Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition)
einiges höher als noch gerade eben. »Willst du was essen, Schatz?«
»Mach dir keine Arbeit, mein Engel«, sagt der Schweizer bedächtig und steckt die Nase in ihre Locken, »geht’s dir besser?«
»Ja, gut, dass mich die Seenot von der Josepha auf andere Gedanken gebracht hat. Aber das war schon ein Schock heute Morgen – kommt die Emerenz plötzlich an und fragt aus heiterem Himmel, ob ich schwanger bin!«, meint die Kati und verschwindet fast völlig in den Armen von ihrem David.
»Und, bist du?« Ich schaue peinlich berührt von einem zum andern. Kati versucht tatsächlich, auf diesem Affenfelsen eine Familie zu gründen? David ist doch aus der Schweiz, da ist es auch schön!
»Nein, aber ich wär’s gern. Aber irgendwann wird’s schon klappen …«
Kati lächelt ein kleines trauriges Lächeln und steht dann von Davids Schoß auf. »Ich muss noch schnell die Kühlung abschließen.«
»Komm schnell wieder! Lieb dich!«, ruft ihr der Schweizer hinterher.
»Lieb dich auch!«
Ich hocke da, mit meinem leeren Schnapsglas in der Hand, und fühle mich, als hätte ich gerade einen kitschigen Werbespot im Fernsehen gesehen.
»Bleibst du noch länger auf der Insel?«, reißt mich David aus meinen Gedanken, und sein Hund kommt auf mich zu und legt mir freundlich die Schnauze aufs Knie.
»Genau, willst du nicht noch hierbleiben?«, fragt mich jetzt Fränzi. »Seit du auf der Insel bist, ist der Basti kaum wiederzuerkennen. Man muss sich mal vorstellen – der hat heute bei uns angerufen, weil er wollte, dass wir dich suchen!«
»Wieso? War der früher etwa noch unfreundlicher?«, frage ich und kraule dem hübschen Tier das weiche Ohr.
»Viel schlimmer, vor allem, seit …« Die Fränzi beißt sich auf die Lippe.
»Seit wann?«, frage ich neugierig.
»Ich wollte nur sagen: Es ist besser mit ihm geworden, seit du da bist, Josepha«, weicht mir Fränzi aus.
Ich bin zu k.o. und schon zu sehr daran gewöhnt, um mich darüber aufzuregen, dass mir schon wieder nichts erzählt wird. Und dass es sich immer noch nicht rumgesprochen hat, dass ich inzwischen lieber Joe genannt werde.
»Redet ihr vom Basti?«, fragt jetzt die Kati, die zurückkommt und sich wieder tuchfühlungsmäßig zum Schweizer setzt. »Ist das Sefferl nicht eh in festen Händen?«
Ich nicke und knuffe das Hundeohr zwischen Daumen und Zeigefinger hin und her.
»Und, seid ihr glücklich?«
»Na klar! Oliver ist mein Chef«, ich drücke beim Gedanken an die vielen Autos, die in München auf mich warten, das Hundeohr so fest, als wäre es ein Poliertuch, »und wir haben tolle Pläne!«
»Wieso, wollt ihr heiraten?«, fragt die Kati neugierig.
»Nein, er ist noch verheiratet, aber für mich will er sich scheiden lassen. Außerdem hat er mich gerade befördert, und das sagt mehr als tausend Worte.«
Der Setter fiept vor Schmerz, zuckt zurück und schüttelt seinen Kopf, dass die Ohren nur so schlackern.
»Sicher«, nickt der Schweizer freundlich und klopft seinem Hund die Seite, weil der sich lieber wieder zu ihm verzogen hat.
»Befördert? Da schau her«, meint Kati und zieht die Augenbrauen ein bisschen hoch. »Das ist natürlich praktisch, wenn einen der eigene Freund befördern kann. Das sollte ich mir merken. Wenn du jetzt bei mir einsteigst, Schatzl, soll ich dich dann auch befördern?«
»Du wirst gleich sehen, wo ich dich hinbefördere!«, meint der Schweizer. Bäh, sind die verliebt! Es gibt tatsächlich Leute, die sich benehmen wie in einer Pralinenwerbung, und das auch noch in aller Öffentlichkeit. Ich muss bei diesem ganzen verliebten Geplänkel angestrengt aus dem Fenster schauen, weil es mir unglaublich auf die Nerven geht. Und es nervt mich noch mehr, dass sich zu meiner Müdigkeit ein weiteres Gefühl gesellt: der blanke Neid.
»Wieso Insulanertarif? Ich kenn dich aber ned!«
Ich habe beschlossen, meine Beziehung zur CAROLINE nicht noch einmal auf die Probe zu stellen, und steige um halb drei auf den Dampfer nach Gstadt. Der Schifffahrtsangestellte betrachtet mich neugierig aus seinem Kassenhäuschen.
»Acht fuchzig!«
»Wie viel?«, frage ich verblüfft. »So viel für einmal hin und her?«
»Ja«, grunzt er, total resistent gegen meinen flehenden Blick.
»Aber ich bin beinahe Insulanerin! Ich besuche meine Patentante.«
»Ah«, sagt er, »und wer soll des sein?«
»Die Frau Drechsel vom Haus Nummer acht!
»Die Frau Drechsel … so, so«, mustert er mich. »Die Bixlmadam! Wenn das so ist. Fährst in den Süden ummi,
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