne zu lesen.
»Betreff: Nutzungsänderung Anwesen Haus Nr. 8, Fraueninsel «
Und auf einmal ist meine Müdigkeit wie weggeblasen.
»Sehr geehrter Herr Doktor Bergmann,
Ihre Anfrage zum Umbau des Hauses Frauenchiemsee Nr. 8 können wir positiv beantworten. Da auf der Fraueninsel keine Erhaltungssatzung gilt, steht grundsätzlich einem Umbau nichts im Wege. Da das Objekt bereits als Pension eingetragen ist, müssen Sie beim Umbau in eine Hotelanlage keine Nutzungsänderung beantragen.
Mit freundlichen Grüßen,
Georg Habersack,
Landratsamt Traunstein.«
Mein Blutdruck schnellt in die Höhe, als ich mir den Plan ansehe. Er zeigt die Computersimulation einer klobigen, hufeisenförmigen Hausfassade mit Flachdach, einer Poollandschaft davor und einem rot-weiß gestreiften Leuchtturm dahinter. Nur an den zwei großen Bäumen und dem Wasser im Hintergrund kann man erahnen, dass es sich dabei um eine Zukunftsversion von Tante Caros Haus handelt. » Sylt am See. Sylt am See?«, lese ich laut und springe empört auf. »Kein Wunder, dass Tante Caro sich darüber aufgeregt hat!«
Von der offenen Seite von Jannis Werkstatt sehe ich auf die Fraueninsel, Dächer schimmern durch die kahlen Bäume, und ich versuche mir statt der ockerfarbenen Villa einen scheußlichen Hotelblock vorzustellen.
»Janni, ich habe eine heiße Spur«, drehe ich mich dann entschlossen um. »Und ich will, dass du mir offiziell beim Ermitteln hilfst, damit es schneller geht.«
»Okay …«, meint Janni zögernd und legt die Hand wieder ans Airbrushgerät. »Aber ich muss heut noch was lackieren.«
»Bitte! Du müsstest nur für mich in die Chiemseeklinik gehen und die Schwester von der Inneren fragen, ob sie sich an diesen Mann hier erinnern kann.«
Auf dem Bildschirm meines Telefons erscheint das Gesicht von Doktor Bergmann, das ich von seiner Website runtergeladen habe.
»Weil Tante Caro nämlich ihren ersten Schlaganfall bekommen hat, nachdem sie diesen Plan gesehen hat, weil sie erkannt hat, was der Bergmann mit dem Seeblick vorhat. Und den zweiten, als sie jemand im Krankenhaus besucht hat. Und ich will wissen, ob der Besuch auch der Bergmann war!«
»Ja also«, zögert Janni, »ich weiß nicht … du hast ja noch gar
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